300 Arbeitsplätze betroffenAO schließt überraschend seine Europazentrale in Bergheim
- Der britische Online-Händler AO schließt überraschend seine Zentrale in Bergheim.
- Das Unternehmen hatte seine Europazentrale erst im Jahr 2016 eröffnet.
- Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden von der Ankündigung überrascht.
Bergheim/Bolton – Der britische Online-Händler AO aus Bolton Greater Manchester schließt überraschend seine Zentrale in Bergheim. Das teilte Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler am Freitag mit. „Der Aufsichtsrat in England hat die unmittelbare Beendigung des Deutschlandgeschäftes beschlossen“, sagte Mießeler.
AO habe mitgeteilt, dass die Umsetzung „strukturiert aber kurzfristig erfolgen“ solle. Die Mitarbeiter seien bereits informiert. Von der Schließung betroffen sind nach Angaben der Stadt Bergheim 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
AO-Eröffnung in Bergheim vor sechs Jahren
AO handelt vornehmlich mit weißer Ware. Die Eröffnung der Europazentrale war erst im Oktober 2016 erfolgt, also vor noch nicht einmal sechs Jahren. Im Gewerbepark Paffendorf sollten nach AO-Angaben 2500 Arbeitsplätze entstehen.
Bürgermeister Mießeler spricht von einer „absoluten Hiobsbotschaft“, gerade in Zeiten des Strukturwandels, weil „dadurch zunächst eine weitere große Zahl an Menschen ihren Arbeitsplatz verliert“. Mit der AO-Geschäftsführung sei die Stadtverwaltung in regelmäßigem Austausch. „Das jüngst erfolgte Engagement in der Flüchtlingsthematik ist mir dabei noch sehr gut in Erinnerung und hat gezeigt, wie sich das Unternehmen auch in unserer Stadt eingebunden hat.“ Die Schließung sei eine „überraschende und sehr unerfreuliche Entwicklung“.
AO wollte „der führende Onlinehändler für Haushaltsgeräte in Europa“ werden
Mießeler teilte mit, er habe mit der AO-Geschäftsführung Gespräche über die Arbeitsplätze aus der Logistik, dem Kundenzentrum und der Verwaltung aufgenommen. „Wir werden uns hier aktiv und konsequent einbringen und gemeinsam mit der dortigen Geschäftsführung an konkreten Lösungen für die Mitarbeiterschaft arbeiten“, sagt Mießeler. Erste erfolgversprechende Ansätze zur unmittelbaren Vermittlung der Arbeitskräfte seien bereits erkennbar. „Natürlich werden wir auch Gespräche und Verhandlungen zur schnellen Ansiedlung eines neuen Unternehmens führen.“
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Den symbolischen ersten Spatenstich für die Zentrale des Haushaltswaren-Händlers hatte 2015 der damalige NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin gesetzt. Auf 84.000 Quadratmetern hatte AO für eine zweistellige Millionensumme ein Zentrallager und ein Verwaltungsgebäude errichten lassen. Mit dem Bau hatte das Unternehmen das Ziel verknüpft, „mittelfristig der führende Onlinehändler für Haushaltsgeräte in Europa zu werden“.
AO gibt zunächst keine Stellungnahme ab
Die Ansiedlung des börsennotierten Händlers AO galt in Bergheim als zweiter Glücksgriff, nachdem das Mode-Handelsunternehmen TJX Europe schon im Jahr 2010 ankündigte, rund 1000 Arbeitsplätze im Gewerbepark Bergheim bei Paffendorf zu schaffen. Während bei TJX die Arbeitnehmerzahlen tatsächlich rasch anstiegen, blieben sie im Fall von AO weit hinter den Erwartungen und Versprechungen zurück.
Von AO selbst war zunächst keine offizielle Stellungnahme zu erhalten. „Das war ein Schlag, ein richtiger Hammerschlag“, sagt eine Mitarbeiterin. Die Mitarbeiter hätten die Nachricht am Donnerstag erhalten. „Wir wollen das noch nicht wahrhaben und haben uns gegenseitig erst einmal aufgefangen.“