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Schulen schlagen AlarmDarum ist der Lehrermangel im Rhein-Erft-Kreis schlimmer als gedacht

Lesezeit 3 Minuten
In einem leeren Klassenzimmer stehen Stühle auf Tischen. Vorne ist eine Tafel zu sehen, vor der Tafel ist eine Leinwand.

In den Grundschulen im Rhein-Erft-Kreis fehlen zahlreiche Lehrkräfte. (Symbolbild)

Nach Ansicht des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) fehlen an den Grundschulen im Kreis deutlich mehr Lehrer als es die offiziellen Zahlen aussagen.

Beschäftigungsverbote für Schwangere, Quarantäne und vermehrte Krankheitsausfälle seien nicht berücksichtigt, sagt VBE-Sprecher Johannes Schuck: „Diese Realitäten prägen an vielen Schulen den Alltag. Die Krankenstände sind zum Teil die Folge der Überlastung durch die Unterbesetzung mit Fachkräften.“

So würden an vielen Schulen mittlerweile Seiteneinsteiger beschäftigt, die in ihrer Ausbildung oft nur am Rande mit Pädagogik in Kontakt gekommen seien. Oder aber die Lücken würden mit Kolleginnen und Kollegen geschlossen, die für Unterricht an den weiterführenden Schulen ausgebildet worden seien – und dort auch arbeiten wollten. Daher blieben die meisten maximal zwei Jahre an einer Grundschule – nicht zuletzt wegen der schlechteren Bezahlung.

Ich habe reichlich Lehrerstellen zugewiesen bekommen. Aber es hat sich niemand beworben
Mathilde Ehlen, Rektorin der Arnold von Harff-Hauptschule

Erst ab 2024 werden Grundschullehrer genauso viel verdienen wie ihre Kollegen an den weiterführenden Schulen. Von dieser „lange überfälligen“ Angleichung verspricht sich Schuck einen Attraktivitätsschub für den Lehrerberuf an Grundschulen. Davon würden die Schüler und Kollegien aber erst in einigen Jahren profitieren. Wer jetzt anfange zu studieren, könne frühestens in sechs Jahren vor einer eigenen Klasse stehen.

Die SPD Rhein-Erft hatte kürzlich die Personalausstattung an den Schulen kritisiert. Grundlage war die Beantwortung einer Kleinen Anfrage der SPD-Fraktion an die Landesregierung. Trauriges Schlusslicht bildet die Horionschule in Pulheim-Sinnersdorf, die zum 19. Oktober eine Personalausstattungsquote von 74,9 Prozent auswies. Der Personalmangel bleibe nicht unbemerkt, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Tanja Schmitz. Als Beispiel nennt sie eine kranke Lehrerin, die ausfällt. „In diesem Fall werden in aller Regel die Schüler auf andere Klassen aufgeteilt.“

Bedburger Arnold-von-Harff-Hauptschule steht am schlechtesten da

Das sei immer eine große organisatorische Herausforderung. „Die gute und positive Seite ist, dass es dem vorhandenen Lehrpersonal durch großes Engagement und gute Organisation gelingt, diese personellen Defizite für die Kinder so gut als möglich aufzufangen.“ Schulleiterin Ulrike Maibom-Taranowski formuliert es so: „Da wir an der Horionschule sehr gut organisiert und professionell aufgestellt sind, gelingt es uns, den Kindern den Unterricht nach wie vor zu ermöglichen.“

Bei den weiterführenden Schulen steht die Bedburger Arnold-von-Harff-Hauptschule mit einer Quote von 85,5 Prozent am schlechtesten da. Rektorin Mathilde Ehlen weiß, woran das liegt: „Ich habe reichlich Lehrerstellen zugewiesen bekommen. Daran liegt das nicht, aber es hat sich niemand beworben.“

Nach den Sommerferien habe sie bereits drei Stellen zugewiesen bekommen, die auch schnell besetzt werden konnten, denn: „Bei diesen Bewerbungen habe ich Seitenbewerber zugelassen.“ Da die aber jeden Donnerstag zu einer Fortbildung müssen, entschloss Ehlen sich, die drei weiteren Lehrerstellen und eine Sonderpädagogen-Stelle für ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, sogenannte Regelbewerber, auszuschreiben.

Keine Bewerbungen auf offene Stellen

„Sonst wäre es mit der Stundenplanplanung kompliziert geworden, weil alle donnerstags weg gewesen wären.“ Die Folge war allerdings ernüchternd: Niemand bewarb sich. „Wir sind mit Lehrerstellen also gut versorgt, aber die Bewerber fehlen. Dabei ist die Schule modern ausgestattet. Vielleicht sind wir hier in Bedburg aus Sicht der Absolventen einfach ein wenig weit vom Schuss.“

„Bisher gibt es an meiner Schule keine Auswirkungen auf den Schulbetrieb“, sagt Petra Arndt, Leiterin der Carl-Sonnenschein-Schule in Bergheim-Kenten, die mit einer Personalausstattungsquote von 80,9 Prozent deutlich unterbesetzt ist. „Wir sind dahingehend gut organisiert und professionell aufgestellt, um den Kindern den Unterricht zu ermöglichen. Dies ist in erster Linie dem außerordentlichen Engagement meines gesamten Teams zu verdanken.“


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