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VerkehrsunfallbilanzSechs Menschen starben 2023 auf Rhein-Bergs Straßen

Lesezeit 4 Minuten
Gedenkstätte für den überfahrenen Jugendlichen auf der Schallemicher Str.

Der Tod des 22-Jährigen, der am Neujahrsmorgen 2023 auf der Schallemicher Straße ums Leben kam, bewegte viele.

Die Zahl der bei Unfällen verletzten Kinder stieg im Jahr 2023 in Rhein-Berg laut Bilanz der Kreispolizei besonders drastisch an.

Mehr Unfälle, mehr Verletzte und auch wieder mehr Verkehrstote – die in der Corona-Zeit zurückgegangenen Unfallzahlen haben wieder das Niveau der Zeit vor der Corona-Pandemie erreicht und teilweise hat sich die Situation sogar noch verschärft. Das geht aus der Verkehrsunfallbilanz für das vergangene Jahr hervor, die gestern bei der Kreispolizei vorgestellt wurde.

Zwei Polizeibeamte sitzen bei einer Pressekonferenz in der Kreispolizeibehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises an einem Tisch.

Stellten die Jahresunfallbilanz für das Jahr 2023 bei der Kreispolizei RheinBerg vor: Direktionsleiter Verkehr Markus Szech (links) und der Leiter des Verkehrsdienstes, Thomas Schliwitzki.

„Positive Trends, die wir noch im Jahr 2022 aufzeigen konnte, haben sich in weiten Teilen nicht gehalten oder sogar deutlich umgekehrt“, ziehen die Verkehrsexperten eine ernüchternde Bilanz.

Unfallstatistik 2023

Unfallstatistik 2023

Unfalltote: Sechs Menschen kamen im zurückliegenden Jahr auf Rhein-Bergs Straßen ums Leben (Vorjahr: vier), der erste, der 22-jährige Niklas aus Eikamp gleich am Neujahrsmorgen auf der Schallemicher Straße zwischen seinem Wohnort und dem Scherfbachtal. Nur einen Tag später wurde ein 82-jähriger Rollerfahrer bei einem Unfall in Rösrath so schwer verletzt, dass er an den Folgen starb.

Unfallspuren nach einem schweren Unfall bei einer Vatertagstour in Rösrath-Breide.

Auch nach dem Sturz von diesem Anhänger-Gefährt an Vatertag 2023 starb ein Mann.

Hinzu kamen in den folgenden Monaten ein 18-jähriger Kraftradfahrer sowie eine 79-jährige Seniorin, die mit einem E-Scooter verunglückte, sowie zwei weitere Senioren im Alter von 69 und 79 Jahren, die mit Fahrrad oder zu Fuß unterwegs gewesen waren. „Alle waren Verkehrsteilnehmer, die über keine Knautschzone verfügten“, so der neue Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizei Markus Szech.

Das alles sind Zahlen, aber hinter jeder Zahl steht auch ein Schicksal, Verletzung, Leid, teilweise fürchterliche Folgen auch für Familien.
Markus Szech, Direktionsleiter Verkehr der Kreispolizei Rhein-Berg

Landrat Stephan Santelmann als oberster Chef der Kreispolizeibehörde wollte sich unterdessen zunächst auf die positiven Trends konzentrieren. So sei die Zahl der verunglückten Jugendlichen auf einen langjährigen Tiefstand von 45 Verletzten gesunken (2022 waren es noch 59 gewesen). Santelmann sieht darin auch einen Effekt der Präventionsarbeit und Verkehrserziehung von der Kita bis zum Crash-Kurs an weiterführenden Schulen. Gleichwohl, so räumte Santelmann ein, seien die Zahlen natürlich „immer noch zu hoch“. Vor allem ungeschützte Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern und Radfahrern gelte es als Autofahrer eine höhere Aufmerksamkeit entgegenzubringen, forderte Landrat Santelmann.

Altersstruktur der Unfallopfer: Im Hinblick auf ihren Anteil an der Kreisbevölkerung kommen Jugendliche und Junge Erwachsene zwar immer noch überdurchschnittlich häufig bei Verkehrsunfällen zu Schaden (siehe Grafik „Verunglücktenrisiko in den Altersgruppen“). Die Zahl der Unfallopfer in diesen beiden Altersgruppen war jedoch im vergangenen Jahr rückläufig, während alle anderen Altersgruppen (Kinder, Erwachsene, Senioren) gegenüber dem Vorjahr häufiger Verletzungen bei Unfällen davontrugen.

