Die Veranstaltung zog zahlreiche Interessierte ins Schloss Paffendorf, die die Zukunft der Kohleregion neu denken wollten.
Mit Anton HofreiterPodiumsgespräch der Grünen in Bergheim über Chancen des Strukturwandels
Zu einem Podiumsgespräch zum Thema Chancen des Strukturwandels luden die Grünen aus Bedburg und Bergheim jüngst ins Schloss Paffendorf ein. Ein besonderer Gast war der Bundestagsabgeordnete Dr. Anton Hofreiter. Auch die Landtagsabgeordnete Antje Grothus (beide Grüne) lieferte einen Beitrag.
Im bis auf den letzten Sitzplatz gefüllten Rittersaal referierte er über die Zukunft des Rheinischen Reviers und über die daraus resultierenden Folgen für die Region. Im Anschluss konnten die Teilnehmer den Veranstaltern auf Karteikarten aufschreiben, was ihnen diesbezüglich besonders auf den Herzen lag.
Bergheim: Große Projekte bringen strukturellen Umschwung
Eingangs stellten Daniel Hermann (Grüne Bedburg) und Astrid Dahmen (Grüne Bergheim) ihre Städte vor. Wie steht es um den Strukturwandel in den Kommunen? Was wurde bereits geschafft und welche Herausforderungen kommen noch auf die Städte zu?
Gespannt erwartet werde die Ansiedlung der geplanten Microsoft-Rechenzentren in Bergheim und Bedburg, sagte Dahmen. In Bedburg sei auch die Windkraft ein großes Thema der Zukunft, ergänzte Hermann.
„Gleichzeitig gibt es in Bedburg aber auch viel Druck auf der Innenstadt, viel Leerstand und Schwierigkeiten, dort Gewerbe zu halten“, sagte Hermann. Auch die Schließung des Krankenhauses habe viele Menschen verunsichert, führte er aus.
„Wenn wir uns daran erinnern, wo wir herkommen, dann fällt auf, dass wir vor einigen Jahren noch große Angst um die Arbeitsplätze hier hatten. Mittlerweile ist das Narrativ ein ganz anderes“, blickte die Landtagsabgeordnete Antje Grothus zurück. Die Sorge, dass alle Menschen, die zuvor im Bergbau tätig waren, künftig keine Arbeit mehr hätten, sei mittlerweile kaum mehr in der Bevölkerung vorhanden.
Fachkräftemangel als künftige Herausforderung
„Wie alle wissen, haben wir einen massiven Fachkräftemangel. Das heißt, wir reden mittlerweile mehr über Umschulungen. Wir haben eher die Sorge, wie wir die ganzen Arbeitsplätze mit Fachkräften füllen“, sagte Grothus weiter.
Ein wichtiges Ziel sei für sie, künftig Strukturwandel erlebbar zu machen: „Wir wollen uns dafür einsetzen, den Strukturwandel im Kernrevier seh- und anfassbar zu machen.“ Sie betonte allerdings, dass vieles auch schon sichtbar sei, wie etwa die Wende zu erneuerbaren Energien. Auf vielen kommunalen Dächern seien mittlerweile Photovoltaik-Anlagen zu sehen.
Kunst und Kultur als relevantes Thema
Ein künftiges Themengebiet ist für Grothus laut eigenen Angaben die Umsetzung künstlerischer und kultureller Projekte, die Bezug nehmen auf den Strukturwandel. „Ein weiteres wichtiges Thema ist ‚Frauen im Strukturwandel‘“, sagte sie. Dass in solchen Projekten überwiegend Männer involviert seien, finde sie „sehr schade“.
Sie blickte aber auch zurück auf das, was vor Ort schon geschafft wurde, auch im Kleinen: So freute sie sich etwa über 144 bewilligte Anträge für die im November eingeführten Umweltchecks, auch im Rhein-Erft-Kreis sowie in Düren. Mit diesen können sich Privatpersonen und Vereine etwa Insektenhotels oder auch Fledermaushilfen mit 2000 Euro fördern lassen.
Anton Hofreiter lieferte zu den Beiträgen der örtlichen Politiker die Außenperspektive: „Was man sich als erstes bewusst machen muss, neben den Rahmenbedingungen durch Bund und Land ist eine der entscheidendsten Fragen, wie die Akteure vor Ort mit dem Strukturwandel umgehen.“
Wie wichtig die Einstellung der Menschen vor Ort gegenüber den Chancen des Strukturwandels sei, werde häufig unterschätzt, führte er aus. Mit den Herausforderungen, die das auch mit sich bringe, sei aber nicht nur das Braunkohlerevier konfrontiert. „Das ist eine Frage, der sich ganz Deutschland und auch ganz Europa stellen muss“, sagte Hofreiter.
Er machte auch klar: Für die Menschen im Braunkohlerevier sei die Energiegewinnung identitätsstiftend. Deshalb sollte das Ziel nicht sein, sich von der Energiegewinnung wegzubewegen, sondern sie stattdessen neu zu denken. Damit dies umsetzbar werde, sei auch die Landes- und Bundespolitik in der Verantwortung, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
Bewerbungsrunde für Umweltchecks startet wieder
Das NRW-Umweltministerium fördert mit Umweltchecks in Höhe von je 2000 Euro Naturschutzprojekte von Vereinen und Privatpersonen. Mit dem Geld fördert das Land Projekte, die dem Artenschutz dienen oder auch der Bildung im Bereich Naturschutz.
In Kürze können Interessierte sich wieder für die Förderung bewerben: ab Montag, 3. Februar. Dies ist online möglich. Ein Eigenanteil ist nicht erforderlich. Weitere Infos gibt es auf der Webseite.
Antje Grothus sagt dazu: „Ich freue mich, dass die Umweltschecks auch bei uns schon so gut angenommen werden und die Projekte eine Förderung des Landes erhalten.“