Einfach und leckerVier Lieblingsgerichte von Rhein-Berger Autorinnen zu Silvester
Rhein-Berg – Was kochen wir an Silvester? Thomas Rausch hat bei vier Autorinnen nachgehört, was sie zum Jahreswechsel vorschlagen: Kokos-Curry nach den fleischlastigen Weihnachtsfeiertagen, das fast schon klassische Käsefondue, ein Familien-Favorit ohne viel Abwasch oder ein Gericht, das besondere persönliche Bedeutung haben kann.
One-Pot-Pasta
Die Anfrage, ein Silvester-Rezept beizutragen, erreichte mich, als unsere One-Pot-Pasta gerade auf dem Tisch stand. Sie ist auch in Enkel-Kreisen durchaus beliebt. Dieses Gericht heißt so, weil tatsächlich „alles in einem Topf“ zugleich zubereitet wird, auch die „rohen“ ungekochten Nudeln. Ohne dass das Ganze ein Eintopf ist, auch wenn es so klingt.
Es ist lecker und praktisch, wenn es schnell gehen soll und lässt sich gut variieren. Daher habe ich auch kein festes Rezept, die Zutaten können wechseln (es sind schon auch mal Erbsen im Topf erschienen). Hier eine vegetarische Variante (für 2 Personen), die bei Appetit auf etwas Fleischliches auch mal gut mit Schinkenwürfeln serviert werden kann:
- 160 g Fusilli
- 1 Dose gehackte Tomaten
- 1 große Möhre
- 1 Stange Sellerie
- ½ große Paprika (Farbe nach Wunsch)
- 1 kleine Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 1,5 EL Kapern
- Parmesan
Zum Würzen: Olivenöl, Salz, Pfeffer, 1 EL Gemüsebrühe-Konzentrat (gern Bio), Oregano, gern auch eine kleine Schärfe (Chili oder Cayenne-Pfeffer).
Nun geht es los: Zwiebeln und Knobi klein gewürfelt, in Olivenöl anbraten, gescheibelte Möhren und Sellerie dazu, Paprika gewürfelt, mit andünsten. Dann mit gehackten Tomaten ablöschen, würzen, rohe Nudeln unterrühren, mit wenig Wasser (und Gemüsebrühe) auffüllen, bis die Nudeln knapp bedeckt sind. Bis zur gewünschten Bissfestigkeit köcheln lassen, immer mal umrühren. Da die Nudeln beim Kochen Stärke abgeben, ergibt das eine herrlich schlotzige Konsistenz. Darüber Parmesan frisch hobeln.
Da fällt mir noch ein winterliches Dessert ein: Wir laden gern Nachbarn zu einem Glühwein im Carport ein (dieses Jahr – aus bekannten Gründen – nicht). Wenn dann Glühwein übrig ist , haben wir ihn für ein Silvester-Dessert verwendet: Birnen schälen, nach Belieben ganz lassen oder halbieren und im Glühwein gar köcheln. Sie nehmen dann die Rotwein-Farbe an. In Spanien wird das als „Peras al vino“ (Birnen in Wein) im Winter gern gegessen. Dazu passt eine Creme aus zu gleichen Teilen Schlagsahne und Quark, leicht gesüßt (wir nehmen Agavendicksaft) und mit ein wenig Zitronensaft und abgeriebener Schale einer Bio-Zitrone. Prost Neujahr!
Autobiografische Suppe
Ich komme aus Gifhorn in Niedersachsen und mochte schon als Kind von allen Suppen, am liebsten Graupensuppe (Gerstengraupen) mit Brägenwurst. Brägen schrieb man bei uns mit „ä“ und deshalb bleibe ich hier bei dieser Schreibweise. Die Brägenwurst war eine Rauchwurst, der Schweinsbrägen beigemengt und die zum Ring gebunden war.
