Kostenexplosion befürchtetBergheimer Projekte für Stadtentwicklung auf dem Prüfstand
Bergheim – Der Erftboulevard ist noch nicht ganz fertig, aber schon jetzt ist gut zu sehen, wie sich die Kleine Erft in der Innenstadt Ende September präsentieren wird. Auch die Bänke und Liegen, die ihren Platz entlang des Gewässers gefunden haben, geben einen Eindruck, wie die Fußgängerzone nach Abschluss des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Insek) einmal aussehen soll.
Allerdings steht das gesamte Konzept nun auf dem Prüfstand, wie Bürgermeister Volker Mießeler mitteilt. Während die Gestaltung des Erftboulevards bei den erwarteten Kosten demnach beinahe eine Punktlandung hinlegt, (knapp unter 2,8 Millionen Euro statt kalkulierter 2,6 Millionen Euro), befürchtet die Verwaltung bei den Maßnahmen, die in den nächsten Jahren noch ausstehen, eine Kostenexplosion.
Viele Faktoren treiben die Preise
„Die Kosten dürften sich teilweise verdoppeln“, sagt Mießeler. „Es ist so dramatisch, dass wir das Insek komplett hinterfragen und schauen müssen, was wir uns erlauben können.“
Gestiegene Materialpreise, Fachkräftemangel, der Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Energiekosten – viele Faktoren würden derzeit die Preise für Bauvorhaben mächtig in die Höhe treiben, berichtet Mießeler. Für das Insek und seine 28 Maßnahmen waren 2019 rund 21 Millionen Euro veranschlagt worden. 70 Prozent davon sollte das Land fördern. „Wenn die Kosten steigen, steigt aber nicht automatisch die Beteiligung des Landes“, sagt Mießeler.
Zudem müsse man anerkennen, dass die Welt nun eine andere sei als vor zwei oder drei Jahren. Der Klimawandel sei präsenter, die Versiegelung von Flächen komme nicht mehr so ohne Weiteres in Frage. Wohl auch deshalb und wegen der Kosten – nicht nur wegen des Bürgerprotests – dürfte die Rollsportbahn in der Grünen Lunge, die Teil des Insek gewesen wäre, auf der möglichen Streichliste stehen.
Den größten Posten im Insek nimmt die Umgestaltung der Fußgängerzone mit neuer Pflasterung, neuem Mobiliar, neuen Bäumen und der Neugestaltung von Plätzen mit veranschlagten Gesamtkosten von 11,7 Millionen Euro ein. Das Projekt soll ab Ende 2023 in Angriff genommen werden und mehrere Jahre dauern. „Zunächst steht eine Kanalsanierung in der Fußgängerzone an, die zwingend und dringend ist“, berichtet Mießeler.
Auch in Bedburg wackeln die Projekte
„Das Elsdorfer Isek soll wie geplant vollzogen werden und ist durch eventuelle Kostenentwicklungen im aktuellen Planungsschritt nicht beeinträchtigt“, teilt die Elsdorfer Stadtverwaltung mit. Das Land hat zugesagt, von 2022 bis 2026 bis 30 Projekte mit bis zu 13 Millionen Euro zu fördern.
In Bedburg stehen wegen der klammen Haushaltslage sämtliche Ausgaben auf dem Prüfstand, auch die des Innenstadtentwicklungskonzepts. „Alle Maßnahmen stehen daher zur Debatte – absolute Ausnahmen sind die Kitaneubauten und die notwendigen Erweiterungen unserer Schulen“, sagt Bürgermeister Sascha Solbach. „Wir prüfen alle Möglichkeiten, damit wir unsere BürgerInnen in dieser Zeit nicht noch weiter belasten müssen. Steuererhöhungen – obwohl eigentlich turnusmäßig vorgesehen – kommen für mich nicht in Frage.“
Erftstadt nimmt gerade erst Anlauf: Der Masterplan Liblar ist ein 20-Millionen-Projekt für Erftstadts größten Stadtteil, in dem es nicht nur um die Carl-Schurz-Straße, sondern auch um das Gebiet bis zum Erftstadt-Center geht. Dafür gibt es Geld aus mehreren Fördertöpfen, unter anderem aus dem Städtebauförderprogramm des Landes. Ein Stadtteilbeirat ist gegründet und ein Stadtteilbüro eingerichtet worden, um die Bürger zu informieren und zu beteiligen. Denn auch Hausbesitzer sind gefragt, das Stadtbild attraktiver zu gestalten. Dafür gibt es ein Hof- und Fassadenprogramm. Der Masterplan Lechenich (ebenfalls rund 20 Millionen Euro) soll die Mobilität fördern. Er sieht Fassadensanierungen in der Altstadt vor, ein grüner Parkring soll sich um den Stadtkern ziehen und das Schulzentrum mit Aula und Schwimmbad ein Bildungsquartier werden. Der Gesamtförderantrag im Rahmen der Städtebauförderung wird aber erst 2023 beim Ministerium eingereicht, da Unterlagen noch nicht vollständig von der Verwaltung zusammengestellt wurden.
Belastung für den städtischen Haushalt in Bergheim
An die Sanierung soll sich die Umgestaltung der Fußgängerzone anschließen. Der erste Bauabschnitt umfasse die Hauptstraße zwischen Aachener Tor und Georgskapelle. Doch wenn sich die Kosten tatsächlich verdoppelten und die Förderung bei knapp über acht Millionen Euro bliebe, belaste das den städtischen Haushalt über Gebühr.
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Mießeler will nun schauen, was noch möglich ist. „Wir unterziehen alle noch ausstehenden Projekte einer Kostenbetrachtung.“ Mit der Bezirksregierung wolle die Stadtverwaltung um ausloten, wie beweglich die Fördertöpfe sind. „Das Insek ist auf viele Jahre angelegt und bedarf daher ohnehin ständiger Anpassung und Fortschreibung.“ Aber schon jetzt sei klar: „Es wird schwierig, die Maßnahmen eins zu eins umzusetzen, wie sie geplant sind.“