In dem Tatkomplex um Drogenhandel, Raub und Geiselnahme wird gegen mehr als 40 Beschuldigte ermittelt.
„Kölner Drogenkrieg“Zeugen verweigern die Aussage – Richter spricht von erheblichen Vorstrafen

Die drei Angeklagten mit ihren Verteidigern beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht
Copyright: Thilo Schmülgen
Einer der Strafprozesse um den „Kölner Drogenkrieg“ geriet am Mittwoch im Landgericht ins Stocken. Richter Michael Greve teilte mit, dass die Staatsanwaltschaft am Vortag eine 830 Aktenseiten umfassende Zeugenaussage nachgereicht habe. Die müsse nun erstmal bearbeitet werden. Im aktuellen Fall geht es um den Erwerb von 700 Kilogramm Marihuana und einen Raub durch Konkurrenten.
Köln: Mehrere Zeugen verweigern Aussage vor Gericht
Der Vorgang zeigt die Komplexität des Gesamtverfahrens auf, in dem gegen mehr als 40 Beschuldigte ermittelt wird. Offenbar kommen durch die laufenden Ermittlungen immer neue Tatsachen ans Licht, die die Prozesse beeinflussen können. Die Verhandlung am Mittwoch richtet sich gegen drei Beschuldigte – sie wollen sich schweigend verteidigen, wie ihre Anwälte zum Auftakt erklärt hatten.
Nicht nur schweigende Angeklagte erschweren die Urteilsfindung. Auch diverse mögliche Zeugen hätten laut Richter Greve bereits erklärt, von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen – da sie sich als mögliche Komplizen nicht in die Gefahr einer Selbstbelastung begeben müssen. Viele der Zeugen wiesen laut Gericht bereits Vorstrafen auf, die in einem Sonderband aufgelistet werden.
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Die drei Angeklagten im Alter zwischen 21 und 24 Jahren sollen als Mitglieder einer kriminellen Bande an Drogentransporten aus den Niederlanden und Marokko nach Deutschland beteiligt gewesen sein. Wöchentlich soll es zu großen Lieferungen von Marihuana, Kokain, Ecstasy und Heroin gekommen sein. Im Zentrum des Verfahrens steht eine Lieferung von etwa 700 Kilo Marihuana.
Köln: Gewaltspirale nach Raub von 350 Kilogramm Marihuana
Diese Drogen sollten laut Anklage bis zum Weiterverkauf in einer Lagerhalle in Hürth zwischengelagert werden. Eine zentrale Rolle soll dabei der 21-jährige Aymen G. gespielt haben. Laut Staatsanwalt habe er seine Komplizen an eine rivalisierende Bande verraten und so den gewaltsamen Diebstahl von 350 Kilogramm Marihuana – also der Hälfte der Gesamtmenge – ermöglicht.
Der Drogenraub soll eine Gewaltspirale in Gang gesetzt haben. Der mutmaßliche Bandenchef soll Entführungen in Auftrag gegeben haben. Verdächtige in Hürth und Rodenkirchen seien gefoltert worden. Die Polizei erhielt jeweils Hinweise von Zeugen und konnte die Geiseln befreien. Diese Tatkomplexe werden aktuell in zwei weiteren Prozessen vor dem Landgericht Köln aufgearbeitet.