Seit der BSE-Krise wird dieser Wurst kein Brägen mehr beigemengt und sie verlor mit ihrem typischen Brägengeschmack auch ihren Namen. Sie heißt heute Kohlwurst und schmeckt ähnlich wie die angeräucherten Mett- oder Kohlwürstchen, die es auch hier überall gibt. Nur ihre Ringform hat man der „verarmten“ Brägenwurst gelassen. Aber es lohnt sich heute nicht mehr für mich, bei der Rückreise aus der alten Heimat diese Rauchwurst im Gepäck zu haben.
Den Verlust meiner geliebten Brägenwurst habe ich in meiner als E-Book erschienenen Erzählung „Der Historiker und die Frisörin“ thematisiert. In dieser in den frühen siebziger Jahren angesiedelten Erzählung bemüht sich ein nach München gezogenes Pärchen aus Niedersachsen, dort an Wurstspezialitäten aus der Heimat zu gelangen, eben auch an die besagte Brägenwurst. So gibt es hier den autobiografischen Bezug.
Also kommen in meine Graupensuppe heute die üblichen angeräuchterten Mettwürstchen.
Aber erst einmal benötigt man eine Fleischbrühe aus Sand- oder Markknochen und Suppenfleisch, insgesamt circa 1 1/2 kg für vier Personen.
Die Brühe mit Salz, Pfeffer, Lorbeerblatt und etwas Brühwürfel 1 Stunde köcheln lassen. Dann die Brühe durchsieben und mit den Graupen (mittlere Größe), gewürfelten oder geschnittenen Kartoffeln, Mohrrüben, Porree, Sellerie, Zwiebeln und einer Knoblauchzehe noch mal für 20 Minuten aufsetzen, zum Schluss die Würste hineingeben.
Porree, Sellerie, Zwiebel und Knoblauch nehme ich dann wieder heraus und drücke deren Saft durch ein Sieb wieder in die Suppe. Danach mit Muskat, Maggiwürze, jeweils nur ein bisschen Soja- oder Worcestersoße, Tabasco, Tomatenmark, Edelsüßpaprika und nach Belieben anderen Gewürzen abschmecken.
Fertig ist die durch die gekochten Graupen gebundene Suppe, die dann mit frischen Kräutern (etwa Schnittlauch oder Petersilie) angerichtet wird. Ein einfaches und gesundes Gericht, das meiner Familie und mir nach den üppigen Weihnachtsmenüs richtig gut bekommt.
Ultimativer Glücksbringer
In meiner Kindheit wurde in Hamburg zu Silvester traditionell „Karpfen blau“ gegessen, und wer eine Fischschuppe im Essen fand, trocknete sie und tat sie anschließend ins Portemonnaie. So war sichergestellt, dass dort im neuen Jahr niemals Ebbe herrschen würde.
Die Fischschuppe war der ultimative Glücksbringer! Das ist nun ziemlich lange her, und inzwischen koche ich für meine Familie überwiegend vegetarisch. Da Weihnachten dennoch etwas fleischlastig war, soll es Silvester etwas Vegetarisches sein. Und so habe ich mich für ein schnelles Kokos-Gemüsecurry entschieden – mit viel Gemüse. Zutaten für 3-4 Personen:
- 1 rote Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 20 g Ingwer
- 3 EL Olivenöl
- 300 g Möhren
- 300 g Süßkartoffeln
- 400 g Brokkoli
- 200 g tiefgekühlte grüne Bohnen
- 1 EL gelbe Thai-Currypaste
- 200 ml cremige Kokosmilch
- 400 ml Gemüsebrühe
- 1-2 EL Sojasoße (am besten Bio)
- 1-2 EL Zitronensaft
- Frische Petersilie oder Basilikum
Die Zwiebel schneiden, Ingwer und Knoblauch schälen und würfeln. Möhren putzen und in Scheiben schneiden. Ebenso die Süßkartoffeln.
