Gegen das VergessenStadt und Verein reinigen Stolpersteine in Bedburg
Bedburg – Mit Schwämmen, Seife und Politur gingen sie gegen das Vergessen vor: Etwa zwei dutzend Bedburger haben die Stolpersteine auf dem Bürgersteig an der Lindenstraße und an der Hundsgasse gereinigt. Zu der Putzaktion hatten Bürgermeister Sascha Solbach und die Stadt Bedburg eingeladen.
Ein Braunton überzog mittlerweile die ursprünglich goldfarbenen Stolpersteine, obwohl diese kaum mehr als ein Jahr alt sind. Die Namen der jüdischen Bürger, die auf den Steinen verewigt sind, waren deshalb erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Also nahm die Stadt den 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum Anlass, zu einer Putzaktion aufzurufen.
Kurzfristige Aktion
„Wir hatten für den Jahrestag nichts vorbereitet, andere Städte schon. Es war dann ein Impuls von mir, kurzfristig etwas zu veranstalten“, erläuterte Bürgermeister Solbach. Die Stadt Bedburg gedenkt regelmäßig ihrer ehemaligen jüdischen Bürger. 2018 versammelten sich mehrere Hundert Bedburger auf dem jüdischen Friedhof an der Kölner Straße, um an den Jahrestag der Pogromnacht zu erinnern.
Heinz Obergünner, Vorsitzender des Geschichtsvereins, nutzte die Putzaktion, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern und auf wachsenden Antisemitismus in Deutschland aufmerksam zu machen. „Nach den Ereignissen in Halle sind wir angehalten, uns an dieses schreckliche Geschehen zu erinnern“, sagte er.
Nur wenige Bedburger kennen Gedenkort
Später trug Solbach einen Text des Autors und Politikberaters Erik Flügge vor. Obergünner und Solbach hielten ihre Reden an der Graf-Salm-Straße neben der Adler-Apotheke. Dort, wo heute eine Gedenkstätte an die einstige Bedburger Synagoge erinnert – eine Gedenkstätte, die laut Obergünner oft vergessen werde. Er schätze, dass nur jeder zehnte Bedburger die Gedenkstätte überhaupt kenne.
An der Aktion nahmen vor allem Vertreter der Bedburger Ratsfraktionen teil. Solbach erklärte die geringe Teilnehmerzahl damit, dass die Putzaktion so gut wie keinen Vorlauf gehabt habe.
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Damit das Schicksal der jüdischen Bedburger nicht in Vergessenheit gerät, will Bürgermeister Solbach einen Vorschlag des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Jochen vom Berg aufgreifen. Da in Bedburg alle Schulen die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus“ trügen, liege der Gedanke nahe, dass die Schüler Patenschaften über die Stolpersteine übernehmen könnten. Damit die Erinnerung nicht mehr unter brauner Farbe verschwindet.