Zwei Vochemer wollen die Mieterhöhung nicht akzeptieren - die städtische Gebausie verweist auf gestiegene Kosten und nötige Sanierungen.
StreitBrühler wollen Mieterhöhung der städtischen Wohnungsgesellschaft nicht akzeptieren

Die städtische Wohnungsgesellschaft Gebausie hat zuletzt in vielen Fällen die Mieten erhöht.
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Es war ein höchst unerfreuliches Schreiben, das zwei Vochemer aus ihrem Briefkasten zogen. Die städtische Gesellschaft für Bauen und Wohnen, kurz Gebausie, kündigte eine stattliche Mieterhöhung an. „Dort hieß es, dass ich von Anfang Juni an satte zehn Prozent mehr zahlen soll“, sagt einer der beiden Betroffenen, der anonym bleiben möchte.
Für die 122 Quadratmeter-Wohnung in Vochem, in der er mit seiner Frau lebt, wird nun eine Kaltmiete von 1189 statt 1081 Euro fällig. „Das sind 9,69 Euro pro Quadratmeter“, hat er ausgerechnet. Bisher seien es 8,81 Euro gewesen. Seinem Nachbarn erging es ähnlich. Mit der Erhöhung bewege sich die Gebausie zwar noch im Rahmen des Mietspiegels, nachvollziehen können die zwei den Aufschlag aber nicht.
Wohnungen höher eingestuft
Zu diesem Unverständnis trägt vor allem die Begründung des Vermieters bei. „Unsere Wohnung wurde anders klassifiziert. Aus der normalen wurde offiziell eine gehobene Ausstattung“, erklärt er. Baulich habe sich aber gar nichts verändert.
Anders als viele Nachbarn wollte er das nicht akzeptieren. Er zahlt weiterhin die gewohnte Miete und schrieb den Gebausie-Geschäftsführer Thomas Isele, den Aufsichtsrat und den Bürgermeister an. Immerhin gehört die Gebausie mehrheitlich den Stadtwerken. Erfolg habe er damit nicht gehabt.
Das im Mietspiegel für normale Ausstattung vorgesehene Maximum liege bei 9,20 Euro, so der Vochemer. Nach Rücksprache mit seinem Anwalt habe er angeboten, 9,21 Euro zu zahlen. Für ihn ergebe dies eine Kaltmiete von 1130 Euro. Darauf sei die Gebausie nicht eingegangen. Im Gegenteil. Inzwischen, so der Vochemer, seien sein Nachbar und er auf Zahlung der höheren Miete verklagt worden.
Aufgrund der Anonymität des Mieters kann sich Gebausie-Geschäftsführer Isele zum besagten Fall nicht äußern. Generell sieht er aber keinen Spielraum für Kompromisse und auch keinen Grund. „Wir müssen der Marktsituation folgen“, sagt er. Im Bestand der mehr als 2000 Wohnungen, darunter rund 30 Prozent sozialgebundene, bestehe hoher Sanierungsbedarf, den man angehen müsse, um einen Modernisierungsstau zu vermeiden.
„Das erzeugt hohe Kosten“, so Isele, zumal die Ausgaben für Bauleistungen zuletzt rapide gestiegen seien. Und auch die Bauzinsen hätten deutlich zugelegt. „Wir sind dazu gezwungen, wirtschaftlich handeln“, macht der Stadtwerke- und Gebausie-Chef deutlich.
Mieterhöhung für 990 Wohnungen in Brühl
Bei etwa 990 Mietwohnungen habe man zuletzt die Miete erhöht. Maximal um zehn Prozent. Allerdings nie binnen eines Jahres. Auch der Vochemer Mieter bestätigt dies. Zuvor habe er letztmals 2018 eine Erhöhung verkraften müssen, betont der Mann. Eine Einstufung in höhere Ausstattungsklasse wurde laut Isele in nur vier Prozent der 990 Fälle vorgenommen.
Dabei habe man sich die Gebäudesubstanz, die Ausstattung und das Wohnumfeld angeschaut. Bodenbelag, also etwa Parkett, die Anzahl der Badezimmer, Größe und Anzahl von Balkon oder Loggia, seien Kriterien. Oder aber die Gestaltung der Grünanlagen am Haus. Diese Kriterien seien nachvollziehbar, findet er. Daher bewege man sich bei der Erhöhung auch auf rechtlich sicherem Terrain, ist Isele überzeugt.
Der Vermieter muss die gehobene Ausstattung nachweisen
Jörg Hänsel, Rechtsanwalt beim Mieterverein Köln, betont, man müsse sich den Einzelfall anschauen. Generell habe der Vermieter Anspruch auf eine ortsübliche Miete, er könne daher auch die neue Einordnung einer Wohnung zuungunsten des Mieters vornehmen. „Dann muss er jedoch nachweisen, dass beispielsweise eine gehobene Ausstattung vorliegt“, so Hänsel, der zu einer Beratung beim Mieterverein rät.
Der Vochemer Mieter hält das Verhalten der Gebausie auch losgelöst von seinem Fall für falsch. Die Anhebung der Mieten steigere bei der Neuauflage des Mietspiegels das allgemeine Preisniveau in Brühl. Das widerspreche der sozialen Verantwortung einer städtischen Gesellschaft, findet er.