Gästeführer Bernd Küppers erzählte bei einer Rheinischen Stadtführung durch Bedburg launig von Kölsch, Klaaf und Klüngel.
Kölsch, Alaaf und KlüngelGästeführung am Kölsch-Alt-Äquator durch Bedburg
Klönen und Klüngeln – das war das Ziel von Gaststättenbesuchen schon im Mittelalter. Klönen konnten die Teilnehmenden der Rheinischen Stadtführung „Echt Kölsch“ und von Gästeführer Bernd Küppers zudem viel Wissenswertes und Originelles erfahren über das typische Getränk der Domstadt und das Leben in den Brau- und Wirtshäusern bis zurück ins späte Mittelalter.
Die von der Stadtverwaltung angebotenen 25 Plätze bei der Führung waren in wenigen Stunden vergriffen. Kurzerhand wurde ein zweiter Stadtspaziergang angeboten, der ebenfalls bald ausverkauft war. Der Spaziergang kam allerdings etwas zu kurz wegen des auf die Stadt niederprasselnden Unwetters. Die Laune ließen sich die Teilnehmenden jedoch nicht vermiesen, zumal es Gelegenheit zum Verkosten des Obergärigen gab.
Von Schlitzohren, die beim Wirt in der Kreide standen
Start war im „Marktstübchen“. Zum frischen Kölsch erzählte Küppers in seiner Rolle als Küfer von Zünften, Gilden und Gaffeln. So erfuhren die aufmerksam Zuhörenden, dass Zunftmitglieder einen Ohrring als Erkennungszeichen trugen. Wer aus der Zunft geworfen wurde, dem wurde der Ohrring abgerissen, „der war dann ein Schlitzohr“.
Als Alt-Kasterer, der dort wie in Köln als Gäste- und Brauhausführer aktiv ist, kennt Küppers sich in der Materie und in Bedburg bestens aus. So erzählte er von den Lokalitäten, die früher den Markt umstanden, wie Beatus-Höhle, Schuhhaus, Tabakladen oder Friseur. „In den Sälchen der Gaststätten trafen sich Vereine, es wurden Tanzveranstaltungen, Kino, Theater und Konzerte angeboten.“
Der Kölsch-Verzehr wurde vor mehreren Hundert Jahren mit Kreide auf Täfelchen festgehalten. „Wer nicht bezahlte, stand in der Kreide.“ Auch das „Heimleuchten“ konnte Küppers erklären: „Wer bis in die Nacht gezecht hatte und im Dunkeln nach Hause musste, konnte sich von einem Heimleuchter mit Laterne begleiten lassen.“
Die zweite Etappe führte in die „Bedburger Mühle“. Hier erfuhren die Teilnehmenden vom Ursprung der „Köbesse“. Diese oft grantig-witzigen Kellner in Kölner Brauhäusern („Was wollen Sie, einen Tee? Die Apotheke ist gleich nebenan!“) waren oft Durchreisende auf dem Pilgerweg nach oder von Santiago (Sankt Jakob) de Compostela, die ihre Reisekasse aufbesserten, oder Braugehilfen, die zum Service verdonnert worden waren.
Auf der einen Straßenseite Kölsch, auf der anderen Altbier
Aus seinem Heimatort Kaster konnte Küppers berichten, dass mitten durch das befestigte mittelalterliche Zollstädtchen der Kölsch-Alt-Äquator verläuft. „Auf der Kirchenseite der Hauptstraße wird Alt getrunken, auf der Danielshof-Seite Kölsch“, verriet der Stadtführer.
Auch die alte Rivalität zwischen Bedburg und Kaster konnte er entschlüsseln: „Kaster gehörte zum Herzogtum Jülich, Bedburg zum Kölner Kurfürstentum.“ Über Erftbrücken und durch den Schlosspark ging es idyllisch weiter zum Schloss.
Im dortigen Schankraum präsentierte sich die im vergangenen Jahr gegründete Handwerksbrauerei Versum. Die gelernten jungen Bedburger Brauer Till Verse und Jan Summa brauen zurzeit ihr obergäriges „Wieß“. Küppers: „Kölsch darf nur dort gebraut werden, wo man den Dom sehen kann.“
In Hürth stellen die Brauer Amber Ale her. Zudem bauen sie zurzeit ein Gebäude im Weiler Hohenholz zum Brauhaus um. „Nachdem in Bedburg schon lange nicht mehr gebraut wird, finden wir es an der Zeit, dass hier wieder ein heimisches Bier in Fass und Flasche angeboten wird“, erläuterte Verse und verteilte Kostproben.