Angeführt von der Bürgerinitiative „Uns stinkt's“ machen sich Anwohner der viel befahrenen Ost-West-Route für Beschränkungen und Kontrollen stark.
„Gläser im Regal scheppern“Bürger wollen Lkw-Verkehr durch Brühl wegen zu hoher Belastung begrenzen
Der Titel passt nach wie vor, obwohl das ursprüngliche Ziel erreicht ist. Die angesichts der wiederkehrenden Geruchsbelästigung gegründete Bürgerinitiative „Uns stinkt's“ hat nach Aufklärung und Ursachenbeseitigung – eine Kompostieranlage in Erftstadt wurde baulich verändert – ein neues Vorhaben ins Auge gefasst: Es um eine Begrenzung des Lkw-Verkehrs in der Stadt.
„Es ist in den vergangenen Jahren immer schlimmer geworden“, sagt Willi Koch, einer der treibenden Kräfte der Initiative. Ihn ärgert vor allem der massive Durchgangsverkehr, der sich über die Route Kölnstraße, Heinrich-Esser-Straße, Konrad-Adenauer-Straße und Theodor-Heuss-Straße regelmäßig quer durch die Stadt schiebt. Mit seinem Ansinnen stößt er vielerorts auf offene Ohren.
Bürger beklagen sich über Abfalltransporte durch Brühl
Etwa bei Alexandra Flender. Sie wohnt an der Heinrich-Esser-Straße und damit gewissermaßen an der engsten Passage dieser stark frequentierten Ost-West-Route. „Bei mir scheppern die Gläser im Regal, wenn die Laster vorüberfahren“, sagt sie. Und Paul Klinkhammer, der an der Kölnstraße zu Hause ist, hat sich inzwischen angewöhnt, im Homeoffice vor Lärm schützende Kopfhörer überzuziehen, „weil ich mich sonst nicht konzentrieren kann“, wie er betont.
Sie alle habe dieselbe Beobachtung gemacht: Es sind insbesondere Abfalltransporte zur Deponie in Erftstadt, die für zusätzlichen Lärm, Abgase und Feinstaub mitten in Brühl sorgen. „Es geht uns nicht um den Lieferverkehr nach Brühl, sondern die Laster, die quer durch die Stadt fahren, Start und Ziel aber andernorts haben“, so Koch. Für diese Fahrten gebe es mit den Autobahnen rund um Brühl gut ausgebaute Alternativstrecken. „Die Speditionen nehmen aber lieber die innerstädtische Strecke, weil sie dann Mautgebühren sparen“, ist Koch überzeugt.
Die Betreiber der Deponie Vereinigte Ville machen wenig Hoffnung auf Einflussnahme im Sinne der lärmgeplagten Brühler. Zwar wisse man aus Presse und sozialen Medien seit einigen Tagen von einer Zunahme des Schwerlastverkehrs durch Brühl, Einfluss auf die Speditionen, die den Abfall bringen, und deren Fahrtrouten habe man nur sehr eingeschränkt, so Sprecher Christian Schulz.
„Die Deponiebetreiber nehmen den Abfall an, der ihnen angedient wird, wenn er den genehmigungsrechtlichen Vorgaben entspricht“, teilt er mit. Allerdings sei den ortsnahen Kunden auch allgemein bekannt, dass der Deponiestandort durch die direkte Anbindung an die Autobahn 1 und die Luxemburger Straße ideale Voraussetzungen hat, um Abfälle außerhalb geschlossener Ortschaften anzuliefern. „Wir werden diese Kunden nochmals ansprechen und sie auf Ausweichrouten aufmerksam machen“, kündigt er an.
Die Bürgerinitiative fordert nun strikte Regelungen von den Behörden, um dem Problem Herr zu werden. Die Stadt sieht ihren Handlungsspielraum begrenzt. Man habe sich nach entsprechendem Votum der Politik darum bemüht, ein Lkw-Durchfahrtsverbot auf der Ost-West-Achse anzustoßen. Das Anliegen sei schon 2022 beim für die betreffenden Straßen zuständigen Landesbetrieb Straßen.NRW vorgebracht worden.
„Die Umsetzung wird aber von dort abgelehnt, da die klassifizierten Landesstraßen für Schwerlastverkehr ausgelegt sind“, so die Stadtverwaltung, die jedoch auf bestehende Einschränkungen hinweist. So gelte auf der Rheinstraße von der Einmündung der Bergerstraße, der Comesstraße, der Heinrich-Esser-Straße und der Theodor-Heuss-Straße von 22 bis 6 Uhr ein nächtliches Durchfahrtsverbot.
Anwohner fordern von der Stadt Brühl, dass sie das nächtliche Durchfahrverbot kontrolliert
„Es fehlt aber an Kontrollen“, sagt Koch. Schon lange vor 6 Uhr seien erste Laster unterwegs. Auch hielten sich längst nicht alle Lkw-Fahrer an die Tempolimits. Er will sich nun mit der Initiative für schärfere Kontrollen und Reglementierungen stark machen. Zumal sich entlang der Route zwei Schulen und mit dem Haus Wetterstein ein großes Seniorenwohnheim befinden. Die Brühler SPD hat sich diesen Bemühungen bereits angeschlossen. Koch hofft, seine Bemühungen auf eine noch breitere Basis stelle zu können.