Ausstellung in der Alten Schlosserei BrühlNuhr nimmt Spuren des Verfalls in den Fokus
Brühl – Eine Pointe suchen Betrachter in den Fotografien des mehr als Kabarettist denn als bildender Künstler bekannten Dieter Nuhr vergebens. Und solche, die zur Vernissage der Ausstellung mit dem Titel „Bilder“ in die Alte Schlosserei des Marienhospitals gekommen waren, um einem Comedy-Abend beizuwohnen, wurden enttäuscht.
Bürgermeister Dieter Freytag zeigte sich überrascht von der künstlerischen Seite Nuhrs, empfahl aber die „detaillierten Beobachtungen“, festgehalten mit der Kamera, vorbehaltlos weiter. Als „kleine Details aus großen Welten“ würdigte die Vorsitzende des Brühler Kunstvereins Gaby Zimmermann die Bilder Dieter Nuhrs.
Einen redenden Dieter Nuhr erlebten die geladenen Gäste dennoch und zwar einen, der vom Wesen der Fotografie und dem der Worte erzählte. Wenn er etwas zu sagen habe, dann werde er Worte wählen und keine Bilder, daran ließ Nuhr am Sonntagmittag keinen Zweifel. Bilder wirkten eben vor allem auf der Gefühlsebene, man betrachte nur eines jener Bilder, die sich ins Gedächtnis eingebrannt hätten, etwa eines der Twin Towers am Tag des 11. September, so Nuhr. Fotos, die sich allerdings für irgendeinen Zweck oder gar ein politisches Ziel instrumentalisieren ließen, seien ihm „suspekt“.
Totes Kind am Strand im September 2015
Nuhr erinnerte an das Foto des toten Kindes am türkischen Strand. Unter dem Eindruck der medialen Verbreitung des Bildes habe die Bundeskanzlerin die Grenzen für Flüchtlinge geöffnet, sagte Nuhr. Möglicherweise wäre der September 2015 ohne das emotional aufwühlende Foto anders verlaufen, überlegte er.
Sollte Politik nicht vielmehr mit Worten und Argumenten gemacht werden, fragte Nuhr. Die eigenen Fotografien, übrigens quadratische Aufnahmen mit einer Kantenlänge von teilweise mehr als zwei Metern und ausgesprochen farbenfrohen Motiven, bezeichnete Nuhr als „dezent“ und „ruhig“.
Bei den Aufnahmen, die er in der „Fremde“, nämlich auf Reisen, sammele, werde er immer flächiger, zeige er malerische, sichtbare Spuren des Verfalls. Da gehe es ihm oft um Farbklänge, um Strukturen. Er zeige beispielsweise die rote und gelbe abblätternde Farbe einer Wand in einem Haus auf Ibiza von vielleicht 25 Zentimetern Größe oder die Spuren einer Reklame auf einer Wand im iranischen Shiraz.
In kurzen selbst geschriebenen Texten werfe er Fragen auf, nach Ewigkeit und Vergänglichkeit, nach dem Fremdsein, nach dem rätselhaften Wesen der Welt.
Drei bis vier Reisen pro Jahr
Drei- bis viermal im Jahr gehe er auf Reisen, „um zu gucken, das ist so gut wie fotografieren“.In einer abschließenden Fragerunde redet Dieter Nuhr über die verwendete Technik. So viel Pixel wie möglich zeigten den detaillierten Blick auf die oftmals stark vergrößerten Oberflächen, die er oft beim Flanieren, also im Vorbeigehen, fotografiere.
Er lasse seine Bilder auf ein seidenartiges Gewebe drucken, um Reflexe zu vermeiden und Oberflächenstrukturen hervorzuheben. „Haben Sie Freude daran, das ist alles, was ich möchte“, wünschte sich und den Betrachtern Dieter Nuhr.
Die Ausstellung ist bis zum 7. Juli zu sehen, von dienstags bis sonntags jeweils von 15 Uhr bis 19 Uhr.