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Arzt soll bei Abzocke geholfen habenTochter des Rösrather Angeklagten packt in Betrugs-Prozess aus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Ferrari steht auf einer Messe.

Mit ihren Betrugsmaschen finanzierten die Angeklagten sich unter anderem einen Ferrari. (Symbolbild)

Im Prozess um mutmaßliche Betrugstaten in Millionenhöhe – unter anderem im Zusammenhang mit staatlichen Leistungen während der Corona-Pandemie gegen einen Rösrather (58), dessen Verlobter (38) sowie der Tochter (23) des 58-Jährigen - hat die 23-Jährige vor dem Kölner Landgericht weiter umfassend ihren Vater belastet.

Bereits an den zurückliegenden beiden Verhandlungstagen hatte die junge Frau teils über Stunden ausgesagt und ihren Vater als Mastermind hinter den von der Staatsanwaltschaft angeklagten Betrugstaten ausgemacht. Am Dienstag wurde nun die Vernehmung der jungen Frau fortgesetzt.

Rösrather fordert fünf Millionen von Versicherung

Laut Anklage soll der 58-Jährige über von der 23-Jährigen im Jahr 2020 gegründeten Vorratsgesellschaften mit fingierten Rechnungen das entzündungshemmende Mittel Cannflavin zum Schein gekauft haben. Mit ebenfalls fingierten Rechnungen soll der 58-Jährige das Cannflavin dann an einen Komplizen für rund sieben Millionen Euro veräußert haben.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Der vermeintliche Käufer - ein mutmaßlicher Komplize des 58-Jährigen - soll das Cannflavin schließlich für den Weitertransport versichert haben, bevor es auf einem Reiterhof in Görlitz umgeladen werden sollte. Hierbei soll dann aber der Fahrer des Radladers ohnmächtig geworden sein, den Transporter gerammt haben, wodurch das zu Öl verarbeitete Canflavin ausgelaufen sein soll. Der 58-Jährige soll daraufhin rund fünf Millionen Euro von der Transportversicherung gefordert haben.

Bergisch Gladbacherin vermutet in Betrugsfall Gefälligkeitsgutachten

Die 23-Jährige sagte nun, dass sie davon ausgehe, dass das alles von ihrem Vater und seinen Mittätern gefakt worden sei. Bei dem Fahrer des Radladers habe es sich um einen Mann aus Polen gehandelt. „Den nannten alle nur ‚Terminator‘“, sagte die 23-Jährige. „Wenn mein Vater mir davon erzählte, hat er sich immer lustig gemacht und mit dem Auge gezwinkert“, sagte die Angeklagte.

Später erst habe sie dann erfahren, dass es in dem Fall ein ärztliches Gefälligkeitsgutachten gegeben habe. Ein Arzt, den alle „Quincy“ genannt hätten, und der ein Freund des angeblichen Käufers des Cannflavin gewesen sei, habe bescheinigt, „dass der Terminator auf dem Gabelstapler bewusstlos geworden ist.“

Rösrather zockt Fluthilfe ab

Weiter führte die 23-Jährige aus, dass ihr Vater nach dem Starkregenfällen im Juli 2021 sogleich ein weiteres Betätigungsfeld ausgemacht habe, um unberechtigt staatliche Leistungen in Anspruch zu nehmen. Nachdem der Vater von den Hilfsgeldern erfahren habe, habe er sie aufgeregt angerufen und gefragt, ob auch bei ihr im Keller Wasser gestanden habe.

Als sie das bejaht habe, habe ihr Vater verlangt, sie solle den Keller fotografieren. Später habe sie dann behaupten müssen, in dem Keller sei Cannflavin-Öl gelagert und vom Regenwasser weggeschwemmt worden.

Mehrere Gutachter bestelltWie die junge Frau weiter schilderte, habe ihr Vater dann so viele Gutachter nacheinander bestellt, bis einer den Schaden wie gewünscht festgestellt habe. Sie habe dann eines Tages rund eine Million Euro von der NRW.Bank auf ihrem Konto gehabt. „Das fand mein Vater super“, sagte die Angeklagte.

Wie schon an den beiden ersten Verhandlungstagen verfolgte der 58-Jährige die Aussage seiner Tochter per Video-Livestream in einem anderen Gerichtssaal. Ein psychologisches Gutachten hatte ihr eine Posttraumatische-Belastungsstörung attestiert. Demnach sei bei einer Aussage in Gegenwart des Vaters mit Stressreaktionen seitens der Tochter zu rechnen. Der Prozess wird fortgesetzt.