Zwiebel, Ingwer, Knoblauch, Möhren und Süßkartoffeln in Öl dünsten und Currypaste unterrühren. Etwas köcheln lassen. Kokosmilch, Brühe und 1 EL Sojasoße und 1 EL Zitronensaft dazugeben. Alles aufkochen und etwa 5 Minuten kochen lassen.
Ein Gedicht von Renate Beisenherz-Galas
Gastmahl
Mach aus dem Essen
ein kleines Fest mit Gästen,
nimm dir Zeit
zu essen, zu trinken,
bring einen Trinkspruch aus
und unterhalte dich
mit Lust und Liebe und Ausdauer.
Kurz: Pflege bei der Mahlzeit
Körper und Seele.
Und vielleicht empfindest du dann
jene
vollkommene Zufriedenheit
und jenes
wunschlose Glücklichsein,
von dem du immer geträumt hast.
Renate Beisenherz-Galas
Grüne Bohnen warm abspülen und etwas antauen. Den Brokkoli in kleine Röschen teilen. Das grüne Gemüse dazugeben, wieder aufkochen und circa 10 Minuten weiter sanft kochen lassen. Das fertige Curry unbedingt noch einmal mit mit Sojasoße und Zitronensaft abschmecken. Petersilie und Basilikum beim Servieren dazugeben. Dazu gibt es Reis oder auch Fladenbrot.
Käsefondue mit „Ranzäpfiffä“?
Silvester 1967 in Bern. Voller Freude auf den freien Abend verlasse ich mit zwei Mitschwestern die Berner Uniklinik. Albernd kämpfen wir uns durch Schneegestöber zum urigsten Lokal der Stadt. Ich bin eingeladen, erstmalig ein Schweizer Käsefondue zu genießen.
Schon steht ein dampfender Fonduetopf vor uns. Im Weinglas schimmert verführerisch der Fendant, ein Weißwein, der gut zum Fondue passt. Hm, der Käse schmilzt auf der Zunge und ich gieße reichlich von dem köstlichen Wein hinterher. Plötzlich spüre ich einen Schmerz im Magen, werde blass. Der Kellner schaut mich an, kann ein Grinsen nicht unterdrücken und fragt: „Na, hescht Ranzäpfiffä?“
„Ranzäpfiffä? Was ist das?“
„Bauchschmerzen“, erklären mir die Freundinnen, und da wird auch schon der Tee serviert. „Tee?“
„Ja, wir Schweizer trinken gern heißen Tee zum Käsefondue. Durch die kalten Getränke bilden sich schwer verdauliche Käseklumpen im Magen. Heißer Tee löst sie auf.“ Der Abend ist gerettet und der Magen verträgt zum Abschluss sogar noch einen Kaffee mit einem Glas Kirschwasser.
Wie bereite ich mein Silvester-Käsefondue zu? Es ist eine Menge Käse für sechs Personen, der gehobelt werden muss. Je 400 g Emmentaler und Greyerzer Käse. 350 ml Fendant (ein trockener Weißwein), 50 ml Kirschwasser und 1 EL Speisestärke, mit etwas Kirschwasser verrührt. Als Gewürze stehen Muskat, Salz und Pfeffer parat. Den Fonduetopf reibe ich tüchtig mit einer Knoblauchzehe aus. Käse und der Wein werden unter Rühren erhitzt.
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Die angerührte Speisestärke kommt zum Schluss hinzu. Und hier ist noch ein besonderer Tipp: Vacherin-Käse aus Kuh-Rohmilch gibt dem Fondue eine weiche, cremige Substanz. Man muss ihn nicht reiben, sondern Stückchenweise zusätzlich in die Masse geben. Beim Essen fällt er in samtigen Tropfen von den Brotstücken, ohne Fäden zu bilden. Silvester kann kommen, doch dieses Jahr kommen keine Gäste. Corona! Da reicht die Hälfte der Zutaten aus.