Das Unternehmen „nanuq.“ belegte den dritten Platz beim Existenzgründungspreis des Rhein-Erft-Kreises.
ExistenzgründerEin Eisbär aus Bergheim bringt Brummis ans Ziel
Aus einer schnöden Haushaltssteckdose lässt sich die batteriebetriebene Flotte eines Spediteurs kaum mit dem nötigen Strom versorgen. Zu leistungsstark seien die Batterien im Schwerlastverkehr dimensioniert und die Kapazitäten des Ladestromes hoch, wissen Marvin Müller-Bader und Fabrice Kathmann. Dabei müsse ein Lastwagen exakt mit dem nötigen Strom für fest terminierte Fahrten auf Streckenabschnitten ganz unterschiedlicher Länge geladen werden, es müssten ja Fahrpläne eingehalten werden.
Wie eine wirtschaftlich sinnvolle Versorgung mit Ladestationen auf dem eigenen Firmengelände aussehen könnte, das sei eine Wissenschaft für sich. „Wir sind ein Full-Service-Partner, der Spediteure durch den Dschungel der Dekarbonisierung leitet“, sagt Fabrice Kathmann.
Bergheim: Junge Firma bringt Know-how in die Speditionen
Eine Fülle von Regularien gebe es bei der Elektrifizierung von Schwerlastflotten zu beachten, und die nötige Technik zur Schaffung von Transformatoren und Ladestationen an den richtigen Punkten auf dem Betriebsgelände müsse stimmen. Sicher könne man sich als Unternehmer kundig machen. „Es setzt aber ein gewisses Know-how und Zeit voraus, das in Unternehmen in aller Regel fehlt“, argumentiert der 24-jährige Müller-Bader aus Bergheim.
Dafür hat er an der Technischen Hochschule Köln Fachwissen im Studiengang Erneuerbare Energien gesammelt. Fabrice Kathmann studierte in Duisburg Wirtschaftsingenieurwesen. In Bergheim ist die noch junge Firma „nanuq.“ als Unternehmergesellschaft angemeldet. Ihr Büro betreiben die zwei aber in einem Co-Workingspace in Düsseldorf, dem TechHub.K67.
Zu Beratungsgesprächen mit Firmeninhabern fahren sie vor Ort. Dort ermittelten sie den genauen Strombedarf der zukünftigen Elektro-Flotte, gemessen an der Anzahl und den Einsatzplänen der Lastwagen. Davon hänge die Leistung des Transformators und der Ladestationen ab. In einer Simulation bildeten sie dazu alle Betriebsabläufe ab. Dabei berücksichtigten sie die derzeitige Verfügbarkeit oder den Aufbau von Solarstromanlagen auf den Dächern der Unterhaltungsgebäude oder den Freiflächen des Firmengeländes.
Detailliert planten sie die Leitungsverläufe bis hin zu erforderlichen Tiefbauarbeiten zur Verlegung und dem Aufstellen der Stationen. Sie sorgten für den Kauf der elektrischen Anlagen und die Durchführung der erforderlichen Arbeiten über Partnerfirmen bis hin zur anschließenden Wartung. Förderanträge für öffentliche Mittel füllten sie gemeinsam mit ihren Kunden aus.
Bergheim: Große Familienfirmen zählen zu den Kunden
Zu ihren Kunden zählten sie große Familienunternehmen in der sechsten Generation mit über 100 Fahrzeugen genauso wie eine kleine Firma mit nur vier Lastwagen, die sich mit der Elektrifizierung eine Chance auf Erlöse ausrechne, erzählen die Geschäftsführer. Sie wollen Gastspediteuren auf ihrem großen Firmengelände verschiedene Ladestationen quasi als Tankstelle anbieten. Auch hier berechne „nanuq.“ die erforderliche Ladeinfrastruktur, um einen Betrieb wirtschaftlich erfolgreich zu machen.
Das Aussitzen der Elektrifizierung ihrer Flotte empfehlen die Ingenieure den Spediteuren nicht, denn die Regularien für den Kohlendioxidausstoß des Schwerlastverkehrs würden zukünftig nur noch strikter gefasst werden. Die Hersteller von Lastwagen seien angehalten, bereits jetzt eine steigende Prozentzahl an E-Fahrzeugen herzustellen.
Bergheim: Firma empfiehlt Spediteuren die Dekarbonisierung
Auch Auftraggeber verlangten von der Logistik die Dekarbonisierung zugunsten ihres CO2-Fußabdrucks. Im Vergleich zum dieselbetriebenen Fuhrpark werde ein elektrischer Fuhrpark gegen Ende des Jahres 2025 in der Gesamtbilanz wirtschaftlicher sein, haben die „nanuq.“-Geschäftsführer ausgerechnet, nicht zuletzt, weil Strom billiger sei.
Wer zu lange mit seinem Antrag auf Genehmigung eines Transformators warte, der gehe vielleicht sogar leer aus, warnen sie. Denn Transformatoren für Ladestationen könne es in Industriegebieten nicht unendlich viele geben, da die Leistung der Netzleitungen der Stromanbieter limitiert sei.
„nanuq.“ ist übrigens das Inuitwort für Eisbär. Mit der Elektrifizierung von gewerblichen Flotten möchten Marvin Müller-Bader und Fabrice Kathmann den Schutz des arktischen Lebensraumes unterstützen und sich dem Klimawandel entgegenstellen.
Das Unternehmen „nanuq.“ hatte den dritten Platz beim Existenzgründungspreis des Rhein-Erft-Kreises 2024 errungen. Den zweiten Platz sicherten sich Tim Paulke und Fabian Mierbach (NUNOS) für ihre Idee zur biologischen Aufbereitung von Gülle und Gärresten zu einem hochwertigen Düngemittel in einem eigens dafür entwickelten Bioreaktor. Ihr Firmensitz liegt in Hürth. Als Sieger war Schreinerwehr hervorgegangen. Die Wesselinger bieten ihren Kunden einen ganzheitlichen Ansatz für die energetische Außenwandsanierung nach ökologischen Prinzipien.