Ehemalige Nato-StationRaketenbasis in Bedburg wird zum Naturschutzgebiet
Bedburg – Es ist ein Überbleibsel aus dem Kalten Krieg. Einst schoben hier belgische Soldaten Dienst, um Raketen mit atomaren Sprengköpfen zu bewachen. Doch heute sind die Wachtürme, Abschussrampen, Hallen und Baracken verfallen. Besucherinnen und Besucher werden nicht mehr von bewaffneten Männern in Uniform empfangen, sondern von weidenden Schafen und schnatternden Gänsen, die hinter dem alten Stacheldraht auf den weitläufigen Wiesen unterwegs sind.
Seit einigen Tagen sind auch Bagger und Lastwagen auf dem Gelände in der Nähe des kleinen Waldstücks Rübenbusch zu sehen. Die Firma Küpper, deren Besitzer das Gelände gehört, bricht alle Gebäude auf dem Areal ab, Eternitplatten und Teerbahnen auf den Dächern werden entsorgt. „Das soll ein Naturschutzgebiet werden“, sagt Philipp Küpper von der Geschäftsführung des Unternehmens. Die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft werde die alte Station in ihren Besitz übernehmen. In einigen Monaten sollen alle Bauwerke verschwunden sein. „Die Fläche wird der Natur zurückgegeben.“
Bedburg: Raketen konnten mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden
Die Raketenabschussstation gehörte zu einem dreiteiligen Komplex: mit der Kaserne für die vornehmlich belgischen Streitkräfte zwischen Kaster und Pütz sowie einer Radarstation, die nahe dem Gut Kaiskorb gelegen war. Von den 1960er-Jahren bis 1983 waren die Anlagen in Betrieb. In der Nato-Feuerstellung, Launching Area genannt, waren Raketen des Typs Nike untergebracht. Das waren Flugabwehrraketen. Die in Bedburg gelagerten Raketen konnten aber auch kurzfristig mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden.
Belgische und US-amerikanische Soldaten arbeiteten hier Hand in Hand: Ohne Genehmigung des amerikanischen Teams hätte kein Abschuss der atomaren Raketen erfolgen dürfen. Nach dem Bericht eines US-Soldaten musste die Launching Area am Rübenbusch Anfang der 1980er-Jahre aufgegeben werden: Der unmittelbar benachbarte Tagebau Frimmersdorf verursachte schwere Schäden an den Gebäuden.
„Ich fand immer wieder Betonstücke, die überall von der Decke gefallen waren“, berichtet Bob McHugh, der 1981 als „Team Commander“ in Kaster stationiert war und jetzt in Philadelphia lebt. Es folgten „Besuche von Inspektoren und Ingenieuren und Messungen aller Art, hochrangige Treffen zwischen der Nato, Rheinbraun und lokalen Behörden“.
Raketenbasis verlor den Kampf gegen den heimischen Tagebau
Die Raketenbasis, die helfen sollte, einen Dritten Weltkrieg zu gewinnen, verlor den Kampf gegen den heimischen Tagebau: Am Ende stand die Schließung des Standorts und damit der Abzug der Soldaten und der atomaren Waffen. Im Juni 1983 strichen die Soldaten des 53. belgischen Geschwaders die Fahne in der Kaserne in Kaster, die zu stärksten Zeiten mit 360 Mann besetzt war. Nach dem Abzug gingen die Flächen und Gebäude zunächst an das Bundesvermögensamt, die Kaserne bei Kaster übernahm später ein Zeltverleiher, die Abschussbasis die Firma Küpper in Erkelenz.
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Ein Streit mit dem Rhein-Erft-Kreis über die Ablagerung von belastetem Abfall in der ehemaligen Launching Area, endete 1999 vor Gericht und mit einem Strafbefehl über 12.000 Mark gegen die Firma. Nachgewiesen worden waren Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).