In Kenten machten sich einige Kinder bereit, um an Heiligabend ihre schauspielerischen Fähigkeiten zu zeigen.
Jesu GeburtAn Weihnachten findet der Heiland einen Stall in Bergheim
„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum, dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger.“
So beginnt die mehr als 2000 Jahre alte Weihnachtsgeschichte, wie der Evangelist Lukas sie später aufgeschrieben hat. In vielen Kirchen wird am Heiligen Abend die Geschichte im Rahmen von Kindergottesdiensten nachgespielt. In Kenten haben sich 20 Kinder im Alter von zwei bis acht Jahren die Gewänder von Maria, Josef, Engeln, Hirten, Marktfrauen, Soldat, Schafen, Ochs und Esel angelegt, um das Geschehen um die Geburt Christi nachzuspielen.
Der schauspielerische Nachwuchs kommt aus der Bergheimer Kinderkirche
Die Kinder der Bergheimer Kinderkirche, die sich einmal im Monat mit Ursula Beyer und Claudia Vierbuchen zum Gottesdienst treffen, waren hellauf begeistert, als sie gefragt wurden, ob sie mitspielen wollen. Gemeindereferentin Beate Werner hat die Geschichte schon vor einigen Jahren so eingerichtet, dass Kinder sie ohne viel Text szenisch umsetzen können. „Jedes Jahr kommen ein paar Kleinigkeiten dazu. So haben wir in diesem Jahr erstmals Marktfrauen und einen Soldaten für die Anfangsszene dabei“, sagt Werner. Von der Kentener St.-Hubertus-Kita und von den Sternsingern hat sie die Kostüme ausgeliehen.
Aufgeregt wuseln die Kinder vor der Generalprobe durch die Kirche, Werner, Beyer und einige Mütter helfen beim Anlegen der Kostüme. „Der Umhang ist mir zu weit und an den Armen zu lang“, klagte eine Hirtin. Die Haarkränze der Engel, die ein Jahr lang im Karton gelegen haben, haben sich verhakt und müssen mühsam entwirrt werden. Man kennt das so ähnlich von der Lichterkette für den Christbaum.
Am Beginn steht, wie im biblischen Text, der Aufruf, dass „ein jeglicher in seine Stadt“ gehen muss, um sich dort in Steuerlisten eintragen zu lassen. Janne (8) gibt mit römischem Helm den Soldaten, der auf dem Markplatz zwischen den drei Marktfrauen den Aufruf öffentlich vorträgt. „Ich muss sagen, was der Kaiser Augustus befiehlt“, betont er selbstbewusst und auch ein wenig stolz auf seine einflussreiche Position.
Engel, Ochs, Schaf und Esel sind in Kenten mit dabei
Die Texte, die die Handlung komplettieren und kommentieren, streut Ursula Beyer ein, dazu gibt es Bilder zur Geschichte vom Beamer. Maria im langen Gewand und mit Kopftuch und Josef, der passend zu seinem überlieferten Beruf Zimmermannswerkzeuge im Gürtel trägt, machen sich mit einem Esel in finsterer Nacht auf den Weg. Müde schlurfen sie der Stadt entgegen und finden als Nachtlager lediglich einen Stall, in dem das Kind bald geboren wird. Engel mit güldenen Sternenkränzen im Haar und Flügeln auf dem Rücken erscheinen den Hirten, die nächtens auf dem Feld ihre Herden bewachten und einen hellen Lichtschein erblickt haben. „Fürchtet euch nicht!“
Mit Ochs und Schafen in Plüschkostümen folgen sie, dem Rat der Engel gehorchend, dem hellen Schein und finden das Kind – kein echtes natürlich – bei Maria und Josef in einer Krippe liegend. Ein wärmendes Schaffell haben sie für den Neugeborenen als bescheidenes Geschenk dabei. Zusammen ziehen sie mit Maria, Josef und dem Jesuskind andächtig schreitend zur Krippe, die im Seitenschiff der Kirche aufgestellt und noch längst nicht fertig dekoriert ist, um das Kind dort abzulegen. „Gott ist groß, er bringt den Menschen Frieden“, jubeln die Engel im Chor, umgeben vom festlichen Lichterglanz der Christbäume und Kerzen.
„Es ist schon schwierig, den Kindern zu erklären, dass Gott den Frieden bringt, wenn sie in den Nachrichten von Kriegen hören“, sagt eine Mutter. Da habe es zu Hause einige Diskussionen vorher gegeben. „Es macht Spaß, das vor großem Publikum am Heiligen Abend aufzuführen, auch weil dann das Christkind kommt“, sagt Janne, der sich jetzt aber auch über den Start in die Weihnachtsferien freut. „Es ist toll, die Geschichte nachzuspielen“, sagt auch Josefine. „Ich kenne die Geschichte ja, aber wir spielen sie schon etwas anders“, sagt die als Hirtin verkleidete Sechsjährige nach der Generalprobe.
Nach nur zwei Probentagen mit mehreren Durchgängen stimmt die Inszenierung. Allein der zweieinhalbjährige Fabian muss sich als kleinster Hirte nicht immer an das Drehbuch halten. Unbekümmert sucht er sich gelegentlich seine eigenen Wege. Der Schauspielernachwuchs kann sich jetzt auf die Aufführung im Kindergottesdienst am Heiligen Abend freuen – und natürlich auf die anschließende Bescherung zu Hause.