In dem Brühler Museum sind Gegenstände des Alltags im Wandel der Zeit zu sehen. Auch das Fachwerkhaus an sich ist ein Besuch wert.
AusflugstippIm Museum in Brühl gibt es eine Zeitreise in die Vergangenheit für drei Euro
Als „kleines Herrenhaus“ des 18. Jahrhunderts bezeichnet Marie-Luise Sobczak das Fachwerkhaus an der Kempishofstraße, den Sitz des Museums für Alltagsgeschichte. Hohe Decken und jeweils zwei Räume rechts und links eines Flures auf zwei Etagen zählt die einstige Denkmalpflegerin zu den Merkmalen gehobener Ausstattung damaliger Zeit.
Den Gegenständen des Alltags aus der Welt des kleinen Mannes, habe der 2009 verstorbene Begründer Günter Krüger das Museum gewidmet, erläutert die ehrenamtliche Leiterin des Museums. Als Gegenpol zu einer viel beachteten Welt, deren Ausstattung sich nur eine kleine Minderheit habe leisten können, habe Günter Krüger das Museum im Schatten des Brühler Schlosses konzipiert.
Kurfürst bot das Haus zur Übernachtung an
Dazu wählte er in den 1970er Jahren das Haus aus, das eine Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger vor dem Abbruch hatte retten können. Erst später stellte sich das Haus, das von einer unscheinbaren Fassade verdeckt war, als Gebäude von historischem Wert heraus. Es war einst Eigentum Antoine Leveillys, dem Bruder des Schlossbaumeisters Michael Leveilly. Kurfürst Clemens August habe es Honoratioren zur Übernachtung angeboten, betuchten Besuchern seiner Schlossbaustellen, die er so gern vorgezeigt habe, berichtet Marie-Luise Sobczak.
Im Flur, der noch den Originalsteinboden aus dem 18. Jahrhundert aufweist, fällt der Blick auf die abschüssige, hölzerne Treppe, deren Stufen mit ganz unterschiedlichen Bügeleisen aus einer Zeit vor der Elektrifizierung gesäumt sind. Auf dem Treppenabsatz sind Küchengefäße aus leuchtend weißer Emaille arrangiert, ein Überbleibsel aus einer Ausstellung, die das „Porzellan“ der Arbeiterschicht in Szene gesetzt hatte.
Weihwasserkessel und Puppenausstellung zu sehen
Gleich rechts geht es in zwei Räume, die wechselnden Ausstellungen vorbehalten sind. Zurzeit ist es eine Sammlung von Reiseandenken aus aller Herren Länder. Als „Augenausstellung“ bezeichnet Marie-Luise Sobcak die Sammlung von kleinen und großen Andenken aus den vergangenen Jahrzehnten. Hier finden sich Flöten und Stoffpuppen aus Südamerika, Fächer und Gewänder aus Fernost, ein russischer Samowar, ein indisches Harmonium und Spazierstöcke geziert mit den Wappen, Landschaftsmotiven oder Sehenswürdigkeiten durchwanderter Landstriche. Zwei Fotoalben belohnen das Aufschlagen mittels fein komponierter, kleinformatiger Schwarz-Weiß-Fotos. Ein Ehepaar hatte in den 1950er Jahren seine Reisen in dem Album dokumentiert.
Die Dauerausstellung in den anderen Räumen zeigt Küchen im Wandel der Zeit. Porzellangeschirr aus dem Brühler Franziskanerkloster hat seinen festen Platz, genauso wie Objekte der Volksfrömmigkeit, Marienfiguren, Schutzengel und Weihwasserkessel oder auch Kinderspielzeug. Im ehemaligen Schreibzimmer Krügers finden sich unmöblierte Puppenhäuser aus den 1930er Jahren. „The Lost Places der Puppenhäuser“ nennt Marie-Luise Sobczak die Ausstellungsstücke.
Das Museum für Alltagsgeschichte hat mittwochs und samstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet, sonntags von 14 bis 17 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt drei Euro, Kinder im Alter bis zwölf Jahren haben freien Eintritt. Weitere Informationen — auch zum zweiten Museum des Brühler Museumsvereins an der Kempishofstraße — sind auf der Homepage zu finden.