„Die Baugerüste bleiben für Jahre“Interview mit der Schlossverwaltung Brühl
Brühl – Frau Junga, welche Schäden hat das Hochwasser in den Brühler Schlössern und im Schlosspark angerichtet?
Junga: Im Vergleich zu den Tragödien, die viele Menschen im Rhein-Erft-Kreis erlebt haben, ist die UNESCO-Welterbestätte noch glimpflich davongekommen. Die Schlösser selbst sind im Wesentlichen vom Unwetter verschont geblieben. Durch die Niederschläge und das Ansteigen der Flussläufe im Kreisgebiet wurden jedoch das historische Parterre und der Wald flächendeckend überflutet. Dabei entstanden Schäden an zahlreichen Wegen. Hinzu kamen zahlreiche Astbrüche durch den starken Wind. Der Park wurde deshalb in Absprache mit der Feuerwehr ab dem 15. Juli geschlossen.
Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um die Schäden zu beheben?
Nachdem die Wassermassen abgelaufen waren, konnten Gutachter die Gefahrenlage prüfen. Nach ihrer Einschätzung waren keine Gefahren durch die Bäume zu erkennen. Die Wege wurden unter Einsatz des schweren Wegebaugerätes der Schlossgärtnerei ebenfalls wieder in einen Zustand versetzt, der die Verkehrssicherheit für unsere Besucherinnen und Besucher gewährleistet. Wir haben uns gefreut, dass wir den Park ab dem 19. Juli wieder öffnen konnten.
Ihr Büro ist nur einen Steinwurf vom Schloss und der Fußgängerzone entfernt – ein Arbeitsplatz, um den Sie so mancher beneiden dürfte. Zieht es Sie in der Mittagspause eher ins Café oder in den Park?
Neulich hat ein Kollege aus der Landesverwaltung gesagt, ich hätte den schönsten Arbeitsplatz in Nordrhein-Westfalen. Tatsächlich genieße ich die Atmosphäre unseres Verwaltungsgebäudes und dessen Lage. In die Stadt zieht es mich immer wieder, weil ich zu etwas Süßem schlecht Nein sagen kann. Im Eiscafé am Markt dürfte mein Gesicht inzwischen bestens bekannt sein, und auch einige der anderen Lokale und Restaurants habe ich schon mit Kolleginnen und Kollegen besucht. Wenn ich mir mal in Ruhe über etwas Gedanken machen will, ist selbstverständlich der Park die bessere Adresse.
Zur Person
Regina Junga (60) ist seit Mai vergangenen Jahres als Dienststellenleiterin für die Verwaltung der Brühler Schlösser Augustusburg und Falkenlust sowie den umgebenden Park verantwortlich.
Die einstige Journalistin und examinierte Juristin war zuvor in unterschiedlichen Funktionen für die Kölner Bezirksregierung und die Landesregierung in Düsseldorf tätig. Regina Junga ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Söhne. Sie lebt in Köln. (wok)
Der Park machte zuletzt Sorgen. Die teils jahrhundertealten Bäume leiden unter der Trockenheit. Nun hat der Bund mehr als 650 000 Euro für Neuanpflanzungen bewilligt. Wofür wird das Geld konkret eingesetzt?
Die Stadt hat in Zusammenarbeit mit uns ein Konzept eingereicht, das die Umgestaltung zweier geschädigter Flächen im englischen Landschaftspark vorsieht. Wir wollen dort das alte Erscheinungsbild des einst von Peter Joseph Lenné angelegten Landschaftsparks soweit wie möglich wiederherstellen. Angesichts des Klimawandels werden wir dabei teilweise auch auf andere Pflanzen zurückgreifen, als er das damals getan hat. Diese Detailplanung steht noch aus und funktioniert nicht ohne wissenschaftliche Expertise. Wir werden also mit Fachleuten zusammenarbeiten, um dieses große Projekt stemmen und den Park zukunftsfest machen zu können.
