Der Schiedsrichter hatte die Partie erst abgebrochen, dann wollte er auf Betreiben der Glescher weiterspielen lassen.
Trotz PyrotechnikGericht kritisiert Unparteiischen für Spielabbruch in Rhein-Erft – Neuansetzung
Die Partie in der Fußball-Kreisliga A zwischen dem BCV Glesch-Paffendorf II und dem Bedburger BV wird neu angesetzt. Das hat das Kreissportgericht Rhein-Erft des Westdeutschen Fußball-Verbands entschieden. Ein Termin steht noch nicht fest.
Schiedsrichter Edgar Dickel hatte die Partie wenige Minuten vor Schluss beim Stand von 3:1 abgebrochen, nachdem Anhänger der gastgebenden Mannschaft zum wiederholten Male Pyrotechnik gezündet hatten. Aus sogenannten Feuertöpfen war gelber Rauch über das Spielfeld gezogen. Bereits in der ersten Halbzeit hatten die Fans Pyrotechnik im Stadion abgebrannt. Nachdem der Glescher Kapitän auf Anweisung des Unparteiischen auf die Verursacher eingewirkt hatte, dies zu unterlassen, konnte die Begegnung fortgesetzt werden – bis zur 85. Minute.
Das Gericht beruft sich auf Paragraf 36 der WFV-Spielordnung. Demnach müssen Schiedsrichter alle Mittel zur Fortführung des Spiels ausschöpfen, bevor es zu einem Abbruch kommt. Das habe Dickel getan. Nachdem sich der Rauch verzogen hatte, war der Schiedsrichter in die Kabine der Bedburger gegangen und hat das Team und dessen Verantwortliche gefragt, ob sie bereit seien, das Spiel fortzusetzen. Das hat der Gastverein mit Verweis auf den bereits vollzogenen Spielabbruch abgelehnt.
An der Stelle äußert das Sportgericht in seinem schriftlichen Urteil auch Kritik an dem Unparteiischen: „Eine Unterbrechung für ein paar Minuten wäre hier allerdings die richtige Entscheidung gewesen, um dann, nachdem sich der Rauch verzogen hatte, das Spiel ordnungsgemäß zu Ende zu bringen.“ Ein Spielabbruch sei völlig überzogen gewesen.
Im Urteil heißt es, das Abbrennen von Pyrotechnik gebe es in fast allen Stadien
Auf die ebenfalls in Paragraf 36 genannten möglichen Abbruchgründe geht das Urteil nicht ein. Dabei komme nach mehreren Vorfällen im Verlauf des Spiels mangelnder Ordnungsdienst augenscheinlich als Abbruchgrund in Frage, sowie auch das Verlangen einer Mannschaft – welches ja durch die Bedburger Ablehnung, das Spiel fortzuführen, vorlag. Eine Würdigung der Beobachtung des Schiedsrichters, zwei Akteure hätten sich beinahe geprügelt, enthält das Urteil zudem nicht.
Es fehlt außerdem der Hinweis, ob und wie der Einsatz von Pyrotechnik durch Glescher Anhänger für den BCV ein Nachspiel haben wird. In der Urteilsbegründung heißt es dagegen sogar wörtlich, dass man das Abbrennen von Feuertöpfchen mit Rauchentwicklung in „fast allen Stadien“ sehe. Unerwähnt bleiben auch Vorwürfe unsportlichen Verhaltens durch Beleidigungen, darunter auch eine rassistische, die von mehreren Beobachtern geschildert worden waren. Da beide Vereine ihre Widerspruchsfrist verstreichen ließen, ist das Urteil rechtskräftig.
Bedburg hatte bereits angekündigt, jede Entscheidung anzunehmen. Glesch wollte bis nach der Urteilsverkündung mit öffentlichen Erklärungen warten und zeigt sich von der Entscheidung des Gerichts nicht überrascht. Für Trainer Marc Diamante sei die Sachlage zuvor recht klar gewesen, bedauerlich sei aber, dass der Sport nicht mehr im Mittelpunkt stand: „Wenn es eine Seite gibt, die gar nichts damit zu tun hat, dann meine Mannschaft.“
Er bedauert die Annullierung des so gut wie gewonnen Spiels, aber „wir sind auch selbstbewusst genug, dass wir sagen, dass wir auch das dritte Derby dieses Jahr gewinnen.“ Markus Stupp, der Abteilungsleiter Fußball des Vereins, kündigt an: „Ausblickend auf das Wiederholungsspiel tut der Verein alles, dass es geordnet zugeht und der Sport wieder in den Mittelpunkt rückt.“ Konkret sollen dafür auch Ordner zur Hilfe gezogen werden.
Wenn auch das Urteil im Einsatz von Pyrotechnik keinen Grund für den Spielabbruch sieht, stellt es dennoch die Verantwortung auf Seiten der Glescher Fans fest. Stupp stellt dazu fest: „Der Verein hat schon während des Spiels erfolgreich auf die betreffenden Personen eingewirkt und hat im Zuge des Abbruchs Gespräche mit den einzelnen Personen geführt und auch klargestellt, dass wir Derartiges in Zukunft nicht mehr tolerieren werden.“
Weniger Verständnis zeigt der Verein für die Vorwürfe unsportlichen Verhaltens nach Abpfiff der Partie. Die öffentlichen Statements der Bedburger in Zeitung und sozialen Medien hätten nur Öl ins Feuer gegossen und ein verzerrtes Bild gezeichnet. Diamante räumt aber ein, dass an diesem Tag von beiden Seiten Fehler gemacht worden seien. Die Weigerung zur Fortsetzung des Spiels habe den Schiedsrichter in seiner rasch überdachten Fehlentscheidung unnötig schlecht aussehen lassen. Es bestehe gar der Verdacht, dass die Bedburger darauf spekuliert hätten, vom Sportgericht den Sieg und die drei Punkte zugesprochen zu bekommen.
Dickel hatte unlängst im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet, dass Glescher Offizielle auf ihn zugestürmt seien und darauf verwiesen hätten, dass das Abbrennen von Pyrotechnik in den Heimspielen in der Mittelrheinliga üblich sei - da werde nie abgebrochen. Das veranlasste den Unparteiischen offenbar zum Umdenken.
„Die Pauschalverurteilung, dass wir nur alkoholisierte Zuschauer haben“, möchte Diamante zudem nicht stehenlassen. Hier war jüngst von der Beobachtung des Unparteiischen von alkoholisierten Glescher Fans berichtet worden. Eine Verfolgung der Gäste in den Kabinengang habe nicht stattgefunden, vielmehr sei die Heimmannschaft auf gleichem Wege in ihre benachbarte Kabine gegangen. „Dabei sind ganz sicher von beiden Seiten Worte gefallen. Die massiven Beleidigungen, die da angeblich gefallen sein sollen – das ist ein Witz für mich.“ Vielmehr sei auch von Bedburger Seite und schon während des Spiels mit Zwischenrufen an Diamante gestört worden.