Nach Kritik an der geplanten Ansiedlung von Rechenzentren in Bedburg und Bergheim schelten FDP und Freie Wähler nun die Kritiker.
Nach KritikFDP und Freie Wähler verteidigen Microsoft-Ansiedlung in Rhein-Erft
Der BUND in Nordrhein-Westfalen beklagte den großen Flächenfraß und mahnte zur Nachhaltigkeit, die Linken Rhein-Erft warnten vor zu hohen Erwartungen und dem enormen Energie- und Wasserverbrauch, und auch die Grünen in Bergheim stellten kritische Fragen – die geplante Ansiedlung von Riesenrechenzentren in Bedburg und Bergheim durch das Unternehmen Microsoft stößt nicht überall auf Jubel.
Von FDP und Freien Wählern müssen sich die Kritiker nun heftige Schelte gefallen lassen. In den Äußerungen von BUND und Linken sieht Christian Pohlmann, Vorsitzender der FDP Rhein-Erft, den „Versuch der Arbeitsplatzverhinderung“. Der BUND sei mit seiner Standardkritik des Flächenbedarfs ohnehin nicht mehr ernstzunehmen, sagt Pohlmann. „Kritisiert wird immer nur Fläche für Wirtschaft. Fläche für alles andere ist uninteressant.“
Enorme Investitionen in erneuerbare Energien im Rheinischen Revier
Bedenklich sei die bewusst selektive Datenauswahl beim Vorsitzenden der Linksfraktion im Kreistag, Hans Decruppe. Microsoft habe sich etwa selbst verpflichtet, in seinen Rechenzentren bis 2030 CO2-freie Energie einzusetzen und auch einen geringen Wasserverbrauch zu erreichen. „Beides wird sicherlich bei neu gebauten Rechenzentren von Microsoft eingehalten werden.“ Die FDP stehe hinter der Ansiedlungsentscheidung.
Auch die Freien Wähler erweisen auf die „extrem hohen Standards“, die Microsoft seinen Investitionen zugrunde lege und die auch beim Bau der Rechenzentren in Bedburg und Bergheim zum Einsatz kommen würden. Gerade wegen der enormen Investitionen in erneuerbare Energien in der Region ziehe es Microsoft ins Revier, sagt Karl Heinz Spielmanns, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Kreistag.
Die Kritiker seien gegen alles. „Keine Kohle, keine Kiesgrube, keine Industrie, keinen Individualverkehr, und jetzt ist man auch noch gegen Zukunftstechnologien“, sagt Spielmanns. „Das kann keiner, der sich ernsthaft mit dem Strukturwandel beschäftigt, verstehen.“
„Dass aus fachlicher Sicht notwendige kritische Nachfragen zu dem Investment eines multinationalen Konzerns gestellt werden, scheint für FDP und Freie Wähler politisch ein Tabu zu sein“, entgegnet Decruppe. „Aufgabe der Politik sollte es aber doch sein, die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Region zu hinterfragen.“
Die Kerpener Grünen-Landtagsabgeordnete Antje Grothus begrüßt die Ansiedlung. „Durch die baldig noch größere Verfügbarkeit erneuerbarer Energien ist ein hochattraktiver Standort entstanden, der nun auch vermehrt weitere digitale Unternehmen anziehen wird“, sagt Grothus.
Es gelte, die Rechenzentren nicht nur mit erneuerbaren Energien zu betreiben, sondern auch, sie flächensparsam zu bauen, mit umweltverträglich produzierten Komponenten auszustatten und wertvolle Ressourcen wie Wasser und die generierte Abwärme effizient zu nutzen. Grothus erwartet zudem, dass nun auch andere Maßnahmen wie die im Koalitionsvertrag vereinbarte großflächige Waldvernetzung und der Ökosystemverbund zur Umsetzung kommen.