Unfallstatistik 2023

Unfallstatistik 2023

Kinder/Senioren: Besonders deutlich gestiegen ist das Risiko, bei einem Verkehrsunfall zu Schaden zu kommen, bei Kindern und Senioren. Mit 190 Seniorinnen und Senioren verunglückten im vergangenen Jahr 20 mehr als noch ein Jahr zuvor. Bei den Kindern stieg die Zahl der Unfallopfer sogar von 72 auf 110. Zahlreiche Kinder seien bei Unfällen in Autos verletzt worden, so Szech, fehlende oder schlechte Kindersicherungen seien allerdings nicht aufgefallen. Eher sei die Zahl der Kinder, die von Eltern im Auto gefahren werden gestiegen. Die meisten Unfälle hätten zudem in den Nachmittagsstunden ereignet.

Unfallstatistik 2023

Unfallstatistik 2023

Bei den Senioren, die mittlerweile 20 Prozent der Kreisbevölkerung ausmachen, sind vor allem Unfälle mit Zweirädern oder auch neueren Verkehrsmitteln wie E-Scootern zu beobachten. Die Polizei appelliert daher dringend, einen Fahrradhelm zu tragen, um schwere Folgen bei Verkehrsunfällen zu vermeiden. Allein vier der sechs Verkehrstoten 2023 waren Senioren.

Unfallursachen: Eine der Hauptunfallursachen sei auch im vergangenen Jahr eine zu hohe oder nicht den Sicht-, Wetter- oder Verkehrsverhältnissen angepasste Geschwindigkeit gewesen, so Szech. Insgesamt 145-mal war das die Unfallursache. Noch häufiger waren Fehler beim Abbiegen (199 Unfälle), bei denen „Bevorrechtigte“ wie Radler oder Fußgänger schlicht übersehen worden seien, so der Leiter des Verkehrsdienstes, Thomas Schliwitzki, in seiner Auswertung. Die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden und bei denen die Unfallursache im Zusammenhang mit Rauschmitteln wie Alkohol und Drogen stand, ging zwar auf 50 leicht zurück, sie sei aber immer noch „sehr hoch“.


An diesen Orten kracht es besonders häufig

Als Unfallhäufungsstellen sind laut Polizeibilanz folgende Punkte im Südkreis eingestuft (kursiv hervorgehoben sind neu hinzugekommene Unfallhäufungsstellen):

Bergisch Gladbach: Autobahnabfahrt A4/Rather Weg (vor allem Vorfahrtsverletzungen), Turbokreisel (Vorfahrt), Bensberger Straße/Talweg (Ein- und Abbiegeunfälle), Driescher Kreuz (querende Radfahrer auf dem Zebrastreifen), Rosenthaler Weg (Geschwindigkeit), Vürfelser Kaule/Wickenpfädchen (Geisterradler), Einmündung Klutstein (Missachtung Stop-Zeichen), Dolmanstraße (Geisterradler), Alte Wipperfürther Straße/Reuterstraße (Fehler beim Abbiegen, Vorrang), Siebenmorgen/Wingertsheide/Kippekausen (Missachtung „rechts vor links“), Odenthaler Straße in Hebborn (Geisterradler, Vorfahrt), Stationsstraße (falsches Verhalten an Fußgängerüberwegen), Kreuzung Mülheimer Straße/Buchholzstraße/Gierather Straße (Fehler beim Abbiegen), Einmündung Bensberger Straße/Am Rübezahlwald (Fehler beim Abbiegen), Mülheimer Straße zwischen Piddelborn und Damaschkestraße, Laurentiusstraße/Am Broich/Odenthaler Straße, Jakobstraße/Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße (Vorfahrtsverletzungen), Buchholzstraße/Hermann-Löns-Straße (Vorfahrt), Gladbacher Straße/Grube Cox (Geschwindigkeit), Hauptstraße/Cederwaldstraße (Geisterradler u.a.).

Overath: Hammermühle (Auffahrunfälle, Sicherheitsabstand), Sülztalstraße Bilstein/Klefhaus (Geschwindigkeit), Olper Straße/Bahnhofstraße (Rotlichtmissachtung, Sicherheitsabstand), K37 Breidenassel bei Schlingenbachtal (Tempo).

Odenthal: Serpentinen bei Altenberg (Geschwindigkeit), Scherfbachtalstraße (Geschwindigkeit).

Rösrath: Sülztalstraße Rambrücken (Sicherheitsabstand, Auffahrunfälle), Sülztalstraße/Hans-Böckler-Straße/Arnold-Schönberg-Straße (Vorrang).

Kürten: Scherfbachtalstaße (Geschwindigkeit), Bechener Straße Spitze (Geschwindigkeit).