Coronavirus sorgt für den Blues37 Zuhörer bei Konzert im Bergheimer Medio
Bergheim – Die Corona-Krise hat auch das Bergheimer Medio erreicht. Wegen des Infektionsschutzgesetzes müssen viele Veranstaltungen bis Ende April auf spätere Zeitpunkte verschoben worden, sagt Geschäftsführer Stephan Holzporz.
Mit der Auflage, unter 100 Zuschauern zu bleiben, konnte das Blueskonzert am Freitagabend jedoch stattfinden. Dennoch waren viele Musikfans, die ein Ticket gekauft hatten, vorsorglich zu Hause geblieben. 37 Zuhörer zählte Medio-Programmdirektor Schobbe Vois kurz vor Beginn des Konzertes.
Bergheim: Medio trotzt der Corona-Krise
In kleinen Gruppen, paarweise und einzeln, verteilten sich die Zuhörer mit viel Abstand zueinander im kleinen Saal des Medio. Viele schauen sich unwillkürlich nach dem vierten Mann am Schlagzeug um, als das Chris-Kramer-Trio loslegte. Denn mit Wucht fährt einem die Bassdrum in die Magengrube. Es ist jedoch kein Schlagzeuger auf der Bühne. Wen man da hört, ist Kevin O Neal, der mehrfache deutsche Beatboxmeister. Mit seiner Stimme imitiert er das ganze Schlagwerk der Band namens „Chris Kramer & Beatbox ’n’ Blues“. Mit einiger Artistik treibt der Rhythmusmann den Gitarristen Sean Athens an seiner goldenen Gibson zu virtuosen Hochleistungen, und Frontmann Kramer heult in die Bluesharp. Er versteht sich auch auf Witz und Entertainment. Da umschlingt er nur mit den Lippen das winzige Instrument beim Spielen, als würde er es verschlingen wollen.
Varieté-Atmosphäre
Kramer stimmt sorglose deutsche Bluestexte an: „Ich seh aus wie ein Frosch aus der tiefsten Provinz, du brauchst mich nur küssen, und ich bin dein Prinz“. Bei klassischen Vorbildern bedient sich die Band, wenn Gitarrist Sean Athens wie einst Muddy Waters den „Hootchie Coochie Man“ besingt. Dann verströmt Beatboxmeister O Neill mit seinen exotischen Fähigkeiten ein wenig Varieté-Atmosphäre. Da bringt er den Zuhörern die Grundlage des Beatboxings bei: „Böse Katze“, ohne Vokale ausgesprochen, ergebe schon den ersten brauchbaren Beat. Für alles andere übe er täglich seit 18 Jahren.
O Neill singt zusätzlich zu den Beats noch Töne, trällert ein Bass- und Gitarrenriff dazu oder übernimmt die Melodielinie, für die man sonst eine Bläsersektion benötigt, so etwa beim funkigen „Sex Machine“. Zuweilen wuchtet er auch eine mächtige Techno-Bass-Ladung auf die Bühne. Die Zuhörer toben vor Begeisterung.
Meister an den Gitarren
Ganz anders zeigt sich da die Zed Mitchell Band, die zweite Musikgruppe des Abends. Sie hat einen Schlagzeuger und einen Bassisten mitgebracht. Vater Zed und Sohn Todor spielen auf ihren Gitarren zeitgenössischen Bluesrock, überwiegend aus ihrem aktuellen Album „Wow“. Die Musiker erweisen sich dabei als Meister an ihren Instrumenten. Die Gitarristen zitieren auch Sounds, die an Gary Moore und andere Ikonen des Blues erinnern, dennoch stehen ihre Songs mit ganz eigenen Atmosphären im Vordergrund. Es sind Titel namens „King of the Blues“, „Night in Berlin“ oder „It’s Killing Me“ – Balladen oder rockige Bluesnummern, in denen Vater und Sohn ihr Tourleben besingen oder die große Liebe, die nach vielversprechendem Auftakt doch nur an der Scheckkarte ihres Lovers interessiert war.
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