Im Hofladen von Roland Schmitz-Hübsch sind Probiertüten mit verschiedenen Züchtungen erhältlich. Eventuell kommen sie ins reguläre Aufgebot.
Neue ZüchtungKunden wählen in Bornheim eine neue Apfelsorte
„Wir testen zurzeit zwölf neue Apfelsorten“, berichtet Roland Schmitz-Hübsch. Er ist Inhaber einer der größten Apfel- und Birnenplantagen in der Region. Zu ihm kommen Kunden aus der ganzen Umgebung – aus Brühl, Hürth, und Wesseling, aber auch aus Köln und Bonn.
Für seine Kunden startet er etwa Mitte November, wieder seinen großen Kundentest. Dazu werden 300 Apfeltüten gepackt, mit jeweils fünf verschiedenen, ganz neuen Apfelsorten und einem Bewertungsbogen. „Die Äpfel im Beutel sind nummeriert“, erklärt der Obstbauer. Die gleichen Zahlen stehen auch auf dem „Beipackzettel“. Der Kunde dürfe dann nach verschiedenen Kriterien – Aussehen, Knackigkeit, Saftigkeit, Süße, Säure und Aroma – selber entscheiden, welcher der Äpfel seinem Geschmack entspricht.
Obstbauer bindet seine Kunden seit Jahren in die Entscheidung mit ein
„Möglich ist es aber auch, sich über einen QR-Code auf dem Zettel in das System einzuloggen“, erklärt Schmitz-Hübsch. Dann sei sogar ein kleines Apfelprobier-Event zu Hause möglich, bei dem sich jeder Teilnehmer über den QR-Code einloggen und so auch mitentscheiden kann. „Zum Vergleich stecken wir aber auch immer eine Apfelsorte in den Beutel, die längst in unserem Hofladen verkauft wird“, erklärt er.
Diese Art der Kundenbeteiligung mache er schon seit ein paar Jahren. Das Angebot werde sehr gut angenommen. Die Testbeutel seien immer innerhalb weniger Tage restlos vergriffen. Die Teilnahme ist anonym und kostenlos.
Bewertet werde nach dem Schulnoten-Prinzip von Eins für sehr gut bis Sechs für ungenügend. Den Aktionsstart verkündet Schmitz-Hübsch im Internet und in seinem Hofladen. „Allerdings müssen die Kunden hier im Hofladen danach fragen“, erklärt er. Die ausgefüllten Zettel sollten dann zeitnah nach dem Test im Hofladen abgegeben werden. Die Auswertung wolle er spätestens ab Mitte Dezember in den sozialen Netzwerken und im Hofladen an der Pinnwand veröffentlichen.
Neue Apfelsorte wird drei Jahre lang getestet
Bevor ein Apfel ins Anbauprogramm aufgenommen wird, muss er drei Jahre den Tests der Kunden standhalten. So haben es in der Vergangenheit schon einige Apfelsorten auf die Plantage von Roland Schmitz-Hübsch geschafft – wie zum Beispiel die Nummer 29. „Sie hat seit knapp drei Wochen nun auch einen Namen“, sagt der Obstbauer. „Nummer 29 heißt bei uns jetzt Bloss 29“, sagt er. Den Namen „Bloss“ habe der Züchter vorgegeben, die 29 habe er zur Wiedererkennung angehängt. Auch die Sorte „Snap Dragon“, schnapp den Drachen, die es nun schon im zweiten Jahr im Hofladen zu kaufen gibt, hätten letztendlich die Kunden bei den Tests ins Anbauprogramm geholt.
Die richtigen Kreuzungen spürt der Obstbauer selber bei den Züchtern auf. Die Präsentationen der neuen Züchtungen liefen ähnlich wie Whisky- oder Weinproben, nur esse man eben Äpfel. Zuletzt habe er bei einer solchen Probe 25 verschiedene Äpfel von völlig neuen Kreuzungen probiert. „Da hatte sogar ich hinterher richtig Bauchweh“, gesteht er.
Doch nur das Beste der Züchter suche er sich aus, um es mit nach Bornheim-Merten in seine Plantage zu nehmen. „Davon pflanzen wir dann hier in unserer Zukunftsplantage jeweils 50 Bäume einer Sorte“, erklärt er. Aktuell habe er Kreuzungen aus Frankreich, Belgien und den USA in seiner Versuchsanlage – insgesamt zwölf verschiedene neue Sorten. „Die sind natürlich alle ziemlich interessant – doch zwei von ihnen sind hochinteressant“, sagt der Obstbauer. Deswegen kommen sie auf jeden Fall auch mit in den Beutel für den Kundentest.
Die Suche nach dem Lieblingsapfel geht immer weiter
Einer der beiden Äpfel, ein etwas dickeres Exemplar, komme von einem Züchter aus Deutschland, der jedoch nicht genannt werden möchte. Der Apfel sei eine Kreuzung zwischen Honey-Crunch und wahrscheinlich dem Wellant. Allerdings sei er ein bisschen dicker als der Wellant-Apfel, sehr knackig, sehr saftig mit einer angenehmen sehr ausgeglichenen Säure. Anders als der Wellant sei seine Schale jedoch glatt. „In Deutschland gibt es neben den Züchtungen aus den Versuchsanstalten auch noch vier bis fünf anerkannte private Apfelzüchter, die ihre Arbeit äußerst professionell machen“, berichtet Schmitz-Hübsch.
Auch der kleinere der beiden Äpfel sei eine deutsche Züchtung, in dem auch ein bisschen Honey-Crunch steckt und eine Züchtungsnummer, die er nicht kennt. „Der Apfel ist hocharomatisch und hat einen extrem hohen Zuckerwert von 18 Grad Brix, normal wäre 13 Grad Brix“, erklärt er. Verrückt findet Schmitz-Hübsch, dass der Apfel gar nicht so süß schmeckt. „Er ist vielmehr knackig, sehr aromatisch mit einer ausgeglichenen Süße.“
Um die Lieblingsapfelsorten seiner Kunden zu finden, geht die Suche immer weiter. Parallel zu den Verbrauchertests werden die Bäume der neuen Kreuzungen in der Zukunftsplantage auch auf ihre Widerstandsfähigkeit in Bezug auf Krankheiten und Klima getestet. Jetzt jedoch freut sich Roland Schmitz-Hübsch auf den Kundentest und vor allen Dingen auf die Ergebnisse. „Ich bin schon ziemlich gespannt, welche Apfelsorten in diesem Jahr den Geschmack unserer Kunden treffen“, sagt er.