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„Idiotentest“Kölner DJ soll MPU-Dokumente für Kunden gefälscht haben – Prozess geplatzt

Lesezeit 2 Minuten
Verteidiger Thomas Gros wartete im Kölner Landgericht vergeblich auf seinen Mandanten.

Verteidiger Thomas Gros wartete im Kölner Landgericht vergeblich auf seinen Mandanten.

Der Kölner wollte „den Leuten in Deutschland den Führerschein zurück in die Taschen zaubern“, so warb er in einem Internet-Video.

Wer von der Polizei betrunken oder unter Drogen am Steuer erwischt wird, verliert in der Regel seinen Führerschein – und bekommt ihn meist nur nach Bestehen einer aufwändigen Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) zurück. Ein Kölner Geschäftsmann warb damit, seine Kunden in nur sechs Wochen durch den sogenannten „Idiotentest“ zu bringen – und soll dabei betrogen haben.

Köln: Aktuelle Anklage spricht von mehr als 50 Fälschungen

Gewerbsmäßige Urkundenfälschung wirft die Staatsanwaltschaft dem 42-Jährigen vor, der sich auch als DJ einen Namen gemacht hatte. Als Inhaber einer Firma für MPU-Vorbereitungskurse soll er im Zeitraum zwischen Mai 2019 und Januar 2022 mehr als 50 falsche Bescheinigungen über die Teilnahme an Sehtests und Erste-Hilfe-Kursen und Nachweise für Abstinenz erstellt haben.

Die gefälschten Bescheinigungen soll der Angeklagte an seine Kunden zur Vorlage an die jeweiligen Fahrerlaubnisbehörden ausgehändigt haben. Das Kölner Landgericht wollte am Mittwoch mit dem Prozess beginnen und bereits am Donnerstag ein Urteil fällen – was nicht für einen strittigen Fall spricht. Doch in Saal 2 tauchte der Angeklagte nicht auf, sondern nur sein Verteidiger Thomas Gros.

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Köln: Richter vertagt Prozess und prüft weitere Schritte

Der Vorsitzende Richter Necmettin Gül, der mit seiner Beisitzerin und zwei Schöffen zum Prozess erschienen war, sagte die Verhandlung aufgrund der Umstände ab. Weitere Schritte würden nun geprüft, erklärte ein Landgerichtssprecher auf Nachfrage. Für gewöhnlich sind das die polizeiliche Vorführung des Angeklagten oder der Erlass eines Haftbefehls zur Sicherung der Hauptverhandlung.

„Wir machen einen korrekten Job, wir sind keine Betrüger und machen alles komplett ehrlich“, hatte der Angeklagte vor einigen Jahren in einem Werbevideo erklärt. Man wolle „den Leuten in Deutschland den Führerschein zurück in die Taschen zaubern“. Damit diese wieder am Leben teilnehmen könnten. Alle würden durch sein Unternehmen profitieren, er selbst „Geld verdienen“.

Köln: Angeklagter könnte sich derzeit in Dubai aufhalten

Ein Rapper gab sich in dem Werbevideo als Geschäftspartner aus und fand noch viel markigere Worte: „Ein Mann ohne Führerschein ist nur ein halber Mann.“ Doch die Firma des Angeklagten würde einen „komplett vorbereiten“. Das gelte für Architekten, die „ihren Porsche zu viel gedrückt“ hätten und auch für „Drogenbarone“, die berauscht auf der Autobahn erwischt worden seien.

Der Ermittlungskomplex umfasste auch einen Mediziner aus dem Raum München, der verdächtigt wurde, Bescheinigungen für die MPU ausgestellt zu haben, ohne dass erforderliche Untersuchungen erfolgt oder nötige Unterlagen vorgelegt worden seien. Am Mittwoch sollte es aber nur um den Beschuldigten aus Köln gehen – Internet-Postings legen nahe, dass er sich derzeit in Dubai aufhält.