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Ein Symbol fürs LebenRösrather Tätowiererin sticht Symbol für Zustimmung zur Organspende

Lesezeit 4 Minuten
Die Tattoo-Künstlerin Rebekka Behr sticht Anja Schwerm das Organspende-Symbol unter die Haut.

Die Tattoo-Künstlerin Rebekka Behr sticht Anja Schwerm das Organspende-Symbol unter die Haut.

Die Künstlerin kritisiert die Regelungen bei Organspenden in Deutschland und möchte zur Vereinfachung dieser beitragen.

Anja Schwerm ist geübt. Sie legt ihr Bein so hin, dass Rebekka Behr gut arbeiten kann, auch wenn die Position ein bisschen unbequem ist. Das Gefühl, wie die Nadel in ihre Haut sticht, macht ihr nichts aus. „Man merkt etwas, aber das tut nicht weh“, sagt die 57-Jährige. Bei dem Löwenkopf, den sie sich auf die Außenseite ihres Oberschenkels hat tätowieren lassen, sei das anders gewesen. „Da dachte ich, ich springe gleich vom Tisch“, erzählt sie.

Heute lässt sie sich ein besonderes Tattoo stechen: Durch ein einheitliches Motiv macht sie ihre Zustimmung zu Organspenden erkennbar. Der Verein „Junge Helden“ hat vor einem Jahr das Projekt „Opt.Ink“ ins Leben gerufen. Tattoo-Studios können sich auf der Internetseite des Vereins registrieren, um ihren Kundinnen und Kunden kostenlos oder kostengünstig das Organspende-Tattoo unter die Haut zu stechen.

In Rösrath gibts Symbol fürs Leben

Das Motiv: Zwei Halbkreise werden zu einem Ganzen. „Ein Symbol für das Geschenk des Lebens- die Organspende“, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Einen Organspende-Ausweis ersetzt das Tattoo aber nicht. Trotzdem soll es helfen, schneller zu erkennen, wer seine Zustimmung zur Organspende gibt. Die Initiatoren kritisieren die teils komplizierte Regelung zu Organspenden in Deutschland und wollen dem Thema mit dem Projekt mehr Öffentlichkeit geben.

Rebekka Behr schließt sich der Kritik der „Jungen Helden“ an. „Wenn das Thema für die Regierung keine Priorität hat, muss man eben anders helfen“, findet sie. Die Tattoo-Künstlerin ist selbst schon seit Jahren als Organspenderin registriert und hat sich mit ihrem Studio „Bärenstich“ bei „Opt.Ink“ registriert, weil sie so eine einfache Möglichkeit sieht, etwas Gutes zu tun.

Zwei Halbkreise werden zu einem Ganzen.

Mit dem Ergebnis sind beide zufrieden.

Für Kundinnen und Kunden, die sich noch ein anderes Motiv stechen lassen, ist das Organspende-Tattoo kostenlos. Für Menschen, die sich nur das Spender-Motiv stechen lassen, fallen 10 Euro an. „Damit sind dann die Materialkosten gedeckt. Meine Arbeit biete ich umsonst an“, erklärt sie.

Rösratherin sticht Organspende-Tattoo einmal im Monat

Seit einem halben Jahr bietet sie das Organspende-Symbol an. „Seitdem habe ich das Tattoo ungefähr einmal im Monat gestochen“, sagt sie. Das Motiv soll zwar einen Wiedererkennungswert haben, kann aber auch individuell verändert werden. Eine ihrer Kundinnen habe sich den Kreis in Regenbogenfarben ausmalen lassen.

Schwerm bekommt kleine Verzierungen um den oberen Kreis herum. Damit das Symbol erkennbar bleibt, stellen die Jungen Helden den teilnehmenden Studios ein Playbook an die Seite, in dem vorgegeben ist, wie das Symbol umgestaltet werden kann und trotzdem seinen Zweck erfüllt.

Kundin ist schon seit Jahren als Organspenderin registriert

Anja Schwerms Mann habe ihr von dem Tattoo erzählt und sie habe sich das Motiv sofort stechen lassen wollen.

Sie ist seit vielen Jahren als Organspenderin registriert, auch wenn sie anfangs etwas Bedenken gehabt habe. Sie hätte kurz Angst gehabt, dass man sie, falls ihr mal etwas passiert, nicht richtig reanimieren würde oder die Geräte zu früh abschalten würde. Aber diese Zweifel seien schnell verflogen. „Man kann ja auch immer selbst in die Situation kommen, dass man ein Organ braucht“, sagt sie. Dann wäre man froh um jede Person, die sich registriert habe.

Gute Stimmung, während die Nadel zusticht

Während Behr tätowiert, unterhalten die beiden Frauen sich. Sie sprechen über gemeinsame Bekannte und die nächsten Tattoos, die Schwerms sich stechen lassen möchte. „Beim letzten habe ich ja eigentlich gesagt, das ist das Letzte“, sagt sie. Doch sie könne es einfach nicht lassen, fügt sie an und lacht. Behr: „Das wichtigste ist, dass die Stimmung gut ist und die Kunden Spaß haben.“

Dafür, dass das Symbol ein Leben lang bleibt, ist es schnell unter der Haut. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Schwerm ist begeistert, als sie in den Spiegel schaut. „Jetzt, wo ich das selbst trage, fällt mir auf, dass ich das Symbol doch schon öfter gesehen habe, als gedacht“, sagt sie. Behr bestätigt: „So langsam kommt die Aktion bei den Menschen an.“ Das zeige auch, dass sich viele Menschen eine Veränderung in der Rechtslage wünschen würden.

„Opt.Ink“ gibt an, dass die Initiative eng mit der medizinischen Fachwelt zusammenarbeite, um den Wiedererkennbarkeit des Tattoos weiter zu verbessern. Da in der Praxis die Angehörigen das letzte Wort haben, auch wenn die betroffene Person ihr Einverständnis zur Organspende deutlich gemacht hat, rät „Opt.Ink“, die Angehörigen über diese Entscheidung zu informieren. Das Tattoo sollte an einer gut sichtbaren Stelle gestochen werden. Auch das Studio Hilltown Tattoos aus Bergisch Gladbach ist bei Opt.Ink registriert.