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Salafist Pierre Vogel trainiert KinderStadt Bergheim sieht keine Handhabe gegen Boxclub

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Der Fight Club Bergheim in Niederaußem bietet Boxen und Kickboxen an.

Der Fight Club Bergheim in Niederaußem bietet Boxen und Kickboxen an.

Landtagsabgeordneter Gregor Golland (CDU) fordert, dass die Sicherheitsbehörden gegen islamistische Prediger und Hetzer wie Pierre Vogel vorgehen sollen.

Die Stadt Bergheim hat keine rechtliche Handhabe, gegen den Fight Club Bergheim vorzugehen. Da es sich um einen privaten Gewerbebetrieb handele, sei es Aufgabe der Sicherheitsbehörden zu entscheiden, ob es einen Ansatz gibt, tätig zu werden. Mit denen stehe er im engen Austausch, ließ Bürgermeister Volker Mießeler (CDU) gestern auf Anfrage mitteilen.

Wie unsere Redaktion am Dienstag (10. September) exklusiv berichtet hatte, arbeitet der bekannte islamistische Prediger und Ex-Boxer Pierre Vogel offenbar als Boxtrainer in Bergheim. Der gebürtige Frechener übernimmt im Fight Club Bergheim das Training für die jüngeren Kinder von vier bis zehn Jahren, wie er selbst in einem Youtube-Video erklärt. Der Betreiber ließ Anfragen, ob Vogels salafistischer Hintergrund bekannt sei und wie lange die Kooperation bereits bestehe, unbeantwortet.

Dass jemand mit einem extremistischen Hintergrund mit Kindern arbeiten soll, empfinde ich als bedrückend und schockierend
Volker Mießeler

Ob die Sicherheitsbehörden einen Anlass sehen einzugreifen, könne er aktuell nicht beurteilen, so Mießeler. Falls dies geschehe, könnte die Stadt gegebenenfalls an Träger der Jugendhilfe herantreten. Mießeler bezeichnet den Umstand, dass jemand mit einem extremistischen Hintergrund in dem Boxclub „Fight Club Bergheim“ mit Kindern arbeiten soll, als „bedrückend und schockierend“.

Nach Angaben einer Behördensprecherin erhält der Fight Club Bergheim keine finanzielle Unterstützung der Stadt, beispielsweise durch die Sportförderung. Bei der Immobilie in Niederaußem, in der die Boxschule untergebracht ist, handele es sich definitiv um keine städtischen Räume, versicherte sie: „Es gibt auf keiner Ebene eine Unterstützung durch die Kreisstadt Bergheim.“

Der salafistische Prediger Pierre Vogel spricht am 19.07.2014 in Hamburg auf einer Kundgebung vor Anhängern auf dem Hachmannplatz.

Pierre Vogel

Die Grünen im Bergheimer Rat betrachten den Umstand, dass der „bundesweit bekannte Salafist Pierre Vogel“ Kinder in Bergheim trainieren soll, mit großer Besorgnis. In einem Schreiben an Mießeler wollen sie unter anderem wissen, ob er eine Untersuchung gegen den Fight Club Bergheim veranlassen wird und was die Stadt unternehmen, um Kinder und Jugendliche vor islamistischer Einflussnahme zu schützen. „Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt benötigen Antworten von Ihnen und der Stadt, bevor dies von anderen Akteuren übernommen wird“, schreibt Peter Hirseler.

Der Fight Club Bergheim ist nicht als eingetragener Verein gelistet. Die Kampfsportler sind weder auf der Seite der Sportvereine der Kreisstadt gemeldet, noch sind sie beim Mittelrheinischen Boxsport Bezirks-Verband eingetragen.

CDU-Fraktionsvize im Landtag begrüßt Berichterstattung

Beim Pulheimer Box-Club wundert sich ein Verantwortlicher, der namentlich genannt werden möchte, dass der Verein an keinerlei Wettkämpfen teilnimmt. Daher liege die Vermutung nah, dass der Fight Club „lieber unter dem Radar bleiben möchte“.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, der Brühler Gregor Golland, begrüßt die Berichterstattung über den Fight Club Bergheim: „Wir haben heute im Plenum als Antwort auf Solingen ein umfassendes Sicherheits-, Migrations- und Präventionspaket vorgestellt. Dazu gehört auch, gegen islamistische Prediger und Hetzer vorzugehen. Polizei und Verfassungsschutz müssen hier aufklären und mögliche Maßnahmen ergreifen. Ebenso ist die Zivilgesellschaft gefordert, sich gegen jede Form von Extremismus zu wehren.“