Nach einer Reparatur durch Experten läuft die Turmuhr der Kierberger Kirche wieder und auch die Glocken können erklingen.
Sanierung schreitet voranJahrelang fehlender Minutenzeiger an Kirche in Brühl ist Geschichte
Kierberg hat einen vertrauten Klang zurück: Seit 12.15 Uhr am gestrigen Mittwoch läuten die Glocken der Kirche St. Servatius wieder. Der Blick darf nun ebenfalls guten Gewissens der Turmuhr mit ihren goldenen Zeigern gelten. Denn die Uhr tickt nun wieder — und das pünktlich und weithin sichtbar an allen vier Seiten des 56 Meter hohen Gotteshauses.
„Seit September standen Uhr und Glocken still“, erklärt Felix Ross aus dem örtlichen Kirchenvorstand. Anlass war die umfangreiche Sanierung der 1904 erbauten Kirche. Nun haben die Arbeiten die Zielgerade erreicht. „Daher konnte im Turm auch der Strom wieder angestellt werden“, so Ross. Ende April soll alles vollbracht sein und im Juni auch die überholte Orgel zurückkehren. Wann erstmals eine Messe gefeiert werden kann, entscheidet sich in den kommenden Tagen.
Brühl: Arbeiten in 27 Metern Höhe
Für eines der letzten Kapitel der rund einjährigen Sanierung ging es hoch hinaus und im wahrsten Sinne schwer zur Sache. Der für die Arbeiten am Turm notwendige 96-Tonnen-Kran wurde aufgrund seines Gewichts über die Vochemer Straße und nicht über die nahe gelegene Eisenüberquerung der Straße „An der Brücke“ herangefahren.
In 27 Metern Höhe galt es, die Uhren zu kontrollieren und an der Nordseite ein jahrelanges Kuriosum zu beseitigen: Dort hatte sich bei einem Sturm bereits vor einigen Jahren der Minutenzeiger gelöst. Der 1,20 Meter lange Metallzeiger war herabgefallen, und das war nur deshalb ohne größere Schäden geschehen, weil sich der Zeiger am Taubenschutzgitter verfangen hatte.
„Das war Dusel“, meint Oliver Linnhoff, kurz nachdem er den frisch vergoldeten und gerichteten Zeiger wieder angebracht hatte. Vermutlich habe sich eine fehlerhafte Schraubenmutter gelöst, meint der Experte, der für die im Münsterland ansässige Glockengießerei Petit & Gebrüder Edelbrock tätig ist.
Die Wartung von Turmuhren, Glockensteuerung und -antrieb sowie Schlagwerk gehört ebenfalls zu seinem Job. „Neue Glocken werden dagegen heute viel seltener als früher gegossen und montiert“, sagt er. In der Nachkriegszeit war das noch ganz anders. Die Gemeinden waren allmählich wieder besser bei Kasse und benötigten vielfach neue Glocken, denn die alten waren oftmals während des Weltkriegs für die Produktion von Rüstungsgütern eingeschmolzen worden.
In der Kierberger Kirche wurden 1957 neue Glocken angebracht, in einem stählernen Glockenstuhl. „Das war zwischenzeitlich üblich. Heute würde man wieder wie ganz früher Holz zum Bau des Glockenstuhls verwenden“, erklärt Linnhoff. Der Klang sei schlicht besser. Während er das Uhrwerk stellte, ersetzten andere Handwerker von der am Kran befestigten Gondel einige defekte Schieferschindeln am Dach des Turms. „Wir nutzen die Gelegenheit, um vom Kran aus auch diese Schäden zu beseitigen“, erklärt Ross.
Manfred Bäuml, sein Kollege aus dem Bauausschuss des Kirchenvorstands, weist derweil auf die vielen Arbeiten hin, die bereits vollzogen wurden, seit man im vergangenen Frühjahr mit der Sanierung von St. Servatius begonnen hat. An Mauern und Gewölben wurden Risse beseitigt, damit keine Feuchtigkeit mehr eindringen kann. Die Wände wurden verputzt, das Mauerwerk im Sockelbereich frisch verfugt. „Zudem hat die Kirche nun einen barrierefreien Eingang“, sagt Bäuml. Außerdem wurde die Sakristei erneuert. „Das freut mich besonders für die Messdiener. In Kierberg gib es nämlich noch einige“, ergänzt Ross.
Rund eine Million Euro steckt das Erzbistum in die Sanierung der Kirche. „Wir liegen im Budget und nahezu im Zeitplan“, sagt Ross nicht ohne Stolz. Seit Mittwochmittag ist der Baufortschritt nun auch für jedermann zu hören und zu sehen.