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Klimawandel-ProblemeBergheimer Obstbauer sucht mit Wissenschaftlern den Super-Apfel

Lesezeit 4 Minuten

Georg Boekels bietet auf seinem Obsthof rund 30 Apfelsorten an.

  1. Der Klimawandel bereitet auch den Obstbauern im Rhein-Erft-Kreis große Sorgen.
  2. Georg Boekels, der in Bergheim-Fliesteden einen Obsthof leitet, musste wegen schwacher Ernten schon empfindliche Äpfel aus dem Sortiment nehmen.
  3. Nun sagt er dem Klimawandel den Kampf an: Gemeinsam mit Kollegen hat er ein Forschungsunternehmen gegründet, um zusammen mit Wissenschaftlern nach einem Super-Apfel zu suchen.

Bergheim-Fliesteden – Sein Name ist Cox, und er war einmal ein echter Prachtkerl – kerngesund, herzhaft, bissig und allseits beliebt. Nur Hitze und Trockenheit hat der Naturbursche noch nie gut vertragen. Und das wird ihm jetzt zum Verhängnis. „So leid es mir für den guten alten Knaben auch tut: Der Cox Orange steht vor dem Aus; ich muss ihn endgültig aus dem Sortiment nehmen. Es hat einfach keinen Zweck mehr, diese besonders empfindliche Sorte in unserer Region weiterhin anzubauen“, klagt Georg Boekels.

Der auf Äpfel spezialisierte Fliestedener Obstbauer kann den Verlust zwar verkraften, denn er kultiviert auf seinen Plantagen noch rund 30 weitere Sorten. Zudem hat der Cox Orange in der Kundengunst ohnehin viel an süßere Sorten wie Elstar, Fuji oder Braeburn verloren.

Doch obwohl seine Ernte auch in dieser Saison zufriedenstellend ausgefallen ist, macht sich Boekels mit Blick aufs Klima Sorgen. „Wir haben im Sommer schon seit einigen Jahren mit immer längeren und heftigeren Hitzeperioden zu kämpfen. Das könnte bald schon auch für andere Apfelsorten zum echten Problem werden.“

Obsthof in Fliesteden: Die Äpfel haben Sonnenbrand

Boekels pflückt ein knallrotes Exemplar der eigentlich recht robusten Spätsorte Natty vom Baum und zeigt auf einen hässlichen braunen Fleck. „Das ist typischer Apfel-Sonnenbrand. Das Fruchtfleisch unter der Schale ist an dieser Stelle ebenfalls braun und aufgeweicht. Wenn die Temperaturen über längere Zeit bei über 30 oder gar 35 Grad liegen, drohen manche Äpfel regelrecht zu verbrennen. Bei anderen leidet die Qualität des Fruchtfleischs, oder sie werden nicht mehr groß genug.“

Auch Äpfel können Sonnenbrand bekommen.

Niederschlagsmangel im Sommer war dabei nicht einmal das ganz große Problem. Denn die hervorragenden Lößlehmböden auf der Fliestedener Höhe können die Feuchtigkeit sehr gut speichern. Nur kommt im Herbst und Winter ebenfalls schon seit mehreren Jahren viel zu wenig Regen nach, um den Bodenspeicher wieder aufzufüllen. Derzeit liegt die Erntesaison für die späten Obstsorten noch in den letzten Zügen, doch für die Zeit danach sehnt sich Boekels fette graue Wolken herbei.

Rhein-Erft-Kreis: Experte sucht den Super-Apfel

Trotz der Klimawandel-Probleme denkt der 59-jährige Obstbau-Gartenmeister, der rund um Fliesteden auf knapp 15 Hektar Fläche schon seit 40 Jahren Äpfel und anderes Baumobst anbaut, nicht daran, die Flinte ins Korn zu werfen – im Gegenteil. Seit Sohn Christian in die Leitung des Anbaubetriebs eingestiegen ist, kann sich der Senior intensiver denn je um die Zukunftsplanung kümmern.

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So heißt es nun quasi: Boekels sucht den Super-Apfel. Mit einigen Kollegen hat er ein Forschungsunternehmen gegründet, in dem in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern nach in mehrerlei Hinsicht optimierten Sorten gesucht wird: „Sie sollen robust sein und dem Klimawandel möglichst gut widerstehen können, aber gleichzeitig auch für Allergikerinnen und Allergiker geeignet sein. Denn nicht wenige Menschen mit Apfelallergien reagieren gerade auf die derzeit gängigen neueren Züchtungen empfindlich.“ Noch ist nichts spruchreif, denn die Zulassung, Lizenzierung und Markteinführung von neuen Obstsorten ist ein langwieriger Prozess.

Uni Bonn will mit Landwirten nachhaltigen Obstanbau entwickeln

Boekels’ Hof gehört zudem, wie fünf weitere rheinische Betriebe, zu einer Gruppe, die unter wissenschaftlicher Leitung der Uni Bonn zeitnah ein „System für ganzheitlichen und nachhaltigen Obstbau“ entwickeln will. Vorbild ist das „Fair’n Green“-Label der deutschen Weinbauern.

Der Klimawandel bedroht empfindliche Sorten existenziell und bereitet den Obstbauern große Sorgen.

„Nachhaltigkeit beim Obstbau geht über Bio hinaus. Da spielen neben der Düngung und dem Pflanzenschutz auch Themen wie die Optimierung des Energie- und Wasserverbrauchs, die Förderung der Biodiversität und die Schaffung besserer Arbeitsbedingungen für die Erntehelfer eine große Rolle“, erklärt Boekels. Er selbst ist zwar kein zertifizierter Bio-Bauer, tut vom Solardach auf der Lagerhalle bis hin zur drastischen Reduzierung des Chemie-Einsatzes aber trotzdem viel, um seinen Familienbetrieb nachhaltig aufzustellen.

Zur Nachhaltigkeit gehört für Georg Boekels aber auch eine gute Unterbringung seiner in der Hauptsaison etwa 25 Erntehelferinnen und -helfer. „Massenunterkünfte gibt es bei uns nicht, und zu Beginn der Corona-Pandemie haben wir die Wohnstandards noch einmal verbessert“, betont der Landwirt.