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Pendler in Rhein-BergBöses Erwachen an der Tankstelle

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Kein Stopp in Sicht: Die Kraftstoffpreise explodieren derzeit, wie hier am Montagmorgen an der Tankstelle in Overath-Steinenbrück.

Rhein-Berg – Wer mit dem Schlafsand in den Augen an diesem Montagmorgen in die Arbeitswoche gestartet ist, dürfte spätestens beim Passieren der ersten Tankstelle hellwach gewesen sein: Preise von 2,12 Euro für den Liter Super und mehr wurden da aufgerufen.

„Da kommt noch einiges auf uns zu“, seufzt Jörn Grotepass aus Rösrath, der am Montagfrüh auf dem Weg zur Arbeit in Meinerzhagen ist. Nicht mit der Regionalbahn, sondern mit dem Firmenwagen 2,05 Euro hat er beim letzten Tanken noch für den Liter Diesel bezahlt und hat noch Glück. Sein Wagen ist ein Hybrid und fährt zum Teil mit Strom. „Aber die Energie wird ja insgesamt noch teurer werden“, sagt Grotepass und hat dabei auch den Gaspreis im Auge.

Glücklicherweise vor zehn Tagen nochmal vollgetankt

„Ich habe ja noch richtig Glück gehabt, dass ich vor zehn Tagen nochmal vollgetankt habe“, sagt Monika Fischer aus Overath. 1,72 Euro kostet da der Liter Super – noch supergünstig verglichen mit dieser Woche. Die Erzieherin muss jeden Werktag zur Arbeit nach Rösrath pendeln und hofft, dass ihre Tankfüllung noch lange reicht.

Was man sonst machen kann angesichts der explodierenden Preise? „Ich schaue genau darauf, wo ich hinfahre und achte auf die Preise, um ganz gezielt zu tanken“, sagt sie.

Statt 100 Kilometer zur Arbeit öfter das Homeoffice nutzen

Manuel Koch aus Kürten darf als technischer Angestellter zweimal die Woche einen Homeoffice-Tag machen. Das will er nun komplett ausschöpfen, um jede nicht nötige Fahrt mit dem Auto zu vermeiden. Schließlich sind es rund 100 Kilometer zu den Arbeitsstätten in Köln und Bonn und zurück. „Da kommt einiges zusammen“, sagt er.

Für 1,91 Euro hat er zuletzt getankt. Und das ist erst ein paar Tage her. „Und das ist noch nicht das Ende“, sagt Koch mit Blick auf die Sprit-Preistafel. Seine Prognose: „Das wird noch bis auf 21,50 Euro hochgehen.“

„Die Spritpreise sind eine Schraube, die bis ins Unermessliche geht“

Guido Meurer fährt mit seiner Tochter im Drive-In des Corona-Testzentrums schräg gegenüber der A4-Abfahrt Untereschbach vor. Arbeit ohne Auto ist für ihn undenkbar. Meurer arbeitet für eine Spedition, muss Lastwagen teilweise draußen vor Ort reparieren. „Die Spritpreise sind eine Schraube, die bis ins Unermessliche geht“, fürchtet er. „Wenn dann nicht die Löhne mitgehen, wird es für manche Menschen ganz eng werden.“ Immerhin, so sucht Guido Meurer das Positive der eigenen Situation, habe er ja noch einen Firmenwagen. „Aber irgendwer muss es ja zahlen.“

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Ein paar hundert Meter weiter greift Werner Berger noch ganz entspannt – nein, nicht zur Zapfpistole, sondern zum Ladekabel und stöpselt seinen Elektrowagen an der Ladesäule der Aggerenergie ein. Vor gut einem Jahr ist er von seinem alten Benziner auf ein Elektroauto umgestiegen. „Das mit dem langen Laden ist zwar nervig“, sagt er, „aber jetzt hab ich bei den Kosten noch mehr einen richtigen Vorteil.“