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„Haarmitherz“Brühler Friseursalon sammelt Haare von Kunden, um damit Meere zu säubern

Lesezeit 2 Minuten

Christin Wosnitzka sammelt abgeschnittene Haare. 

Brühl – Wohin mit den Haaren, die zwangsläufig beim Friseur anfallen? Für Christin Wosnitzka, die den Salon „Haarmitherz“ an der Euskirchener Straße betreibt, stellt sich diese Frage seit Anfang März nicht mehr. Sie will und kann damit helfen, Meere, Gewässer oder Flüsse zu säubern.

Die abgeschnittenen Haare werden zu Rollen und Filz-Matten verarbeitet, die sich dafür eignen, Öl, Treibstoffreste und Sonnenmilch aus dem Wasser zu filtern. Haare besitzen von Natur aus die Eigenschaft, wasserunlösliches Material aufzusaugen und zu binden. Ein Kilogramm Haar kann bis zu acht Kilogramm Öl aus dem Wasser ziehen.

Abgeschnittene Haare landen nicht im Müll

Zudem sind die Haarmatten wiederverwendbar. Sie können gereinigt und bis zu acht Mal verwendet werden. „Ich finde die Idee einfach super“, sagt Wosnitzka begeistert. „Tausende von Tonnen Haare, die sonst einfach im Müll landen, können etwas Gutes bewirken.“

Daher entschied sich die 35-Jährige, Partnersalon der in Bückeburg angesiedelten Initiative „Hair Help the Oceans“ („Haare helfen den Meeren“) zu werden. Dafür sammelt sie in ihrem Geschäft die abgeschnittenen Haare in großen Papiersäcken. Fünf Mal im Jahr lässt die Organisation diese abholen. Dafür entrichtet die Brühlerin einen Kostenbeitrag von 25 Euro.

„Haarmitherz“: Positive Reaktionen der Kunden

„Die Reaktionen der Kunden waren bisher durchweg positiv. Die meisten haben sich gefreut, dass ihr Besuch einem nachhaltigen Zweck zugutekommt“, resümiert sie. Sie will mit ihrem Engagement auch andere Salons auf diese Idee aufmerksam machen.

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„Ich habe den Hinweis auf die Aktion »Hair Help the Oceans« von meiner Mutter bekommen, die wusste, dass ich mich für das französische Vorbild interessiert hatte“, erzählt Christin Wosnitzka. Der Friseur Thierry Gras aus dem südfranzösischen Ort Brignoles gilt als der Entdecker der Haarfilter. Er gründete den Verein „Coiffeure Justes“ („Faire Friseure“), der die abgeschnittenen Haare in alte Nylon- oder Kompressionsstrümpfe füllt, diese zu Rollen bindet und dann als Filter in verschmutzten Gewässern einsetzt.

Chemikalien werden durch Haare ersetzt

Solche Haarmatten halfen beispielsweise Schlimmeres zu verhindern, als vor rund zwei Jahren vor Mauritius ein Öltanker auf Grund lief und mehrere Tausend Tonnen Öl verlor. Sonst hätten Chemikalien eingesetzt werden müssen, um das Wasser zu säubern. Christin Wosnitzka kann sich gut vorstellen, dass solche Haarfilter auch hier in der Gegend zum Einsatz kommen könnten, um zum, Beispiel Sonnenmilch aus Gewässern wie dem Heider Bergsee oder dem Bleibtreusee zu entfernen.

Die 35-Jährige hat sich außerdem überlegt, dass sie in ihrem Geschäft in Brühl auch einen Behälter aufstellen könnte, um ausgediente Kompressionsstrümpfe für die Haarfilter zu sammeln.