BedburgHeimatfreunde veröffentlichen historisches Heft über Frauweiler Kirche
Bergheim/Bedburg – „Im Sommer 1908 ließ eine auswärtige Bergwerksgesellschaft Bohrungen in der Nähe von Montagsend und Garsdorf vornehmen. [...] Diese Nachricht wurde in der Gemeinde mit gemischten Gefühlen aufgenommen.“ Das schrieb der Frauweiler Vikar Joseph Schreiner in der Chronik von St. Lucia. Die Heimatfreunde Niederaußem-Auenheim haben in ihren Heimatblättern jetzt die Geschichte von Kirche und Ort von 1802 bis zum umsiedlungsbedingten Ende 1970, wie sie in der Chronik dargestellt ist, veröffentlicht.
Die „gemischten Gefühle“ waren nicht unberechtigt, wie sich herausgestellt hat. Aus dem Jahr 1948 ist von Pfarrrektor Gerhard Miller zu lesen, dass „der Bestand des Ortes und der wertvollen Kirche in Zweifel steht“. 22 Jahre später war das Dorf samt St. Lucia aufgrund des Braunkohletagebaus Fortuna-Garsdorf Geschichte.
In drei dicken Folianten haben die Geistlichen die Geschichte des Ortes ab 1404 festgehalten, bis 1887, als die Chronik begonnen wurde, rückblickend, ab dann mit jahresaktuellen Einträgen. Rolf Kremer hat die Bücher im Bedburger Pfarrarchiv abfotografiert. Norbert Esser hat sie aus teilweise deutscher Handschrift übertragen und vor zwei Jahren die Zeit bis 1802, als das Kloster im Zuge von der napoleonischen Säkularisation geschlossen wurde, in Heft 21 dargestellt.
Esser, damals Vorsitzender der Heimatfreunde, starb 2018 nach Fertigstellung des Konzepts für Heft 22. Sein Nachfolger Rolf Kremer, der die Schriftreihe mitbetreute, starb Anfang dieses Jahres. Der aktuelle Vorsitzende Johannes Hübner hat dann mit einigen Mitstreitern die Herausgabe der jüngeren Frauweiler-Geschichte übernommen.
Seit 1802 war die Klosterkirche Pfarrkirche. Zuvor mussten die Frauweiler in Auenheim den Gottesdienst besuchen. Künftig war Auenheim die Hauptkirche, Frauweiler wurde Filialkirche. Beide Orte gehörten damals kommunal zu Bedburg. Um die Finanzen zu sichern, wurden ab 1839 Kirchenstühle verpachtet. 1887 erhielt die Kirche eine Lucia-Reliquie aus Rom, zwei Jahre später ein neues Harmonium und 1902 aus dem Kirmeserlös (5000 Mark) eine Klais-Orgel. 1905 ging den Kirchgängern erstmals elektrisches Licht auf. 1949, nachdem einige Kriegsschäden repariert waren, bezeichnete der Kölner Dombaumeister anlässlich eines Besuchs die Kirche St. Lucia als „eine der schönsten, die er hierzulande gefunden habe“, zitiert Rektor Miller für die Nachwelt.
1951 wurde das Ende des Gotteshauses mit dem charakteristischen Dachreitertürmchen besiegelt. Ein Bergrat der Provinzialregierung erläuterte Miller, wie dieser schreibt, „dass der Erhalt der Kirche als Baudenkmal nicht tragbar sei, weil sie nach dem Abbau der Kohle ringsum auf einem Kegel von 25 Metern Höhe liegen werde“. 1969 begann der Neubau der Kirche in Bedburg-Rath, wohin Frauweiler umgesiedelt wurde. Mitnehmen durften die Umsiedler unter anderem den Hoch- und die beiden Nebenaltäre sowie die Kanzel. Im März 1970 fand am alten Ort der letzte Gottesdienst statt, bevor St. Lucia am 8. April gesprengt wurde.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Frauweiler hat viel mit Auenheim zu tun, das erst seit 1975 zu Bergheim gehört. Daher sahen wir uns berufen, die Geschichte zu veröffentlichen und so wach zu halten“, sagte Hübner bei der Buchpräsentation im Ordenshof.
Heimatblätter Heft 22: „St. Lucia Frauweiler“, 152 Seiten A5, mit zahlreichen Abbildungen, Hrsg.: Verein der Heimatfreunde von Niederaußem und Auenheim, erhältlich zum Preis von 12 Euro in den Pfarrbüros Bedburg und Rath, im Rewe-Markt Niederaußem, bei Johannes Hübner, 02271/75600, und bei den Vereinstreffen montags von 14 bis 16 Uhr im Ordenshof (ab 10. August).
familie.huebner@unitybox.de