Sie sind nun seit gut einem Jahr als Dienststellenleiterin für die Geschicke der Schlösser Augustusburg und Falkenlust zuständig. Gab es etwas, das Sie besonders überrascht hat?
Ganz eindeutig die Bedeutung des Schlossparks. Und zwar in zweierlei Hinsicht: als Grünkörper für die Stadt und in der historischen Dimension. Hinter der ursprünglichen Gestaltung steckt ja ein detaillierter Plan. Das ist faszinierend und führt dazu, dass ich im Urlaub andere Parkanlagen mit ganz anderen Augen betrachte.
Gibt es Etappenziele, die Sie bereits erreicht haben?
Die Wiederöffnung des Areals rund um den Großen Inselweiher war sicherlich ein wichtiger Schritt. Einen weiteren haben wir getan, indem wir gemeinsam mit dem Bauministerium die Planung eines Museums in einem Nebengebäude von Schloss Falkenlust auf den Weg gebracht haben. Bis zum Jahresende dürften die Ergebnisse einer Ausschreibung und damit die Ideen von Architekten vorliegen, wie man dort künftig Ausstellungen in Szene setzen könnte. Unsere Ambition ist es, dort die besondere Geschichte dieser Welterbestätte in einem breiteren Spektrum erlebbar zu machen. Das Museum ist ein Meilenstein, ein Schlüsselprojekt. Denn bislang setzen wir ja vor allem auf Führungen durch die Häuser und den Park.
Ihr Vorgänger Heinz Kracht hat sich zum Abschied über das nicht immer einfache Verhältnis zu den Brühlern beklagt. Er sagte, manche nutzten den historischen Schlosspark wie eine gewöhnliche öffentliche Grünanlage, andere stünden allen Veränderungen äußerst kritisch gegenüber. Wie haben Sie die Bürgerinnen und Bürger der Stadt bislang erlebt?
Zunächst einmal ist es schön, dass sich die Menschen den Schlössern und dem Park so tief verbunden fühlen und sich dort gerne aufhalten. Ich habe allerdings auch schon einige Szenen erlebt, die nicht so erfreulich waren. Wenn Besucher die Regeln bewusst missachten und auf Hinweise unwirsch reagieren, wünscht man sich manchmal etwas mehr Wertschätzung für diese historische Anlage und für die Regeln, die schließlich für alle gleichermaßen gelten müssen. Also für Einheimische und für auswärtige Besucher.
Auf welche Neuerungen und Projekte können sich die Besucher in den kommenden Monaten freuen?
Ich freue mich, dass nach vielen Monaten der Schließung endlich wieder Führungen möglich sind. Baulich wird die Sanierung des Daches der Südorangerie vorangehen, und auch die Arbeiten an der Fassade werden für jedermann sichtbar starten. Wir werden Augustusburg in den kommenden Jahren leider nicht mehr ohne Baugerüst sehen. Es wird zeitweilig eher ausschauen wie der Reichstag nach der Verhüllung durch den Künstler Christo.
Woran messen Sie Ihren Erfolg? An der Besucherzahl oder dem Erhalt der Bausubstanz und der Baumriesen im Schlosspark?
Die Statuserhaltung ist sicherlich ein ganz wichtiger Aspekt. Man braucht in dieser Funktion einen langen Atem und arbeitet immer auch für die Nachfolger. Mein mittelfristiges Ziel ist es, über die bestehenden Führungen hinaus den pädagogischen Bereich auszubauen. Daher spielt das Museum in Falkenlust, wenn es seine Türen öffnet, eine bedeutende Rolle.
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Wenn es uns gelingt, den Wert und die Qualität dieser Welterbestätte und die Hintergründe ihres Entstehens und ihrer Entwicklung insbesondere jungen Menschen zu vermitteln, hätten wir viel erreicht. Es wäre doch toll, wenn jedes Kind zwischen Köln und Bonn einmal die Schlösser besucht hat.