Auch Schumi-Bruder betroffenGastronomen leiden unter der erneuten Corona-Schließung
- „Ich frage mich so langsam, was man da oben denkt“, sagt Ralf Schumacher mit Blick auf die neuen Maßnahmen der Bundesregierung im Kampf gegen das Coronavirus.
- Auch der Bergheimer leidet als Gastronom unter der Krise – und sieht den November-Lockdown mehr als kritisch.
- Auch andere Gastronomen im Rhein-Erft-Kreis können die Entscheidung nicht nachvollziehen.
Rhein-Erft-Kreis – „Setzen, sechs!“, bewertet Ralf Schumacher die neuen Maßnahmen der deutschen Bundesregierung gegen das Coronavirus in einem Video auf der Internet-Plattform Instagram. „Ich frage mich so langsam, was man da oben denkt“, fährt der Bergheimer fort. Besonders kritisiert der ehemalige Formel-1 Pilot die Schließung der Gaststätten. Davon ist er selbst betroffen, schließlich gehört ihm das Lokal „Schumachers“ in der Bergheimer Innenstadt. „Die, die sich an alles gehalten, alle registriert haben und wo nachweislich nichts passiert ist, die müssen jetzt wieder leiden und werden wieder ausgeschlossen“, führt Schumacher aus.
Ganz ähnlicher Meinung ist auch Nicole Zimmermann, die Inhaberin des „Schumachers“, das sie seit zwei Jahren führt. Sie kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. „Die Gäste kamen, weil sie wussten, dass wir auf die Hygiene-Regeln achten“, sagt sie. Das Weihnachtsgeschäft habe sie abgeschrieben: „Es ist fraglich, was für uns im Dezember erlaubt ist.“
Anders als während des ersten Lockdowns wollen sie dieses mal einen Außer-Haus-Verkauf anbieten, um über die Runden zu kommen. „Im Frühjahr haben sich die Speisen nicht dafür geeignet“, erzählt Zimmermann, „da hatten wir Bedenken wegen schlechtem Feedback. Die Schmorgerichte eignen sich schon eher dafür, sie aufzuwärmen.“ Aber sie weiß auch, dass sie ohne die finanzielle Unterstützung ihres Verpächters Ralf Schumacher nicht überleben würde. „Ich weiß meine besondere Lage sehr zu schätzen“, sagt Zimmermann.
Der zweite Lockdown sei katastrophal, niemand in der Branche habe damit gerechnet, sagt Georg Frey, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). „Unsere Branche hat alle Hygienemaßnahmen eingehalten und Sicherheitsvorkehrungen umgesetzt.“ Viele Kollegen hätten in Plexiglasscheiben investiert, hätten umgeräumt, Tische entfernt, um die Abstände einhalten zu können. „Sie haben richtig Geld in die Hand genommen.“
„Schwarze Schafe gab es nicht“
Kritisch sieht Georg Frey den zweiten Lockdown auch aus diesem Grund: „In unserer Branche gibt es keine Corona-Fälle, weil die Kollegen die Gästezahl begrenzt haben.“ Der Verband und die Ordnungsämter hätten sich ständig ausgetauscht. „Schwarze Schafe gab es nicht.“
Viele in der Branche hätten gemerkt, dass die Gäste Scheu, einige sogar Angst hätten, wenn sie nicht mehr im Freien sitzen könnten. „Daher haben viele Wärmestrahler gekauft, sodass die Gäste draußen sitzen können.“ Die Städte erlaubten das.
Ohne umfassende Unterstützung werde ein Drittel der 55 000 Betriebe in NRW den Winter nicht überstehen, schätzt Frey. „Den Betreibern droht die Pleite. Darum ist es wichtig, dass Hotellerie, Gastronomie und Catering-Wirtschaft schnelle und unbürokratische Hilfe bekommen. Sonst geht die Branche über die Wupper.“
Geldsorgen und Schlaflosigkeit
Ein Gefühl der Unsicherheit hat Frank Sikora seit Monaten. „Klar, man hat Geldsorgen, du kannst nicht schlafen. Aber warum soll ich mir jetzt den Kopf zerbrechen?“, fragt er mit Blick auf den angekündigten zweiten Lockdown. Er warte erst einmal ab, sagt der Inhaber des Lokals „En d’r Kurv“ in Pulheim-Sinnersdorf. „Wenn ich 75 Prozent meiner Einnahmen von November 2019 bekomme, kann ich damit leben.“ Doch gehe es nicht ums Geld allein. „Das Schlimmste ist der Arbeitsentzug. Alles das, was Spaß macht in meinem Beruf, fällt weg“, sagt der gelernte Kochen. Niemand könne den Gastronomen sagen, ob sie im Dezember tatsächlich wieder öffnen könnten. „Wir haben keine Planungssicherheit.“
Während des ersten Lockdowns im Frühjahr habe er ein bisschen außer Haus verkauft. „Um für meine Kunden da zu sein und damit man uns nicht vergisst.“ Ob er sich noch einmal für einen Außer-Haus-Verkauf entscheide, wisse er noch nicht.
Anders im Pulheimer Café F. Dort wird es vom kommenden Dienstag an wieder einen Außer-Haus-Verkauf geben. Wie schon im Frühjahr bietet das Team dienstags bis freitags von 12 bis 14 Uhr Speisen zum Mitnehmen an. „Als ich von dem zweiten Lockdown erfahren habe, haben wir das sofort beschlossen“, sagt Annett Vauteck. Sie ist eine von drei Vorstandsfrauen des Vereins F., der das Café betreibt.
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Die Speisekarte für die Woche werde ein paar Tage vorher an einen E-Mail-Verteiler verschickt. Die Kunden könnten vorher anrufen oder gleich vorbeikommen. „Da wir viele ältere Stammkunden haben, überlegen wir noch, ob wir ihnen das Essen auch bringen.“