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Saatgut in der Nacht geimpftLandwirt aus Erftstadt baut die Pflanze der Zukunft an

Lesezeit 3 Minuten

Jungbauer Thomas Neisse überzeugt sich regelmäßig auf dem Lupinen-Feld davon, dass die Pflanzen gedeihen.

  1. Auf zwölf Hektar baut Landwirt Thomas Neisse aus Erftstadt erstmals in diesem Jahr Weiße Lupinen an.
  2. Die Pflanze ist in der Lebensmittelbranche sehr gefragt, sie wird vor allem für vegane und vegetarische Fleischersatzspeisen gebraucht.
  3. Im Gespräch erklärt er, wieso die Aussaat eine „richtige Nacht- und Nebelaktion“ war.

Erftstadt-Konradsheim – Weiß blühen jetzt die Lupinen auf den Feldern von Landwirt Thomas Neisse. „Ich wollte damit einmal etwas völlig Neues ausprobieren“, erklärt der 26-Jährige. Der Anbau der Weißen Lupine sei in den 1990er Jahren aufgrund der Pilzerkrankung Anthraknose völlig eingebrochen. Von älteren Berufskollegen weiß er, dass es damals Ausfälle von bis zu 100 Prozent gegeben hat.

Trotzdem: Neisse findet, dass die Pflanze eine zweite Chance verdient, zumal neue Züchtungen sie tolerant gegen die Pilzerkrankung hat werden lassen. „Anthraknose kann die Weiße Lupine zwar noch erwischen, aber dann liegt der Ausfall nicht direkt bei 100 Prozent“, so Neisse.

Auf zwölf Hektar baut er erstmals in diesem Jahr die eiweißträchtige Pflanze an. „Sie ist die Zukunft“, davon ist der 26-Jährige überzeugt. Der Eiweißgehalt in den Früchten liege bei über 40 Prozent. „Es handelt sich dabei um ein sehr hochwertiges Eiweiß, das in der Lebensmittelbranche sehr gefragt ist“, erklärt er. Er sieht die weiße Lupine als sehr guten Ersatz für alle anderen einheimischen eiweißhaltigen Pflanzen, die in der Lebensmittelproduktion auch für vegane und vegetarische Fleischersatzspeisen gebraucht werden, wie Ackerbohnen, Erbsen und heimische Soja.

Thomas Neisse: „Nachhaltiger geht es kaum“

„Die Verbraucher wollen hochwertige Nahrungsmittel aus nachhaltigem Anbau“, erklärt Neisse. Die Weiße Lupine liefere nicht nur die hochwertigen Proteine. „Nachhaltiger als in der Region gewachsen, anstatt in Brasilien oder Chile, geht wohl kaum mehr“, betont er.

Lupinen-Bohnen, die auch zu Kaffee verarbeitet werden können.

Im März hat Neisse die Weiße Lupine ausgesät. „Wenn alles gut läuft, kann ab Ende August die Ernte beginnen“, sagt er. „Ich bin schon jetzt ziemlich gespannt.“ Am liebsten würde er die Früchte direkt an die Lebensmittelindustrie verkaufen, die sie dann eins zu eins beispielsweise für Mehl, Fleischersatz, Eis und Joghurt einsetzt. „Es gibt sogar Lupinen-Kaffee“, weiß der Jungbauer. Dabei würden die Lupinenbohnen nach der Ernte getrocknet, geröstet, gemahlen und dann wie normaler Bohnenkaffee aufgebrüht.

Lupinen reagieren empfindlich auf Stress

Was seine Weiße Lupine betrifft, so arbeitet er in diesem Jahr mit der Firma SGL/Lichtschläger zusammen. „Sie beraten mich und meine Berufskollegen auch in Fragen zum Anbau und helfen bei der Vermarktung“, so Neisse.

Nur Stress könne die Pflanze gar nicht gut vertragen. „Bei Stress bildet sie Bitterstoffe“, erklärt er. Das könne im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Lupinenbohnen nur noch für Tierfutter verwendet werden können. Lange Trockenheit, Nährstoffmangel, aber auch Starkregen könnten ihr zusetzen. „Damit es unseren Weißen Lupinen gut geht, haben wir sie in diesem Frühjahr schon einige Male mit Nährstoffen versorgt“, versichert Neiße.

Pflanze ist für Umwelt von hohem Nutzen

Die Weiße Lupine überzeugt ihn aber nicht nur wegen ihrer hohen Eiweißwerte. „Die Pflanzen holen mit Hilfe von Bakterien den Stickstoff aus der Luft und reichern den Boden damit an“, erklärte er. Deswegen sei sie auch für die Umwelt von hohem Nutzen. „So brauchen wir im kommenden Jahr, wenn wir hier auf dem Acker Weizen anbauen, eine deutlich geringere Stickstoffdüngung“, weiß der 26-Jährige und deutet auf seinen Lupinenacker.

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Allerdings kämen die speziellen Bakterien nicht mehr sehr oft im Boden vor. „Mein Vater und ich haben unser Saatgut deswegen vor der Aussaat mit den speziellen Bakterien geimpft“, berichtet der Junior. „Das war eine richtige Nacht- und Nebelaktion“, sagt er und lacht. Die Bakterien seien nicht UV beständig, deswegen hätten sie das Saatgut erst nach Sonnenuntergang impfen können. „Es war schon dunkel, als mein Vater und ich den Betonmischer eingeschaltet und darin dann unser Saatgut und Bakterien miteinander vermengt haben.“