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MeisterprüfungBergheimer ist prüfungsbester Feinwerkmechaniker in Rhein-Erft

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann steht vor einer Maschine.

Eduard Zent in der Werkstatt des Physikalischen Instituts der Universität Köln.

Eduard Zent hat die Kampagne „Mach aus deinem Leben ein Werk“ der Kölner Handwerkskammer wörtlich genommen und wurde ausgezeichnet.

Eduard Zent ist nicht den geraden Weg gegangen. Aber er hat ein Ziel erreicht, das nur wenige schaffen: 650 Handwerkerinnen und Handwerker haben die regionale Kampagne „Mach aus deinem Leben ein Werk“ der Kölner Handwerkskammer wörtlich genommen und in den vergangenen zwölf Monaten am Campus Handwerk eine Meisterprüfung in ihrem jeweiligen Handwerksberuf absolviert, ein Triales Studium abgeschlossen oder ihren Betriebswirt gemacht. Eduard Zent ging dabei als einer der Prüfungsbesten im Feinwerkmechaniker-Handwerk durchs Ziel.

Zent stammt ursprünglich aus Orsk in Russland, einer Stadt an den Südausläufern des Uralgebirges, genau auf der Grenze zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil Russlands. 1998, er war 14 Jahre alt, siedelte die Familie nach Deutschland über; seine Vorfahren mütterlicherseits waren deutschstämmig. Dann begann eine Odyssee durch Deutschland: Stuttgart, Unna-Massen, Bornheim, Hilden, Bielefeld, Bergheim waren die Stationen, jetzt lebt Zent mit Frau und Sohn in Bedburg.

2018 fing er an der Uni Köln als Auszubildender an, nun ist er Meister

Nach dem Abitur in Hilden begann er ein Physikstudium, wechselte auf Physik und Russisch fürs Lehramt, merkte aber bald, dass eine Lehrerkarriere nicht in seinem Sinne war. Von 2010 bis 2014 studierte er in Bielefeld Fotografie und Medien und schloss das Studium mit einem Bachelor ab. Seine fotografischen Arbeiten können sich sehen lassen: Unter dem Titel „Moderne Tradition“ fotografierte er Männer und Frauen in traditioneller Kleidung, bei denen bei genauerem Hinsehen moderne Accessoires auffallen, zum Beispiel Laptop oder Kopfhörer. Seine Foto-Arbeiten waren weltweit in Ausstellungen präsent, unter anderem in Zypern, Estland, Mexiko, Italien und sind heute noch auf der Website der Galerie Postel in Hamburg zu sehen.

Zent ist aber ein realistisch denkender Mensch: „Ein studierter Fotograf wird kaum gesucht, man will handwerklich ausgebildete Fotografen. Also musste ich überlegen, wie ich Geld verdienen kann.“ Sein älterer Bruder brachte ihn auf die Idee, sich bei einer Ausbildungsstelle an der Universität Köln zu bewerben. Die Uni betreibt eine ganze Reihe von Werkstätten, zum Beispiel auch für Feinwerkmechanik. Feinwerkmechanik arbeitet mit kleinsten Teilchen, beispielsweise im Uhrmacher- oder Optiker-Handwerk. „Hier geht es nicht um Millimeter, sondern um Tausendstel-Millimeter“, erläutert Zent. 2018 fing er an der Uni Köln als Auszubildender an, machte 2021 seine Gesellenprüfung und ist nun Meister.

Was ist sein Meisterstück? „Ich habe einen Manipulator für eine Vakuumkammer entwickelt, mit dem man Proben in mehreren Ebenen schwenken kann. Das funktioniert ein bisschen so wie bei der TV-Show Höhle der Löwen: Man muss ein Konzept entwickeln, eine Simulation ausarbeiten und sie dann einer Jury präsentieren.“

Eduard Zent ist glücklich, an der Kölner Uni nun einen festen Arbeitsplatz zu haben. Seine Werkstatt ist akkurat aufgeräumt, auf den Fensterbänken gedeiht üppiger Blumenschmuck. Er reflektiert im Übrigen sehr über seine nationale Identität: „Ich empfinde mich weder als Russe noch als Deutscher. Grenzen wurden von irgendwelchen Menschen willkürlich gezogen, ich möchte über die Grenzen hinausdenken.“