Dass RWE Biotope für seltene Arten unter den eigenen Windrädern anlegt, finden Umweltschützer widersinnig.
ArtenschutzNaturschützer kritisieren RWE-Biotope unterhalb von Bedburger Windrädern
Für RWE sind es Vorzeigeprojekte. Unter vier Windrädern auf der Königshovener Höhe hat die RWE-Tochter Renewables Biotope angelegt, um dort seltenen Arten Lebensraum zu geben. Am Fuß der Anlagen finden sich Stein-, Löss-, Sand- und Totholzhaufen sowie kleine Wasserbecken - Platz für Insekten, Amphibien und Reptilien.
Im Jahr 2022 startete das Pilotprojekt „Erneuerbare Energien und Biodiversität“ im Windpark Bedburg. Inzwischen konnte die von RWE betriebene Forschungsstelle Rekultivierung etwa die bedrohte Gelbbauchunke an allen vier Biotopen nachweisen.
Biotope bieten Nahrung für Vögel und Fledermäuse
Doch was RWE auf Nachahmer im Einsatz für Artenvielfalt hoffen lässt, stößt bei Naturschützern auf Kritik. „Vom Ansatz her sehen wir ja durchaus positive Dinge“, sagt etwa Reinhard Radloff vom Naturschutzbund (Nabu) Rhein-Erft. „Aber bitte nicht an dieser Stelle.“ Gerade unter den Windrädern einen Verbund von Biotopen anzulegen, sei in Sachen Artenschutz nicht sinnvoll.
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All die Kleintiere, die sich dort ansiedelten, würden wiederum Greifvögel oder Fledermäuse anlocken, für die die Windkraftanlagen zur tödlichen Gefahr würden, sagt Radloff. „Gerade der Versuch, etwa durch Hecken und Gräser einen Verbund zwischen den Biotopen herzustellen, birgt da Gefahren.“ Vögel und Fledermäuse fänden dort Nahrung.
Naturschützer: Windradfüße müssen attraktiv gestaltet werden
So sieht es auch der Bedburger Naturschützer Rolf Thiemann. „Es wurde immer bei den Planungen von Windparks darauf hingewiesen, dass die Windradfüße unattraktiv gestaltet werden müssen, um keine kollisionsgefährdeten Vogelarten anzulocken“, sagt Thiemann. Das sei als „verpflichtende Vermeidungs- und Minderungsmaßnahme“ in den Artenschutzgutachten zu den Windenergieanlagen aufgenommen worden. Diese kleinen „Naturoasen“ für Amphibien und Reptilien seien optimale Nahrungsflächen für kollisionsgefährdete Greifvögel.
Thiemann befürchtet zudem eine Verschmutzung der Wasserbecken an den Füßen der Anlagen durch austretende Betriebsmittel wie Öl. Zudem zieht er die Herkunft der Gelbbauchunke in Zweifel. „Bei uns, auch im abgebaggerten Ort Morken Harff und Königshoven, sind noch nie Gelbbauchunken nachgewiesen worden“, sagt Thiemann.
„Das dem Tagebau Garzweiler nächstgelegene natürliche Vorkommen der Gelbbauchunke liegt im Lörsfelder Busch bei Kerpen. Ein weiteres Vorkommen bei Elsdorf ist bereits vor Jahren erloschen und dann dem Tagebau Hambach zum Opfer gefallen.“
RWE: Keine Arten, die auf dem Speiseplan von Greifvögeln stehen
Thiemann fordert mehr Fingerspitzengefühl zum Schutz von Flora und Fauna in der zerstückelten heimischen Landschaft. „Für die Zielarten macht es langfristig keinen Sinn, Maßnahmenflächen anzulegen, die nicht regelmäßig gepflegt werden, nur um fragwürdige Artvorkommen zu Werbezwecke auszuschlachten.“
Die Biotope unter den Windrädern seien so ausgelegt, dass sich dort keine Arten ansiedeln, die auf dem Speiseplan von Greifvögeln stehen, teilt RWE. Was man nicht wolle, seien Vögel, die von den Flügeln der Windräder getroffen würden. Woher die Gelbbauchunke komme, wisse man nicht genau, hatte Gregor Eßer, Leiter der Forschungsstelle Rekultivierung, vor wenigen Wochen bereits mitgeteilt. Man vermute, dass sie ein „Tagebauwanderer“ sei und sie sich mit den Tagebauen bewege.