Im vergangenen Jahr zog ein Turmfalken-Pärchen fünf Jungtiere in schwindelerregender Höhe groß.
BrutstätteIm Kletterturm „TurmX“ in Brühl brüten Turmfalken – begleitet von zwei Webcams
Es ist die Zeit des großen Wartens am TurmX, jenem alten Getreidespeicher an der Brühler Kurfürstenstraße. Das gilt nicht für die Besucher, die das 50 Meter hohe Gebäude als Ort des Nervenkitzels beim Houserunning und Freefall – einem Sprung in die Tiefe – nutzen oder die Kletterparcours an der Fassade in Angriff nehmen. Diese Saison hat bereits begonnen.
Gewartet wird auf die Taten gefiederte Besucher. Turmfalken haben das Gebäude im vergangenen Jahr als Refugium entdeckt. Sie brüteten in einem alten Autoreifen, der unweit der Dachkante einen der Parcours kennzeichnet. Zuletzt steuerten sie den Reifen wieder häufiger an.
Der Blick gilt dem Computer-Monitor
„Ich bin gespannt, wann sich wieder etwas tut. Im letzten Jahr haben sie im April die Brut begonnen“, sagt Achim Heymann, der mit Marco Gleisner und Raimund Bechtloff den Kletterturm betreibt.
Auch wenn sein Blick immer wieder mal nach oben geht, muss er keinen steifen Hals befürchten. Möglich macht dies moderne Technik. An der Brutstätte sind inzwischen zwei Kameras montiert. Das Geschehen kann somit am Computer-Monitor verfolgt werden. Aktiviert wird die Aufnahme per Bewegungsmelder. Frische Bilder gibt es, sobald sich etwas tut.
Die Falken waren auch in den vergangenen Monaten rund um den Turm unterwegs. „Offenbar gehören dazu die Altvögel und der Nachwuchs vom vergangenen Jahr“, sagt Bechtloff. Fünf Jungvögel zog das Pärchen damals groß. „Mal sehen, wie es weitergeht. Wir haben auf jeden Fall einen zweiten Reifen für sie angebracht“, sagt er.
Vor rund zwölf Jahren gab es schon einmal Falken am Turm. Nun sind sie zurück. „Ich gehe davon aus, dass sich die Vögel bei uns einfach sehr wohl fühlen“, ist Heymann überzeugt.
Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. Jedenfalls sind Heymann und seine Kollegen eifrige Beobachter der Falken. „Wir sind sicherlich keine Hobby-Ornithologen geworden, aber verfolgen das Geschehen schon mit großer Spannung“, erklärt Bechtloff.
Er schaute gerne zu, wie die Altvögel zum Füttern des Nachwuchses anflogen und sich die Kleinen im Reifen drängelten. Zwei Monate habe es im vergangenen Jahr gedauert, bis die jungen Falken ihre ersten Flugversuche unternommen hätten. Besondere Augenblicke seien das gewesen, betont er.
Diese Chance haben auch die Besucher der Homepage des TurmX, per Livestream und Highlights. Dass dies die Zahl der Seitenaufrufe erhöht, sei ein positiver Nebeneffekt, so Bechtloff. In erster Linie freue man sich aber über ein Stück Natur am Turm.
Um die Turmfalken nicht bei der Brut zu stören, habe man im vergangenen Jahr auch eine Kletterroute gesperrt und nun ihren Verlauf verändert. Auch mit dem Nabu will man Kontakt aufnehmen. Vielleicht sei die Beobachtung der Turmfalken per Kamera ja auch für waschechte Ornithologen von Interesse, spekuliert er.