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Zwölf TatverdächtigeDiese Geldautomaten sprengten Diebe im Rhein-Erft-Kreis seit 2019

Lesezeit 3 Minuten
Wie gewaltig die Sprengkraft sein kann, zeigt sich beim Blick auf das Trümmerfeld an der Volksbank-Filiale in der Erftstädter Raiffeisenstraße im September 2023.

Wie gewaltig die Sprengkraft sein kann, zeigt sich beim Blick auf das Trümmerfeld an der Volksbank-Filiale in der Erftstädter Raiffeisenstraße im September 2023.

Von 2019 bis 2023 wurden im Rhein-Erft-Kreis 31 Geldautomaten gesprengt. Eine Stadt wurde besonders oft zum Tatort.

Ein Geldautomat wird im Durchschnitt jeden Tag in Deutschland gesprengt. Allein in NRW stehen mehr als 10.000 der Maschinen, in der Region rund um Köln auch oft im ländlichen, unbeobachteten Bereich. Täterinnen und Täter setzen Sprengstoff ein, um an Bargeld im Inneren der Automaten zu gelangen.

Laut Landeskriminalamt NRW sind alle Automaten in Nordrhein-Westfalen gegen Gasangriffe, bei denen Kriminelle Gas in die Automaten leiten, gesichert. Sprengstoff wurde also für die Diebe das Mittel der Stunde. Die Explosionen gefährden neben Unbeteiligten und Einsatzkräften auch die Täter selbst. Das LKA NRW spricht von Lebensgefahr. Der Sprengstoff beschädigt nicht nur die Gebäude der Bankfilialen, auch umliegende Wohnhäuser werden in Mitleidenschaft gezogen.

Jede vierte Automatensprengung im Rhein-Erft-Kreis aufgeklärt

Rund um Köln wurden Automaten im Rhein-Erft-Kreis häufig Opfer von Sprengungen. Von Anfang 2019 bis Ende 2023 versuchten hier Kriminelle mindestens 31 Mal, Geldautomaten zu sprengen. Dies zeigen Zahlen des Landeskriminalamtes NRW, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegen.

Das LKA NRW ermittelte in diesen 31 Fällen 12 Tatverdächtige und konnte dadurch 8 Fälle aufklären. Es ergibt sich eine Aufklärungsquote von 25,8 Prozent – jeder vierte Raub dieser Art konnte in den letzten fünf Jahren gelöst werden. 17 Mal machten die Täter Beute, 14 Mal gingen sie leer aus.

Rund 28 Prozent der Automatensprengungen, bei denen Beute gemacht wurde, wurden aufgeklärt. Dem gegenüber stehen 23 Prozent Aufklärungsquote bei Fällen ohne Beute. Ausgehend von den analysierten fünf Jahren in Rhein-Erft lässt sich also feststellen: Täterinnen und Täter werden eher geschnappt, wenn sie Bargeld aus den gesprengten Automaten mitnehmen. Wenn sie flüchten, und die Beute liegen lassen, kommen sie eher unerkannt davon.

Rhein-Erft-Kreis: Die meisten Automaten sprengten Diebe in Kerpen

Am häufigsten traf es die Stadt Kerpen. Im Zeitraum von 2019 bis 2023 führten Diebe und Diebinnen acht Geldautomatensprengungen durch. Die Sparkassen-Filiale Türnich-Balkhausen (Am Markt 14-15) und ein Sparkassen-Automat (Heerstraße 437) wurden in Kerpen sogar zweimal heimgesucht. In beiden Fällen schlugen Täter innerhalb weniger Monate das zweite Mal zu: nach sechs Monaten in Türnich, nach nur drei Monaten an der Heerstraße.

In Erftstadt wurden seit 2019 sechs Automaten gesprengt, dreimal konnten die Täter mitsamt Beute flüchten. Keiner der Erftstädter Fälle konnte bislang von der Polizei aufgeklärt werden. Elsdorf kommt auf vier, Pulheim und Bedburg auf jeweils drei und Bergheim und Brühl auf je zwei Automatensprengungen. Frechen war 2019 dreimal Ort des Geschehens, blieb seitdem aber verschont.

Von den insgesamt 31 Sprengungen im Rhein-Erft-Kreis seit 2019 fanden die meisten in den Jahren 2021 und 2022 (jeweils acht Sprengungen) statt. Vom Corona-Jahr 2020 (vier) auf 2021 stieg die Zahl auf das Doppelte. In 2019 waren es fünf, in 2023 sechs Fälle. Für drei der vier Automatensprengungen in Elsdorf gibt es zum jetzigen Zeitpunkt vier Tatverdächtige, einer von ihnen wurde letztes Jahr in Spanien verhaftet.

So verhält man sich bei einer Automatensprengung richtig

Wie das LKA auf Anfrage mitteilte, werden die Tatgelegenheiten wegen des gut ausgebauten Autobahnnetzes und der hohen Abdeckung an Geldautomaten – auch im ländlichen Raum – begünstigt. Zeuginnen und Zeugen sollten sich, wenn sie zufällig an einem Sprengstoff-Anschlag vorbeikommen, unverzüglich in Sicherheit bringen und die 110 wählen.

Nicht selten lassen Täter und Täterinnen Sprengstoffreste am Tatort zurück. Daher sollten sich auch Anwohnerinnen und Anwohner dem Tatort unter keinen Umständen nähern. Aufgrund der geschilderten Gefahren greift die Polizei inzwischen auf professionelle Bombenentschärfer zurück, um eventuelle Sprengstoffe unschädlich zu machen.

Die Polizei NRW hat für Fälle, in denen Zeugen und Zeuginnen Handy-Aufnahmen vom Tatgeschehen gemacht haben, ein eigenes Online-Portal eingerichtet. So können Handy-Videos schneller und einfacher an die Ermittlungsbehörden weitergegeben werden. Bei der Polizei gibt es außerdem Opferschutz-Beauftragte, die Informationen zu Hilfs- und Unterstützungsangeboten zur Verfügung stellen.