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Bürgermeisterwahl in BergheimAlle Kandidaten wollen Missstände bekämpfen

Lesezeit 4 Minuten

Rund 600 Bürger kamen ins Medio, um die Diskussion der Bürgermeisterkandidaten zu verfolgen.

Bergheim – Der Bürger wird in Zukunft in der Kreisstadt noch mehr mitbestimmen dürfen. Das versprechen jedenfalls die Kandidaten, die am 25. Juni zur Bürgermeisterwahl antreten. Am Dienstag stellten sich im Medio bei einer Podiumsdiskussion Volker Mießeler (CDU und Grüne), Franz Schallenberg (SPD) und Achim Brauer (unabhängiger Kandidat) 600 Besuchern vor und beantworteten die Fragen der Medien und des Publikums.

In einer gemeinsamen Veranstaltung von „Kölner Stadt-Anzeiger“, Rhein-Erft Rundschau, Radio Erft, der Werbepost und der Sonntagspost umrissen die Kandidaten ihre politischen Vorstellungen. Redaktionsleiter Bernd Rupprecht und Redakteur Dennis Vlaminck (beide „Kölner Stadt-Anzeiger“/Rhein-Erft Rundschau) moderierten die Veranstaltung zusammen mit Werbepost-Redaktionsleiter Hans Georg Zingsheim.

Volker Mießeler will mit den Bürgern im Gespräch bleiben.

Als sportlich mit Ehrgeiz in Freizeit und Beruf beschrieb sich Mießeler in einer kurzen Vorstellungsrunde. Schallenberg musste erklären, warum er einst in der CDU seine politische Heimat hatte und heute Ortsvereinsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat der SPD ist. Brauer dagegen hatte Gelegenheit, darüber zu sinnieren, wie lange er denn ob seiner von der SPD nicht erwünschten Kandidatur noch Parteimitglied sein wird.

Verzicht auf Gewerbesteuer

Braucht die Fußgängerzone ein neues Pflaster? Ist ein Einkaufszentrum am Bahnhof Belebung oder Todesstoß für die Stadtmitte? Mit diesen Fragen eröffnete Vlaminck einen Themen-Block. Er werde um ein Gleichgewicht zwischen Plänen am Bahnhof und Belebung der Fußgängerzone ringen, versprach Mießeler. Schallenberg sähe den Wochenmarkt vom Hubert-Rheinfeld-Platz gern in Richtung Georgskapelle verlegt, um die untere Fußgängerzone mit Leben zu füllen. Bei Geschäften in dieser Problemzone müsse man womöglich auf die Gewerbesteuer verzichten, sagte er. „Mein Vorschlag“, warf Mießeler ein. Brauer prangerte zu hohe Mieten an.

Achim Brauer sieht sich als Moderator im Rathaus.

Das Pflaster in der Fußgängerzone werde nicht erneuert, wenn die Bürger es nicht wünschten, sagte Mießeler. Mit dem Konzept zur Erneuerung habe er zunächst gesichert, das Städtebaufördermittel flössen. Schallenberg machte auf den Schuldenberg der Stadt aufmerksam, der nicht in Einklang zu bringen sei mit einem „Wünsch dir was“. Brauer plädierte für eine barrierefreie Gestaltung der Einkaufsmeile.

„Werden die Wünsche der Behinderten auch berücksichtigt?“, fragte Rollstuhlfahrerin Hanne Weiland aus dem Publikum und erinnerte daran, dass es immer noch keine behindertengerechte Toilette gibt. Mießeler: „Wir bleiben im Gespräch.“ Schallenberg: „Wir diskutieren seit zehn Jahren darüber.“ Geld sei da, es fehle am Beschluss des Rates, sagte Brauer.

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Viele Vorschläge und Forderungen

„Was ist mit dem Restaurant Riva?“, wollte ein Bürger wissen. „Warum fährt Schwerlastverkehr durch die Kirchstraße?“ , ein anderer. – Gespräche mit dem Besitzer, Mautgebühren, fehlende Umgehungsstraßen. Schulterzucken: Nicht auf alles hat ein Bürgermeisterkandidat Einfluss. Die Missstände bekämpfen zu wollen versprachen sie alle.

Zingsheim fragte nach der verworfenen Idee eines Zentralbades für die Kreisstadt und nach der übrigen Infrastruktur einer zersiedelten Kommune. Zur besseren Vernetzung der Stadtteile forderte Brauer ein verbessertes Nahverkehrssystem und ein Schulkonzept, das den Anforderungen der Zukunft gerecht wird. Mit „Kurze Beine, kurze Wege“ plädierte Mießeler dafür, die Grundschule im Dorf zu lassen.

Franz Schallenberg will eine schnellere Umsetzung von Politik.

Für ein Zentralbad sah Mießeler keinen Investor weit und breit. Schallenberg hielt drei Hallenbäder und zwei Freibäder für angemessen, Brauer forderte die Wiederbelebung des Fortunabads als Begegnungsstätte für die Jugend. Die Mutmaßung Schallenbergs, für das Freibadgelände in Oberaußem lägen längst Bebauungspläne in der Schublade der Verwaltung, wies Mießeler zurück.

„Was würden Sie tun, wenn Sie zu Beginn Ihrer Amtszeit eine Million Euro zur freien Verfügung hätten?“, fragte Rupprecht in der Schlussrunde die drei Bürgermeisterkandidaten unter anderem. Brauer würde das Geld in „gute Integrationsprojekte“ investieren, Schallenberg würde es zugunsten von Kindern und Jugendlichen einsetzen, und Mießeler würde die Verwendung mit den Bürgern diskutieren.

Wahltag im Überblick

Am Sonntag, 25. Juni, wird in Bergheim ein neuer Bürgermeister gewählt. Sollte im ersten Wahlgang keiner der drei Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen, findet am Sonntag, 9. Juli, eine Stichwahl statt. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Wahlberechtigt sind Deutsche und Staatsangehörige eines EU-Mitgliedsstaates, die das 16. Lebensjahr vollendet und ihren Hauptwohnsitz mindestens seit dem 16. Tag vor der Wahl in Bergheim haben. Die Amtszeit des künftigen Bürgermeisters der Kreisstadt Bergheim dauert in diesem speziellen Fall bis zur übernächsten Kommunalwahl im Jahr 2025.

Die Wahl ist notwendig geworden, weil die frühere Bürgermeisterin Maria Pfordt im März aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist.  (fun)