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„Wir haben Platz für alle“Das macht die Kultur der Friends of Music Oberaußem aus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Chor singt auf einer Bühne.

Tabea Scholdan und die Friends of Music Oberaußem.

Tabea Scholdan leitet den Chor Friends of Music Oberaußem. Nicht umsonst bezeichnet sie das Musikprojekt als Chorfamilie.

Jeder kann singen. Das ist Tabea Scholdans tiefe Überzeugung, und sie wird es wissen: Seit 2015 leitet sie die vier Chöre der Friends of Music Oberaußem. In dieser Zeit hat sie mit hunderten Sängerinnen und Sängern Aufführungen auf die Bühne gebracht.

Die nächste steht auch schon an: Am 14. September treten die Choristen im Medio Rhein-Erft in Bergheim auf. Die 840 kostenlosen Karten waren schnell vergeben. Ein Trostpflaster für die, die keine ergattern konnten: Im nächsten Jahr feiern die Friends of Music mit einigen besonderen Konzerten ihr 25-jähriges Bestehen.

Bergheim: Für Chorleiterin Tabea Scholdan ist Musik mehr als ein Hobby

Von diesen kennt Tabea Scholdan immerhin 19 Jahre aus erster Hand. Als die Bergheimerin zwölf Jahre alt war, nahm sie an einem Casting teil, um in einem Musical des Vereins als Tänzerin mitzumachen. Sie brachte sich aber auch schon bald als Sängerin ein und bekam im selben Jahr noch ihr erstes Solo. Spätestens dann wurde ihr klar, dass Musik für sie mehr als ein Hobby war.

Eine blonde Frau steht auf einem Platz.

Tabea Scholdan von den Friends of Music Oberaußem.

Ob im Oberaußemer Chor, dem Singen auf Hochzeiten oder bei der Karnevalsband Funky Marys: Ein großer Teil ihres Lebens gehört der Musik. Sie war sogar mal mit ihrer Pop-Klassik-Band Sinfoglesia in der Florian-Silbereisen-Show. Ihr älterer Bruder Florian Scholdan prägte sie auf diesem Lebensweg, zumal er schon mit 4 Jahren anfing Geige zu spielen und die Geschwister immer wieder mal zusammen musizierten.

Der studierte Musiktherapeut arbeitet mittlerweile als Musiklehrer an einer Gesamtschule und leitet mit seiner Schwester und Hannah Schulz die Chöre der Friends of Music Oberaußem. Der Job ist auch nur als Trio zu schaffen: Proben, Chorfreizeiten, Stimmbildung, Castings für die Solisten oder eigene Musicals zu schreiben, das alles kostet viel Zeit. „Wir haben uns das selbst zu einem sehr großen Job gemacht, weil wir alle sehr motiviert sind, das Beste aus allem rauszuholen wollen“, so Tabea Scholdan.

Friends of Music Oberaußem sind für alle offen

Dabei ist die Chorleiterin gelernte Kinderkrankenschwester und arbeitet in der häuslichen Kinder-Intensiv-Pflege. Nebenbei arbeitet sie auch als Moderatorin, sie stand etwa für „Bergheim aktiv“ oder „Summer in the City“ auf der Bühne. Und sie engagiert sich auch für Tierschutz. Um das alles unter einen Hut zu bekommen, braucht sie jede Menge Energie.

Die kommt ihr auch bei der Chorleitung zugute: Die Friends of Music haben einen Chor für Erwachsene, einen für Jugendliche, einen für Kinder und einen für Vorschulkinder. Gerade die Jüngeren müsse man dabei ganz anders ansprechen, weswegen ihr Dirigat oft zum Tanz gerät. Den Verein bezeichnet sie bewusst als Chorfamilie, in der mehrere Generationen zusammen singen können, von der Oma bis zum Enkelkind. Das schaffe ein besonderes Gefühl von Zugehörigkeit. „Man singt gemeinsam leise, man singt gemeinsam laut. Man wird zusammen stärker, größer und wieder kleiner. Diese Energie, die man zusammen erzeugt, verbindet.“

Chorleiterin betont, dass niemand fehlerfrei singen können muss

Gleichzeitig kann Singen auch etwas Sensibles sein, bei dem man sich verwundbar macht. Umso wichtiger ist es, im Chor wertschätzend miteinander umzugehen und Mobbing entschlossen entgegenzutreten. „Wir haben Platz für alle. Niemand muss fehlerfrei sein“, sagt Scholdan. „Es ist wichtig, sich gegenseitig zu stärken und sich zu motivieren.“ Und wer nicht alle Töne trifft, kann sich von den erfahrenen Sängerinnen und Sängern mitziehen lassen, sodass man nach und nach sicherer wird.

Dass sie so viel von ihrer Kraft in das Chorprojekt steckt, liegt daran, dass sie daran glaubt, dass Musik etwas bewegen kann. „Musik regt an, sich darüber Gedanken zu machen, was man schön findet und was einem guttut.“ Und als Träger von Emotionen ist sie auch ein Weg, in sich hineinzuhören. „Ich finde es total wichtig, dass alle Menschen sich trauen, Gefühle zuzulassen, egal in welche Richtung sie gehen.“