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Erst seit vier Monaten Mitglied22-jähriger Bedburger ist die neue Hoffnung der SPD

Lesezeit 3 Minuten
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Kämpferisch zeigte sich Kandidat Aaron Spielmanns aus Bedburg bei der digitalen Wahlversammlung der SPD.

  1. Mit viel Elan und rhetorischem Geschick machte Aaron Spielmanns bei der vergangenen digitalen Wahlkonferenz der SPD im Kreis auf sich aufmerksam.
  2. Dort setzte er sich überraschend gegen Kerpens stellvertretenden Bürgermeister durch.
  3. Der 22-Jährige ist der neue Hoffnungsträger der SPD.

Rhein-Erft-Kreis/Bedburg – Das nennt man wohl einen Senkrechtstart: Erst seit vier Monaten ist Aaron Spielmanns überhaupt Mitglied der SPD – und seit Samstagabend schon Bundestagsdirektkandidat seiner Partei für den nördlichen Rhein-Erft-Kreis. Der junge Bedburger setzte sich bei der digitalen Wahlkonferenz der Kreis-SPD knapp und überraschend gegen den weitaus erfahrenen und bekannteren Torsten Bielan durch, der in Kerpen immerhin als stellvertretender Bürgermeister fungiert.

Bei der für den 26. September geplanten Bundestagswahl fordert Nachwuchstalent Spielmanns aller Voraussicht nach den ebenfalls aus Bedburg stammenden CDU-Platzhalter Georg Kippels heraus. Dieser hatte den Wahlkreis 91 sowohl 2013 als auch 2017 direkt gewonnen, beide Male hatte der Pulheimer SPD-Bewerber Dierk Timm das Nachsehen. Dass der renommierte Christdemokrat erneut antreten möchte, schreckt die Sozialdemokraten nicht. „Wir gehen mit einem super Kandidaten in den Wahlkampf und können den alten Kippels oder wen auch immer sie uns vor die Nase setzen werden diesmal wegräumen“, gab sich der SPD-Kreisvorsitzende Daniel Dobbelstein nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses angriffslustig.

Digitale Wahlkonferenz

Vorangegangen war eine Wahlkonferenz der etwas anderen Art: Lediglich 13 handverlesene Parteimitglieder, die mit organisatorischen Aufgaben betraut waren, durften sich am Samstag im Bürgerhaus in Bergheim-Oberaußem versammeln. Die rund 1600 übrigen Genossinnen und Genossen aus dem Wahlkreisgebiet konnten sich von zu Hause aus übers Internet zuschalten. Geschäftsführer Johannes Stracke steuerte am Laptop drei Kameras und moderierte den Live-Chat, über den die Mitglieder Fragen an die beiden Kandidaten richten konnten.

Das klappte technisch ohne nennenswerte Probleme. Die Fragerunde im Online-Format entwickelte sich sogar lebhafter als manche Diskussion bei Präsenz-Parteitagen. „Selten sind Bewerber heftiger gegrillt worden. Vielen Mitgliedern fällt es offenbar leichter, ihre Fragen über einen solchen Chat schriftlich zu stellen, als bei der großen Saalveranstaltung vors Mikro zu treten“, freute sich Vorstandsmitglied Dierk Timm über die gute Resonanz.

Ähnliche Schwerpunkte bei Spielmanns und Bielan

Nachmittags hatten die Mitglieder dann fünf Stunden lang Zeit, um kurz ins Oberaußemer Bürgerhaus zu kommen und ihre Stimme unter strengem Corona-Schutz persönlich abzugeben. 170 Parteimitglieder nutzten die Gelegenheit. Bei einer Enthaltung kamen 93 Stimmen für Aaron Spielmanns und 76 Stimmen für Torsten Bielan zusammen.

Beide Bewerber hatten sich zuvor jeweils gut zehn Minuten lang persönlich und politisch vorgestellt. Strukturwandel, Energiewende, soziale Gerechtigkeit, Integration, Lohn- und Rentenpolitik, Digitalisierung, Bildung: Thematisch setzten Bielan und Spielmanns ähnliche Schwerpunkte und waren dabei auch inhaltlich in vielen Punkten nicht weit auseinander. So dürfte letzten Endes wohl die persönliche Ausstrahlung den Ausschlag gegeben haben, vielleicht auch der Wille der Mitglieder, einfach mal etwas ganz Neues zu wagen.

Junger Elan und rhetorisches Geschick

Der 45-jährige Bankkaufmann Bielan, der Stadtratserfahrung und beachtliche Wahlerfolge in seinem Sindorfer Heimatsprengel ins Feld führen konnte, gab dabei als Redner keineswegs eine schlechte Figur ab. Doch Aaron Spielmanns – erst 22 Jahre alt, seit kurzem Landesbeamter und parteipolitisch ein fast unbeschriebenes Blatt – kam mit seinem jugendlichem Elan, seinem unbekümmerten Selbstbewusstsein und durchaus erstaunlichen rhetorischem Geschick offenbar noch eine Spur besser an, zumal er sich auch in politischen Sachfragen als ziemlich sattelfest erwies.

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„Ich gehe nach vielen guten Gesprächen mit einem phänomenalen Gefühl in den Wahlkampf. Und ich freue mich darauf, mit euch zusammen auf die Straße zu gehen und den Bürgerinnen und Bürgern unsere Themen zu vermitteln. In den Ortsvereinen und auch bei den Jusos gibt es viele engagierte Leute mit guten Ideen, die ebenso wie ich richtig Lust darauf haben, mitzumachen“, erklärte Spielmanns nach der Wahl, „und ich bin fest davon überzeugt, dass wir das Direktmandat im Rhein-Erft-Kreis holen werden.“