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Talfahrt bei VermögensanlagenRhein-Bergs Kreisverwaltung verliert Millionen

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große Scheine

Symbolbild

Bergisch Gladbach – Über Geld spricht man nicht – das hat man im besten Fall. Oder man hat es nicht. Oder man verliert es.

In der jüngsten öffentlichen Sitzung des Kreis-Finanzausschusses nahmen dessen Mitglieder den schriftlichen Bericht von Kämmerer Klaus Eckl über die Entwicklung der Kreisfinanzen weitgehend schweigend zur Kenntnis. Erfreulich für sie war, dass der Kreis mit Stand 30. Juni sein geplantes Defizit für 2022 von zunächst 4,9 Millionen Euro auf nur noch 200.000 Euro verbessern kann.

Richtig unangenehm scheint dagegen die Entwicklung bei den Kapitalanlagen des Kreises. Der Rheinisch-Bergische Kreis hat ausweislich des als Schwarz-Weiß-Kopie den öffentlichen Sitzungsunterlagen beigefügten Vermögensberichtes der Kreissparkasse Köln zwischen Jahresbeginn und Jahresmitte enorm viel Geld verloren: Der Vermögenswert schmolz von (bereinigt) 78,9 Millionen Euro zu Jahresbeginn auf 70,9 Millionen Euro zum 30. Juni. 10,7 Prozent Schwund in sechs Monaten – eine bittere Pille, die aber, siehe oben, im Ausschuss weder Verwaltungsvertreter noch Politiker öffentlich kommentierten.

Kreis hat seit 2018 rund 76 Millionen Euro angelegt

Insgesamt hat der Kreis seit 2018 sogar 76 Millionen Euro angelegt, wie aus den ergänzenden schriftlichen Erläuterungen der Kreisverwaltung hervorgeht. Im Frühjahr 2018 hatte den Angaben zufolge der Kreistag die Verwaltung beauftragt, einen Teil der liquiden Mittel, die sie gerade nicht brauchte, sinnvoll anzulegen. In der darauffolgenden Sitzung des Ausschusses für Finanzen und Beteiligungen am 20. Juni 2018 stellte die Kreissparkasse Köln eine entsprechende Anlagemöglichkeit vor.

In Abstimmung mit dem Ausschuss legte die Kreisverwaltung danach zunächst 20 Millionen Euro dem Vorschlag der Kreissparkasse folgend an. Weitere sechs Millionen Euro folgten laut Kreisverwaltung im April 2020, noch einmal zehn Millionen im März 2021, weitere 30 Millionen im April 2021 und noch einmal zehn Millionen Euro im März 2022, also schon nach Putins Überfall auf die Ukraine im Februar, der hier so viel durcheinander gewirbelt hat – das macht zusammen 76 Millionen Euro.

2017 entfiel Einlagensicherung für Kommunen

Ausgangspunkt des großen Einstiegs des Kreises bei den Geldanlagen im Jahre 2018 war die Tatsache, dass zum Oktober 2017 die freiwillige Einlagensicherung bei Banken für Bund, Länder und Kommunen entfallen war.

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„Dies erschwert neben der bereits länger anhaltenden Niedrigzinsphase und vor dem Hintergrund der Bankenkrise und dem damit verändertem Risikobewusstsein, vorhandene Liquidität sicher und Ertrag bringend anzulegen“, argumentierte die Kreisverwaltung damals und empfahl, das Geld in einem Mischfonds mit 30 Prozent Aktien und 70 Prozent Rentenanleihen anzulegen – ein damals augenscheinlich seriöser, lange Zeit sicherer Weg.