Rhein-Erft-Kreis – Der Fall hatte über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt. In einem ehemaligen Festsaal in Hürth-Fischenich auf der Gennerstraße ist Anfang Februar eine riesige illegale Hanfplantage entdeckt worden. Die Beamten stellten drei Kilogramm Marihuana, 2700 Pflanzen und einen professionelle Anlage mit Lampen sicher. Die Polizei nahm einen 43-jährigen Mann fest, der seitdem in Untersuchungshaft sitzt. Am Freitag beginnt der Prozess vor dem Landgericht Köln. Tatvorwurf: Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Nachdem die Polizei an dem Montag im Februar alle Spuren genommen hatte, musste die Plantage und die Technik beseitigt werden. Bei solchen Größenordnungen hilft oft das Technische Hilfswerk (THW) aus.
Zugführer Michael Klauer war beim jüngsten Einsatz in Hürth mit dabei. Es war bereits die fünfte Plantage, die er in seiner THW-Zeit mit abgebaut hat. Nach drei Stunden war die Technik beseitigt. „Wir gehen dann auch etwas brachialer ans Werk“, sagt Klauer, „damit die Anlagen nicht noch einmal in Betrieb genommen werden können.“
Das THW rückt ansonsten bei besonders schwierigen Einsätzen wie Hauseinstürzen oder Umweltkatastrophen an. Dazu zählen auch Gasexplosionen, Erdbeben und Überschwemmungen. In Brühl gibt es eine Fachgruppe für technische Ortung, die auf die Lokalisierung Verschütteter spezialisiert ist, und eine weitere Einheit für die Bergung und Notversorgung der Betroffenen. „Hochwasser war bis vor einigen Jahren ein ständig wiederkehrendes Thema“, sagt der Öffentlichkeitsbeauftragte Peter Taube. Zu etwa zehn Einsätzen wird das THW pro Jahr gerufen. Dann klingelt bei Zugführer Klauer das Telefon, und er muss einschätzen, wie viele Arbeitskräfte und Fahrzeuge gebraucht werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des THW springen teils während ihrer Arbeitszeit ein, denn rund 98 Prozent von ihnen sind ehrenamtlich tätig. „Das wissen viele überhaupt nicht“, sagt Klauer. „Durch unsere Uniformen und die Fahrzeuge wirkt das eben professionell. Uns wird zwar gedankt, aber man betrachtet unseren Einsatz doch als selbstverständlich, obwohl er das nicht ist.“
Jugendgruppe zählt 25 Teilnehmer
Per Gesetz ist festgeschrieben, dass THW-Mitglieder für einen Einsatz von ihrer Arbeit freizustellen sind, aber auch das werde zunehmend schwierig, sagt Klauer. „Ich sehe das kritisch. Immer mehr Arbeitgeber machen da nur ungern mit.“
Etwa 40 Mitglieder zählt das THW Brühl derzeit. Es gibt auch eine Jugendgruppe mit 25 Teilnehmern, in der Kinder ab zehn Jahren spielerisch auf spätere Einsätze vorbereitet werden. „Wir geben natürlich einem Kind keine Motorsäge in die Hand“, sagt Taube. „Aber wir versuchen die Waage zu halten zwischen Spaß und Ausbildung.“ Mit Jugendlagern und gemeinsamen Ausflügen wird vor allem der Teamgeist gestärkt. „Schon die Kleinen müssen merken, es gibt Dinge, die schaffe ich alleine nicht“, so Klauer. Die Einsteiger müssen außerdem lernen, sich Dinge zuzutrauen. Durch enge Röhren zu kriechen gehört genauso dazu wie auf Leitern zu klettern.
Mit 18 Jahren kann man nach einer Prüfung mit zu Einsätzen fahren. Natürlich geht der Einstieg auch ohne Erfahrungen in der Jugendgruppe. „Wir suchen prinzipiell immer nach technik-affinen Erwachsenen, die bei uns ein halbes Jahr Grundausbildung mit Prüfung machen wollen“, sagt Taube. Denn nur ein Teil der Jugendlichen bleibt dem THW später tatsächlich erhalten. Viele verlieren das Interesse oder können durch Umzüge und Ausbildungsbeginn nicht mehr kommen.
Im August will das THW Brühl das Fest zum 50-jährigen Bestehen des Ortsverbandes nachholen. Neben einer Feier ist auch ein „Blaulichttag“ für Interessierte geplant.