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FilmprojektGerhard von Richthofen aus Brühl dreht Dreiteiler über die eigene Familie

Lesezeit 2 Minuten
Das Foto zeigt Gerhard von Richthofen neben einem großen Grabstein.

Auch den Invalidenfriedhof in Berlin hat Filmemacher Gerhard von Richthofen im Verlauf seiner Recherchen besucht.

Ein Filmemacher setzt sich mit seiner unbequemen Familiengeschichte auseinander und sucht dabei auch nach sich selbst.

Es gibt einen Menschen in der Familie des Filmemachers Gerhard von Richthofen, den nahezu jeder kennt. Es handelt sich um den Jagdflieger Manfred von Richthofen, der wegen seiner zahlreichen Luftsiege im 1. Weltkrieg wie ein Popstar gefeiert wurde. „Der rote Baron“ nannte man den Kriegshelden, dessen Leben mehrfach verfilmt wurde. Gerhard von Richthofen hatte mit dem Heldenmythos um seinen Vorfahr wenig am Hut und ist Jahrzehnte lang zu seiner adligen Verwandtschaft auf Distanz geblieben. Erst vor zwei Jahren entstand die Idee eines Filmprojekts.

„Wofür steht der Namen, und finde ich darin etwas von mir wieder?“, wollte der Dokumentarfilmer wissen, dessen Familie „seit 450 Jahren für so vieles steht, was mich irritiert“, wie er preisgibt. Der 67-Jährige nahm Kontakt zum Familienverband auf, der in den 1960er Jahren gegründet wurde, vertiefte sich in die 1884 veröffentlichte Familienchronik und reiste erstmals nach Schlesien, von wo die Familie 1945 vertrieben worden war.

Brühl: Es geht um Geschichte und Machtstrukturen

Bei seinen Recherchen stieß er auf so interessante Persönlichkeiten wie Ferdinand von Richthofen, der 1860 nach China reiste und den Begriff der Seidenstraße prägte, und Else von Richthofen, die als erste Frau zum Dr. phil promovierte. Ihre Schwester Frieda heiratete den Schriftsteller D.H. Lawrence und wurde Vorbild für seine berühmten Roman „Lady Chatterley“.

Der Filmemacher setzt die Geschichte der Familie in Beziehung zur deutschen Geschichte, in deren Machtstrukturen sie als Offiziere, Verwaltungsbeamte und Gutsbesitzer eingebunden waren. Richthofen hat viele Interviews geführt und dabei festgestellt, dass manche seiner zahlreichen Verwandten ähnliche Vorurteile hegten wie er.

Die Gespräche verbindet er im Film mit historischen Abbildungen und Landschaftsaufnahmen; er selbst nimmt dabei die Rolle des Erzählers ein. Kürzlich gab es im Zoom-Kino eine Testvorführung des rund einstündigen Films, dem noch zwei weitere Teile folgen sollen. „Viele Zuschauer fühlten sich angesprochen, weil dadurch die deutsche Geschichte plastisch wird“, stellt Richthofen fest, der den Streifen durch Crowdfunding finanziert hat.

Er selbst hat das Handwerk „von der Pike auf“ gelernt, dreht und schneidet selbst. Das hat er auch 2013 bei „Beethovens Orchester“ gemacht, einem Dokumentarfilm über das Bonner Beethoven-Orchester, das er bei einer USA-Tournee begleitet hat. „Diesen Film mache ich auch ein Stück weit für mich selbst“, gibt er offen zu. Dass da neben der Information auch viel Emotion im Spiel ist, versteht sich fast von selbst.