Probleme beim DistanzlernenSo sollen Schüler in Rhein-Erft versäumten Stoff aufholen
Bergheim – In der Nacht auf Montag habe sie kaum schlafen können, so aufgeregt sei sie gewesen, erzählt Natascha Kierdorf, die didaktische Leiterin der Gesamtschule Bergheim. Und als sie mal Schlaf gefunden habe, habe sie geträumt, dass am Montag niemand in der Schule erschienen sei.
Dort startete nämlich die „Extra-Zeit zum Lernen“. Das Land hatte eine Förderung dafür in Aussicht gestellt, dass Kinder und Jugendliche, die durch Distanzlernen im vergangenen Schuljahr viel verpasst haben, eine Woche lang Stoff in der Schule nachholen können. In der Gesamtschule Bergheim nehmen noch bis Ende der Woche 71 Schülerinnen und Schüler das Angebot wahr.
Kierdorf hatte sich zuvor wochenlang durch Formulare und Anträge gekämpft. Den Förderantrag beim Land stellte dann die Stadt. 80 Prozent der Kosten übernimmt das Land, den Rest der Schulträger, also die Stadt.
Bergheim: Nicht nur Mathe und Co. stehen auf dem Programm
Die Stufen fünf bis zehn wurden in mehrere Gruppen mit höchstens 15 Jugendlichen aufgeteilt und bekamen einen eigenen Stundenplan. Neben Mathe, Englisch und Deutsch absolvieren die Jugendlichen auch Einheiten zu Selbstorganisation, Lernstruktur und Kommunikation. Die Oberstufe wird nicht nur in Mathe und Deutsch, sondern auch in Stressbewältigung oder Medienkompetenz geschult. Dafür hat sich die Gesamtschule externe Kräfte ins Boot geholt, zum Beispiel den Kölner Anbieter Skills for Life oder Nachhilfeinstitute.
Sorge, dass ihr Traum Wirklichkeit wird und niemand kommt, musste Natascha Kierdorf bei 71 Anmeldungen nicht wirklich haben. Für die Herbstferien steht schon die nächste Extra-Zeit an. Die Lehrerin glaubt, dass sich das Konzept der Ferienkurse halten wird, auch wenn Corona vorbei ist. „Der Druck ist weg“, sagt sie. Die Schülerinnen und Schüler kämen freiwillig. „Ich hatte Gänsehaut, als ich gehört hab, dass sich zwei Siebener über mathematisch Gleichungen unterhalten haben.“
Bergheim: Auch Erftgymnasium nimmt Extra-Zeit
Die Jugendlichen sind fünf Tage lang von 9 bis 16 Uhr in der Schule. Es gelten dieselben Corona-Regeln wie für den regulären Schulunterricht auch: Maskenpflicht im Gebäude, keine auf dem Schulhof. Dazu zwei Corona-Tests in der Woche.
Auch 20 Fünft- und Sechstklässler des Bergheimer Erftgymnasiums haben sich Extra-Lernzeit genommen. Initiiert und gleitet hatte die Aktion die Schulsozialarbeiterin Claudia Vogt. Vormittags wiederholten die Kinder und Jugendlichen in Lerngruppen den Englisch- und Mathe-Stoff des vergangenen Schuljahres. Frisch gebackene Abiturienten der Schule, Lehramtsanwärter und Fachlehrer unterstützten sie dabei.
Nachmittags machte die Gruppe einen Ausflug in die Kletterhalle des SSK Kerpen und eine Rallye durch Bergheim, inklusive eines Besuchs im Museum Bergheimat. Auch für einen Workshop der AG Weltoffenheit und Kanufahren war Extra-Zeit.
Hier gibt es im Rhein-Erft-Kreis Ferien-Lerngruppen
In Frechen sind laut Stadtverwaltung Fördermittel für drei Ferien-Lerngruppen am Gymnasium bewilligt worden. Sie richten sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 7. Neben der individuellen Förderung in den Fächern Mathematik, Englisch und Französisch sollen auch Lerninhalte der Hauptfächer des vergangenen Schuljahres wiederholt werden. Um das Angebot für die Schülerinnen und Schüler abwechslungsreich zu gestalten, wurden auch Sport und andere Elemente eingebaut.
Die Grundschulen im Frechener Stadtgebiet wollen entsprechende Programme in den Herbstferien anbieten, heißt es von der Frechener Stadtverwaltung.
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In Hürth haben die Grundschule am Clementinenhof und die Bodelschwingh-Grundschule – beide in Alt-Hürth – Ferienprogramme erarbeitet, mit denen Lernlücken der Kinder geschlossen werden sollen, und dafür Mittel aus dem Förderprogramm „Extra Zeit zum Lernen“ der Landesregierung beantragt. 15.600 Euro wurden nach Angaben von Stadtverwaltungssprecher Willi Pütz bewilligt, die Stadt Hürth muss die Summe laut Förderrichtlinien um 20 Prozent aufstocken. Die Programme an den beiden Hürther Schulen werden durch die Schülerhilfe umgesetzt.
Auch in Kerpen werden bereits Projekte umgesetzt, etwa an der Martinusförderschule oder auch in Jugendzentren. Weitere sind geplant. (red)