Ruth Dobernecker arbeitet schon lange als Kirchenmusikerin. Nun steht eine besondere Chorfreizeit an, in der ihre Schützlinge gefragt sind.
HerbstsingwocheWas 40 Kinder und eine Brühler Kirchenmusikerin auf die Bühne bringen
Was kommt dabei heraus, wenn 40 Kinder anhand vorgegebener Lieder Spielszenen entwickeln sollen? Das möchte Ruth Dobernecker herausfinden. Sie arbeitet schon seit elf Jahren als Kirchenmusikerin in der evangelischen Kirchengemeinde Brühl und begleitet dabei verschiedene Kinderchöre und einen Jugendchor.
Nun steht eine besondere Aktion des Kirchenkreises Köln-Süd an, zu dem auch die Gemeinde in Brühl gehört: die Herbstsingwoche. Unter dem Motto „Let’s sing together!“ werden bis zu 40 Kinder von sieben bis zwölf Jahren in der Jugendherberge Leutesdorf singen und ein eigenes Stück entwickeln. „Daran können alle Kinder teilnehmen, die Spaß am Singen haben, unabhängig von Chorerfahrung oder Religionszugehörigkeit“, so Dobernecker. Ihr Gesamtwerk werden sie dann am 26. Oktober in der Emmanuelkirche Köln-Rondorf aufführen.
Ruth Dobernecker wagt in der Herbstsingwoche etwas Neues
Neben einem Team von Mitarbeitenden und einem pädagogischen Jugendmitarbeiter fährt auch die Schauspielerin Marie-Joelle Wolf mit. Die Vision ist, dass die Kinder anhand einer vorgegebenen Liedauswahl eigenständig zusammen Szenen entwickeln, die sie mit den Liedern auf die Bühne bringen. „Das ist natürlich schon eine Herausforderung, wenn man 40 Kinder und nur vier Tage Zeit hat“, meint Dobernecker. Aber man müsse das einfach mal versuchen.
Für die Kirchenmusikerin gehört singen zum Menschsein dazu. „Normalerweise kommt das Singen von der kindlichen Entwicklung her vor dem Sprechen. Die Kinder lallen, begleiten ihr Spiel mit Gesang. Das ist ein ganz normaler Prozess und daraus wird, wenn es aufgenommen wird, eine völlig natürliche Singstimme.“ Zu oft werde daran aber nicht angeknüpft, und Singangebote in Schulen würden bei finanzieller Not oft als erste gekürzt.
Im Chor zu singen kann Menschen prägen
Dabei hat die Chor-Expertin im Verlauf ihrer Arbeit immer wieder erlebt, wie viel Freude das Singen Kindern machen kann. „Ich weiß von vielen Kindern, dass das der Termin schlechthin in der Woche ist.“ Und wenn sie dann in den Ferien lange Pause hatten, spiegeln ihr die Eltern immer wieder, wie sehr sich ihre Schützlinge darüber freuen, dass das gemeinsame Singen wieder stattfindet. Im Verlauf der Zeit wären schon so manche „Brummer“ über sich hinausgewachsen.
Besonders ist für Ruth Dobernecker auch, die Kinder in ihrem Chor aufwachsen zu sehen. „Ich habe jetzt nach zehn Jahren einen Jugendchor, der aus den Kinderchören herausgewachsen ist. Der war immer sehr klein. Seit zwei, drei Jahren sind es schon 20 Jugendliche von zwölf bis 22 Jahren.“ Es bleiben natürlich nicht alle am Ball. Aber auch wenn es wehtut, wenn jemand fünf Jahre dabei war und plötzlich nicht mehr kommt, ist sie überzeugt, dass die Singerfahrungen nachwirken. „Nicht für jeden ist ein Chor das ultimative Angebot, aber man kann viel aus der Gemeinschaft mitnehmen. Man reiht sich mit seiner Stimme in den Gesamtklang ein. Das prägt Menschen.“
Die Brühler Kirchenmusikerin begleitet ihre Schützlinge lange
Davon kann auch Ruth Dobernecker berichten, die in Sachsen aufgewachsen ist. Schon mit drei oder vier Jahre fing sie beim Kinderchor an. Als sie zehn Jahre alt war, sang sie dann selbst mit ihrer Mutter im Erwachsenenchor mit. Musik war also schon früh ein wichtiger Teil ihres Lebens, auch wenn ihre Eltern keine Berufsmusiker sind. Sie hat in Dresden und an der Folkwang-Universität in Essen studiert. Neben ihrer Arbeit und mit drei eigenen Kindern macht sie zurzeit einen weiteren Master für Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln.
Deshalb ist es für sie auch schön zu sehen, wenn Kinder aus dem Chor herauswachsen und in die Welt hinausziehen. „Für mich ist das total toll. Die ersten sind jetzt mit dem Studium fertig. Das ist sehr schön, wenn sie nochmal bei einem spontanen Singen dabei sind. Manche machen mit Musik weiter und suchen sich einen Erwachsenenchor. Eine ist Grundschullehrerin geworden. Da weiß ich, dass das Frucht trägt, was sie musikalisch erfahren hat.“
Aber für Ruth Dobernecker geht es ihr nicht nur um die Musik selbst. Im Osten habe sie immer wieder erklären müssen, warum sie in die Kirche gehe oder an Gott glaube. Das habe sie dazu gebracht, sich mehr damit auseinanderzusetzen. „Mir liegt es sehr am Herzen, auch die theologischen Inhalte zu transportieren und meinen Glauben singend vermitteln.“
Herbstsingwoche des Kirchenkreises Köln Süd. Montag bis Freitag, 21. bis 25. Oktober, mit einer Abschlussveranstaltung am Samstag, 26. Oktober, 16 Uhr in der Ev. Emmanuelkirche Köln-Rondorf. Teilnahmegebühr: 180 Euro. Anmeldung noch bis zum 1. September. Weitere Informationen und Anmeldung bei Ruth Dobernecker.