Gosia Warelich aus Brühl will bei einem Wettbewerb knapp 7000 Kilometer in gut drei Wochen zurücklegen.
Große PläneExtremsportlerin aus Brühl will mit dem Rennrad quer durch die USA fahren
Knapp 300 Kilometer ist der Durchschnittsdeutsche im Jahr mit seinem Fahrrad unterwegs. Malgorzata „Gosia“ Warelich aus Brühl schafft das an einem Tag. Die 48-Jährige hat sich 2019 das Rennrad ihres Arbeitskollegen geliehen und wusste ab diesem Moment, dass sie fahren will.
Im Juni erobert sie mit ihrem eigenen Rad die Vereinigten Staaten, absolviert 6980 Kilometer und ist dabei die einzige in Deutschland lebende Teilnehmerin.
Es ist gerade einmal fünf Jahre her, dass sich die gebürtige Polin nicht mal vorstellen wollte, wie Leute über 100 Kilometer am Stück Fahrrad fahren können. Mit dem geliehenen Rad schaffte sie allerdings auf Anhieb 70 Kilometer, das noch mit ihren Laufschuhen aus ihrer Zeit als Marathonläuferin.
Brühlerin fährt jede Woche bis zu 700 Kilometer mit dem Rad
Die sportlichen Voraussetzungen waren also da. „Ich fand das im Vergleich nach der ersten Tour viel schöner, dass man während des Fahrens viel mehr von der Landschaft sehen kann, als beim Laufen.“ Mittlerweile fährt sie in der Woche zwischen 500 und 700 Kilometer. Allein zur Arbeit als Finanzbuchhalterin sammeln sich 45 Kilometer an, am Wochenende sind die Routen zwischen 250 und 400 Kilometern lang, und alles in allem ergibt das die perfekte Vorbereitung für Wettkämpfe.
Vor allem zwei Wettbewerbe sind der Sportlerin in Erinnerung geblieben. An „North Cape 4000“ hat sie gleich zwei Mal teilgenommen. Die Route über 4500 Kilometer führte sie von Italien zum Nordkap, das Ziel erreichte sie als erste unter den Frauen. „Der wichtigste Wettbewerb aber war in meinem Land Polen. Die Route ging über meinen Geburtsort, und auf der Strecke hat meine Mutter auf mich erwartet. Es waren die schönsten Kilometer.“
Und auch dort schaffte sie es – nach 1000 Kilometern und 47 Stunden ohne Schlaf – im Ranking der Frauen auf Platz eins. Um diese Leistungen zu erbringen, hat Warelich drei Grundsätze: Gesund essen, früh ins Bett gehen und Disziplin beim Training.
So fährt sie bis zu 16 Stunden am Tag, wenn ein Rennen mehr als 1000 Kilometer hat. „Bis 1000 Kilometer kann man auch durchfahren“, sagt sie und lacht. „Ich bin eine Person, die mit sich allein sein kann, auch wochenlang. Dabei höre ich fast nie Musik. Ich bin einfach mit meinen Gedanken und fühle mich damit glücklich“, beschreibt die Extremsportlerin.
„Bei Ultradistanzen spielt der Kopf eine große Rolle. Ich schlafe fast immer draußen, um keine Zeit zu verlieren wegen der Hotelsuche. Die Verpflegung ist an den meisten Tankstellen zwar teuer und ungesund, aber schneller, als einen Supermarkt suchen zu müssen.“ Momente, in denen sie sich erschöpft fühlt, kennt sie dennoch: „Sekundenschlaf ist mir einmal auf der Strecke zum Nordkap passiert. Es war 5 Uhr morgens, und zum Glück war kein Auto hinter mir“, schildert sie die brenzlige Situation.
Seitdem gönnt sie sich kleine Powernaps von zehn bis 15 Minuten. In wenigen Tagen startet in den USA das „Trans Am Bike Nonstop“. Los geht es in Oregon. Das Rennen wird die zweifache Mutter bis nach Virginia führen. Nur 40 Teilnehmer stellen sich der Aufgabe, die fast 7000 Kilometer von der Westküste bis zur Ostküste zu bewältigen.
„Mein großer Traum ist es, den Wettbewerb in 22 bis 24 Tagen zu schaffen. In den letzten drei Monaten hatte ich Probleme mit meinem Knie, somit hat sich mein Ziel geändert: Ankommen. Mehr muss ich nicht haben. Generell bin ich zum ersten Mal in Amerika und freue mich sehr auf dieses Abenteuer“, sagt sie und bleibt positiv gestimmt. „Wenn mein Knie und mein Fahrrad mitmachen, dann kommt der Rest von ganz alleine.“
Der Koffer für den Ultramarathon ist gepackt, Werkzeug, Erste-Hilfe-Tasche, Regensachen, Daunenjacke und Biwaksack befinden sich darin. Auch an die nächsten Wettbewerbe denkt sie bereits: „Irland, England, Schottland, Spanien, Afrika, Mexiko, es gibt noch so viele an denen ich teilnehmen möchte.“ Und auch der North Cape 4000 soll es in diesem Jahr erneut sein. Wer das Radrennen miterleben möchte, kann Gosia Warelich auf Facebook (gosia.warelich) folgen.