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VereinsjubiläumImker aus Brühl über ihre Leidenschaft und gepanschten Honig aus Asien

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen sind die Hobby-Imker Gero Meyer und Heinz Gabler.

Hobby-Imker Gero Meyer und sein Vereinskollege Heinz Gabler kümmern sich um die Bienenkästen.

Der Brühler Imkerverein stand schon vor seiner Auflösung, im Jubliäumsjahr ist davon keine Rede mehr.

Sie fliegen schon wieder: Rege Betriebsamkeit herrscht bei den frühlingshaften Temperaturen an den Bienenstöcken von Hobby-Imker Gero Meyer in Brühl. „Jetzt beginnen sie mit ihrer Brut“, erklärt er. Das bedeute, dass seine Bienenvölker nun täglich wachsen – bis zur Sommersonnenwende.

In wenigen Monaten wird sich Meyer demnach um bis zu zwei Millionen Arbeiterinnen kümmern. Bienen zählen für ihn und seine Imkerkollegen vom Imkerverein Brühl und Umgebung zu den faszinierendsten und wichtigsten Insekten der Welt. „Wenn es die Bienen nicht mehr gibt, dann ist die Menschheit in vier Jahren verhungert“, erklärt er. Ihre Betriebsamkeit garantiere den Menschen eine gute Ernte.

Bienen sind von großer Bedeutung für das Ökosystem

Damit meint Meyer aber nicht nur die Honigbienen der Imker, sondern auch alle wildlebenden Artgenossen. „Viele Wildbienen sind diesbezüglich absolute Spezialisten“, berichtet er. Gerade die wilden, oft solitär lebenden Bienen bräuchten aber naturnahe Lebensräume, für deren Erhalt und Fortbestand sich der Verein und auch Meyer ganz persönlich einsetzt.

Solche Probleme kannten die 29 Gründungsväter aber noch nicht, als sie den Imkerverein Brühl und Umgebung vor 125 Jahren, am 11. März 1900, aus der Taufe hoben. Gleichwohl wurde die Hobbyimkerei damals mit der Einführung einheitlicher Rahmen für die damals neuen Bienenkästen richtig revolutioniert. „Bis dahin hatten die Imker ihre Bienen in Bienenkörben gehalten – in sogenannten Strohbeuten“, erklärt Vereinsmitglied Heinz Gabler (69). Die Rahmen brachten einige Vorteile, etwa eine einheitliche Größe, die auch die Ausleihe untereinander möglich machte.

„Dank der Rahmen ist es sehr viel einfacher, in die Bienenstöcke zu blicken, um so zu sehen wie es den Bienen geht“, erklärt er. Der Verein diente auch schon damals dem Informationsaustausch und der gemeinsamen Vermarktung des Honigs. „1902 hat es in Brühl zwei Verkaufsstellen gegeben“, berichtet Gabler. Dort musste für ein Pfund Honig 1,20 Mark gezahlt werden. Heute kostet der Honig bei den Hobbyimkern aus Brühl und Umgebung im 500-Gramm-Glas durchschnittlich acht Euro.

Ein großes Thema sei auch damals schon der Kampf gegen gepanschten Honig gewesen – Honig, der mit verschiedenen Zuckermischungen gestreckt wurde. „Dieses Thema ist heute so aktuell wie vor 125 Jahren“, merkt Gabler an. Neueste Untersuchungen hätten sogar gezeigt, dass besonders Honig aus dem asiatischen und afrikanischen Raum gestreckt sei. „Wer reinen und guten Honig möchte, noch dazu ganz regional, dem empfehlen wir deswegen, den Honig beim Imker vor Ort zu kaufen“, sagt Meyer.

Verein stand kurz vor der Auflösung

Bei den Hobbyimkern dürften Interessierte bei der Produktion sogar zusehen. Früher erhielten die dem Verein angeschlossenen Hobbyimker auch noch Zuckerrationen, um so ihre Bienen auch nach der letzten Honigernte mit Futter für den Winter versorgen zu können. Dokumentiert ist zum Beispiel, dass dem Imkerverein Brühl und Umgebung 1930 rund 1630 Kilogramm Zucker für die Bienenvölker zugeteilt wurde. „Zuckerrationen gibt es aber schon lange nicht mehr“, sagt Meyer.

Die gab es aber noch, als der Verein auch aufgrund der schlechten Versorgungslage nach dem Zweiten Weltkrieg einen richtigen Boom erlebte, mit zeitweise über 60 Mitgliedern. Erst Ende der 1950er-Jahre gingen die Mitgliederzahlen zurück – bis der Verein 2010 nur noch sieben Mitglieder zählte. „Damals haben wir überlegt, den Verein aufzulösen oder aber in die Öffentlichkeit zu gehen“, erinnert sich Meyer. So kam es zum Tag der offenen Imkerei – und den inzwischen wieder 29 Vereinsmitgliedern.


Jubiläumsjahr mit mehreren Veranstaltungen

Das Jubiläumsjahr möchte der Verein dazu nutzen, um bei verschiedenen Veranstaltungen über die Vielfalt der Honig- und Wildbienen aufzuklären und zu informieren. Etwa beim Apfelblütenfest im Schlosspark am 5. April, beim Brühler Agendamarkt und beim Tag der offenen Imkerei am 12. Juli. Auftakt der Festlichkeiten ist am 16. März im Gasthaus Krayer, Bonnstraße 440 in Brühl-Schwadorf. Bei den Feierlichkeiten gibt es auch einen Fachvortrag und Diskussionen zur Asiatischen Hornisse, ihrer Ausbreitung in der Region und der Folgen für die Imkerei. Bürgermeister Dieter Freytag wird die Feier um 15 Uhr eröffnen. Um Anmeldung per E-Mail wird gebeten. Weitere Informationen gibt es online.