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Sorge vor SchulöffnungSkeptische Stimmen zu drohenden vollen Bussen nach den Ferien

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Volle Schulbusse (hier vor der Corona-Pandemie) drohen mit Öffnung aller Schulen nach den Sommerferien wieder.

Rhein-Berg – Ein „gesundheitspolitisches Harakiri“ befürchtet Gerhard Zorn, SPD-Fraktionschef im Kreistag, wenn bei der Rückkehr zum Normalbetrieb aller Schulen nach den Sommerferien nicht die Kapazitäten von Schul- und Linienbussen aufgestockt werden. „Wenn wir dann einen Betrieb wie vor der Corona-Zeit haben, kann man Abstände gar nicht einhalten“, sagte er und berichtete von fünf bis sechs proppenvollen Bussen, die ihm vor den Corona-Einschränkungen jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit entgegenkamen.

Mit dem Antrag, von der Kreisverwaltung prüfen zu lassen, wie man Busse auf stark frequentierten Strecken zu Schulzentren doppelt fahren, dazu Unterricht gegebenenfalls zeitversetzt beginnen lassen könnte und diese Möglichkeiten dann auch umzusetzen, konnte sich die SPD im Kreisausschuss am Mittwoch nicht durchsetzen. CDU und Grüne fürchteten unter anderem, Schülern und Eltern „falsche Hoffnungen“ und uneinhaltbare Versprechen zu machen, aber auch unabsehbare Kosten, wenn alles, was zur Entlastung möglich ist, ohne weitere Abstimmung umgesetzt werde, wie es die SPD wegen des Zeitdrucks gefordert hatte.

Keine Abstandsregelung und keine Maskenpflicht

Mit der Rückkehr der Grundschüler in den regulären Schulbetrieb bereits ab dem kommenden Montag würden ohnehin keine Abstandsregelungen und keine Maskenpflicht mehr im Schulraum gelten, warf Thorsten Schmalt (CDU) ein. „Dann sind wir ohnehin wieder bei alten Klassengrößen mit einer Lehrkraft, ohne Abstand und ohne Maske“, prognostizierte der beruflich als Lehrer arbeitende Schmalt ein ähnliches Vorgehen des Landes auch bei der Wiederaufnahme des kompletten Präsenzunterrichts an den weiterführenden Schulen nach den Sommerferien. „Entweder das Experiment mit den Grundschülern jetzt geht gut – oder wir kommen in die zweite Welle“, so Schmalt.

„Ich enthalte mich eines persönlichen Kommentars zu den Grundschulöffnungen“, sagte der Leiter des Krisenstabs, Kreisdirektor Dr. Erik Werdel. Er wies in seinem Bericht auch auf drohende Quarantänemaßnahmen kurz vor der Ferienzeit hin, falls es im Zuge der Grundschulkomplettöffnungen in den kommenden beiden Wochen bis zu den Ferien zu neuen Infektionen komme. Zwar sei die aktuelle Corona-Lage im Kreis (siehe Tabelle) sehr gut, von Entwarnung könne man aber weiterhin nicht sprechen und auch das Land gehe fest von einer zweiten Infektionswelle aus, so Werdel.

Aktuelle Lage

Eine Neuinfektion in Bergisch Gladbach meldete der Krisenstab des Kreises am Freitag, nachdem die Infektionszahlen im Kreisgebiet zuvor elf Tage lang stabil geblieben waren. Zudem gilt ein weiterer Patient aus Rösrath als genesen. Damit gibt es aktuell lediglich noch in Bergisch Gladbach und Leichlingen aktuelle Corona-Fälle. 23 Rhein-Berger befinden sich noch in Quarantäne. (wg)

Insofern könne man es – aus anderer Perspektive – auch anders sehen und die Grundschulöffnungen als „Testbetrieb“ für die Zeit nach den Sommerferien sehen, so Werdel.

Viele Einschränkungen werden gelockert

Mit der neuen Corona-Schutzverordnung seien ab kommender Woche unter anderem ja auch wieder private Feiern mit bis zu 50 Personen erlaubt. Noch vor Ferienbeginn solle es zudem eine Regelung geben, wie es nach dem 31. August mit Großveranstaltungen weitergehe, die bis dahin noch verboten sind, berichtete Werdel aus einer Telefonkonferenz mit der Regierungspräsidentin.

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Die Fraktionschefs Johannes Dünner (CDU) und Gerhard Zorn (SPD) dankten der Verwaltung für den großen Einsatz der Verwaltung zur Bekämpfung der Pandemie, FDP-Fraktionschef Michael Becker fügte noch einen Dank an die Bürger hinzu, die sämtliche Schutzmaßnahmen samt Einschränkungen mitgetragen hätten.