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SommerferienJeden Morgen kommen in der Bergheimer Zeltstadt 120 Brötchen auf den Tisch

Lesezeit 3 Minuten
Kinder stehen an, um sich Brötchen zu holen.

Zum Frühstücksbuffet hatte das Küchenteam frische Brötchen, Wurst und Käse, Baked Beans und Gemüse vorbereitet.

Die Offene Zeltstadt in Bergheim-Paffendorf ist für den Küchendienst manchmal eine logistische Herausforderung

Den Samstagmorgen in der Zeltstadt an der Erft prägt Aufbruchstimmung. Schlafsack zusammenrollen, die Luftmatratze entlüften, Klamotten in die Taschen räumen und Zelt ausfegen. Nach einer Woche für die „Kidz“ macht die erste Gruppe nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen mit warmen Hotdogs Platz für die Kidz der nächsten Woche.

Erst mal eine Woche Pause vom Küchendienst nehmen und seinem Beruf nachgehen, das will Max Schoepgens. Bis zum Ende der Zeltstadt am 9. August plant er, wochenweise wieder mitzumachen. Mit Cedric Schumann hat er in der vergangenen Woche täglich vier Mahlzeiten mit jeweils 100 Portionen zubereitet. Cedric Schumann gewährt einen kurzen Einblick in den Einkauf: 120 Brötchen und 20 Brote benötige die Zeltstadt für das Frühstück.

Zeltstadt half schon vielen Kindern aus schwierigen Verhältnissen

20 Kilogramm Nudeln, wahlweise 10 Kilogramm Reis oder 15 Kilogramm Kartoffel verarbeiteten sie zum Mittagessen. Dazu viel Gemüse und Salate. 15 Kilogramm Rindergulasch oder bis zu 20 Kilogramm Geflügel verzehre die Gemeinschaft jeweils an den drei Tagen, wenn es Fleisch gebe. Fischstäbchen stünden außerdem auf dem Plan. Parallel dazu biete man auch veganes Essen an.

Zwei Mädchen bauen einen Pfennigbaum.

Katharina und Frieda arbeiten noch am Pfennigbaum aus dem letzten Workshop.

Die Dienstälteste des Teams Birgit Hefner freut sich, dass ihr das Küchenteam einen Wunsch erfüllte: Frischkäse nach indischer Art fürs Brötchen. Seit 1997 lebt Hefner jeden Sommer für die Zeltstadt. „Wir haben Einfluss auf die Entwicklung der Kinder“, sagt sie. Von Teilnehmern, die vor 20 Jahren die Zeltstadt besuchten, höre sie immer wieder, dass die Erfahrung von Gemeinschaft auf dem Platz viele Menschen, die aus schwierigen Lebens- und Familienverhältnissen kamen, buchstäblich „gerettet“ habe.

Harry-Potter-Filme und Nutellabrote gehörten zu den Highlights der Kinder

Anna wischt mit einem Küchentuch ekligen Glibber von der Luftmatratze. Dort ist den Mädchen ein Ball mit Gelfüllung ausgelaufen. Anna, Alina, Stina und Lina sind bereits ein eingeschworenes Team, wenn es um Urlaub an der Erft bei Paffendorf geht. Sie bewahren ihre Siebensachen vorsorglich in großen Plastikcontainern auf. Die Kleidung ist trocken geblieben, Pfützen gab es diesmal im Zelt selbst. Für die vier Freundinnen ist das jedoch kein Grund zu klagen. Vielmehr hätten sie mit den anderen Kidz umso mehr „zusammengehalten“.

Beim Unwetter am Dienstag hätten sie sich schon gefragt, wie es denn ihren Söhnen Fabian und Dano gehe, schildern die Mütter Silke Heidenreich und Andrea Chmielewski. Ein Blick auf die Facebook-Gruppe der Zeltstadt habe sie beruhigt. Im kurzen Text mit Foto vermeldete das Team, alle hätten sich im Kneipenzelt versammelt, um einen Film zu gucken. Bei den netten Betreuerinnen und Betreuern wüssten sie ihre Kinder in guten Händen, sind sich die Mütter einig.

Tatsächlich sei das Unwetter mit Blitzen am Horizont mehr oder weniger an ihnen vorbei gezogen, erzählen die Teamer. Übrig gebliebene Pfützen auf dem Platz hatten die Kinder und das bis zu 25-köpfige Team des Vereins Woanders noch am Donnerstag genutzt, um nach Herzenslust zu matschen. Zum Glück habe man eine Waschmaschine zur Verfügung und – „echter Luxus“ – es gebe sogar einen Trockner.

Beim Frühstück mit einem Nutellabrot im Kneipenzelt blickt Martha auf eine „coole Woche“ in der Zeltstadt zurück. Beim Ausflug zu einem Spielplatz habe sie neue Freunde gefunden. Der Film „Phantastische Tierwesen“ aus der Harry-Potter-Reihe habe ihr gut gefallen, und sie müsse noch den selbst gebastelten Pfennigbaum in der Schatzkammer abholen. Dort sei außerdem auch noch ihr Zauberstab, den sie sich zum Hogwarts-Tag gemacht habe. Jetzt freue sie sich erst mal auf ein Wiedersehen mit den Eltern, sagt Martha.