Diesmal müssen sich drei Niederländer vor dem Kölner Landgericht verantworten.
„Gedroht, Fußnägel zu ziehen“Weitere Anklage im Fall des „Kölner Drogenkrieges“

Die drei Angeklagten mit Verteidigern, Dolmetscherin und Wachtmeister beim Prozess im Kölner Landgericht
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Der dritte Strafprozess um den „Kölner Drogenkrieg“ hat am Freitag vor dem Landgericht begonnen und die Anklageschrift liest sich nicht minder spektakulär. Drei Beschuldigten aus den Niederlanden wird vorgeworfen, im Auftrag eines mutmaßlichen Kalker Drogenbosses mehrere Männer in einer Hürther Lagerhalle misshandelt zu haben – es ging um Informationen zum Verbleib von 350 Kilo Marihuana.
Köln: Geiselnahme und Drohungen in Hürther Lagerhalle
Der mutmaßliche Chef der Kölner Drogenbande habe laut Anklage seine eigenen Leute verdächtigt, ihn um die große Drogenmenge gebracht zu haben. Er habe die Gruppe daher in die Lagerhalle nach Hürth bestellt. Dort seien dann die womöglich im Darknet bestellten Auftragstäter erschienen, in einem VW Golf reisten sie laut Anklage am Tattag im Juni vergangenen Jahres aus Amsterdam an.
Die Angeklagten sollen die mutmaßlichen Bandenmitglieder mit Kabelbindern an Stühle gefesselt und ihnen kurzzeitig eine Plastikfolie über den Kopf gezogen haben. Einer der Männer habe nach einem Schlag in den Bauch das Bewusstsein verloren. „Sie drohten, ihnen die Finger- und Fußnägel zu ziehen und sie mit heißem Wasser zu übergießen“, erklärte die Staatsanwältin in Saal 112 des Landgerichts.
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Köln: Zeuge gab Hinweis an die Polizei
Wo das Geld sei, die drei Millionen Euro, habe einer der Angeklagten auf Englisch gerufen – so viel sollen die insgesamt 700 Kilo Marihuana Wert gewesen sein, die in der Halle lagerten, von denen aber nur die Hälfte geraubt wurde. Per Videoanruf soll dann ein Mann den Niederländern die Anweisung gegeben haben, die Geiseln zu töten, sollten diese keine Informationen herausrücken.
Beendet wurde das Geschehen durch das Eingreifen der Polizei – ein Zeuge hatte den Notruf betätigt. Beim Prozess äußerten sich die Angeklagten nicht zu den Vorwürfen. Der 24-jährige Sudnyson B. erklärte, in der Untersuchungshaft sitzend Vater geworden zu sein und seinen Sohn noch nicht gesehen zu haben. „Mein größter Wunsch ist es, mit meiner Familie zusammen zu sein“, sagte er.
Köln: Weitere Strafprozesse vor dem Landgericht
Laut Staatsanwaltschaft hatte es zuvor tatsächlich einen Verrat innerhalb der Kalker Gruppierung gegeben. Der 21-jährige Aymen G. soll seine Komplizen, die die 700 Kilo Marihuana verwaltet hatten, an eine weitere Bande verraten haben. Daraufhin kam es zu dem bewaffneten Raubüberfall. Der mutmaßliche Drogenboss A. soll danach alles versucht haben, das Cannabis wiederzubekommen.
In dem Zusammenhang kam es laut Ermittlern wenige Tage später zu einer erneuten Geiselnahme. Diesmal wurde ein Pärchen in eine Rodenkirchener Villa entführt und schwer misshandelt. Abermals konnte die Polizei nach einem Hinweis wohl Schlimmeres verhindern. Derzeit laufen parallel bereits drei Strafprozesse vor dem Kölner Landgericht. Gegen mehr als 40 Beschuldigte wird ermittelt.