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Täter flüchtenFeuerwehrmann wacht durch Automaten-Sprengung in Bedburg auf

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Der Eingangsbereich der Bankfiliale in Bedburg wurde durch die Geldautomatensprengung stark in Mitleidenschaft gezogen.

Der Eingangsbereich der Bankfiliale in Bedburg wurde durch die Geldautomatensprengung stark in Mitleidenschaft gezogen.

Die Täter sind flüchtig. Schwere Schäden am Gebäude, verletzt worden ist laut Polizei niemand.

So schnell wird Mario Hauck (49) die Nacht zum 18. Dezember nicht vergessen. Es war gegen 3.30 Uhr, als er durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen wurde. Der Feuerwehrmann aus Bedburg wohnt unmittelbar gegenüber der Niederlassung der Volksbank Erft eG in Bedburg-Kirchherten an der Zaunstraße. „Zuerst konnte ich den Knall aber gar nicht zuordnen“, sagte er. „Vielleicht habe ich das ja nur geträumt.“

Als jedoch knapp ein oder zwei Minuten später ein zweiter Knall die nächtliche Stille durchbrach, war der Hauck hellwach. Und direkt hatte er auch eine Ahnung, wie der Knall einzuordnen war. „Unsere Bank“, ging ihm durch den Kopf. Irgendwie hatte er schon länger befürchtet, dass auch diese Niederlassung einmal zum Ziel von Automaten-Sprengern werden könnte.

Ich lief direkt runter zum Fenster und sah dann die Männer, die mit Kassetten in der Hand davonliefen
Mario Hauck

Und genau das ist jetzt passiert. Wie ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums mitteilte, hätten Zeugen von mindestens drei maskierten Männern gesprochen, die im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses die Explosion herbeigeführt haben. Anschließend seien sie in einem dunklen Auto in südliche Richtung weggefahren. Während des gesamten Mittwochs waren Ermittler der Kriminalpolizei am Tatort. Die Beamten sicherten Spuren und prüften, ob die Bankräuber Beute gemacht haben.

Auto mit sechs ZylindernZu den Zeugen zählte auch Brandoberinspektor Mario Hauck – er gehört der Freiwilligen Feuerwehr an: „Ich lief direkt runter zum Fenster und sah dann die Männer, die mit Kassetten in der Hand davonliefen.“ Knapp 30 Meter war er vom Tatort entfernt. Er sah auch, als die Männer in einen dunklen Wagen stiegen und Gas gaben. „Es könnte ein Golf gewesen sein“, erklärte er. Dem Motorengeräusch zufolge schätzt er, dass der Wagen mindestens sechs Zylinder hatte. „Das war schon was Hochmotoriges.“

Feuerwehrmann Mario Hauck hat die Täter fliehen sehen.

Feuerwehrmann Mario Hauck hat die Täter fliehen sehen.

Noch während er geistesgegenwärtig alles mit seiner Kamera festhielt, alarmierte er die Polizei. „Die wusste sogar schon Bescheid – irgendeiner aus der Nachbarschaft hatte schon vor mir dort angerufen“, so Hauck. Erst als die Täter verschwunden waren, ging er nach draußen. Die Verwüstung war groß. Die Scherben der Glasfassade waren über die ganze Straße verteilt. Fenster und Türen waren aus ihren Rahmen gesprengt und lagen quer auf dem Boden. „Und überall lagen Geldscheine“, berichtete Hauck.

Über seinen Feuerwehr-Alarmmelder wurde der 49-Jährige als Freiwilliger Feuerwehrmann zur Einsatzstelle gerufen. Und wie seine Kollegen fuhr er zunächst zur Wache und dann im Einsatzwagen zurück zur Bankniederlassung. Als Einsatzleiter übernahm der Brandoberinspektor auch die äußere Erkundung des Gebäudes. Verletzt wurde nach bisherigen Erkenntnissen niemand. Auch die Personen, die über der Bankfiliale wohnen, konnten die Einsatzkräfte unverletzt aus dem Gebäude begleiten – inklusive ihrer beiden Katzen. „Sie kamen bei Nachbarn unter“, erklärte Hauck.

Der dritte gesprengte Geldautomat im Rhein-Erft-Kreis im Jahr 2024

Ganz genau schauten die Feuerwehrleute auch nach, ob durch die Detonation Risse im Gebäude entstanden sein könnten und ob sich möglicherweise hilflose oder verletzte Menschen am oder im Gebäude befanden. Ein besonderes Augenmerk galt auch einer möglichen Rauch- oder Brandentwicklung. Später rückte auch das Technische Hilfswerk an. Nach Prüfung durch einen Sachverständigen konnte die Polizei am Mittag mitteilen, dass das Gebäude weiter bewohnbar ist. Es entstand allerdings ein erheblicher Sachschaden.

Teile des Geldautomaten flogen in Folge der Explosion rund 25 Meter weit.

Teile des Geldautomaten flogen in Folge der Explosion rund 25 Meter weit.

Ein Sprecher des Landeskriminalamtes teilte auf Anfrage mit, dass die Geldautomatensprengung in Bedburg die bisher dritte Automatensprengung im Jahr 2024 im Rhein-Erft-Kreis gewesen war. Tatorte waren außer Bedburg auch Bergheim und Elsdorf. In Nordrhein-Westfalen kam es in diesem Jahr bisher zu 42 Sprengungen.

Noch 2023 zählten die Ermittler in NRW 149 Geldautomatensperrungen. Den erheblichen Rückgang begründet der LKA-Sprecher auch damit, dass die Polizei NRW und das Innenministerium NRW in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Maßnahmen eingeführt haben.